Schömberg

Wirtshausmusik und Narrenlied: Wie sich die Schömberger gesanglich auf die Fasnet einstimmen

05.02.2023

Von Manfred Wachter

Wirtshausmusik und Narrenlied: Wie sich die Schömberger gesanglich auf die Fasnet einstimmen

© Manfred Wachter

Der Saal des Gasthofs Plettenberg war bis auf den letzten Platz belegt.

Die Schömberger konnten nach zwei Jahren Pandemie endlich wieder einen wunderbaren Wirtshausabend genießen, mit Wirtshausmusik und Facklasonndigsliedern vom Allerfeinsten. Seit 2013 veranstalten die Narrenzunft und der Liederkranz das Facklafiar- und Wirtshausliedersingen im Gasthaus Plettenberg.

Zunftmeister Bernhard Wuhrer von der Narrenzunft begrüßte die Gäste, auch stellvertretend für den erkrankten Vorsitzenden des Liederkranzes Hans Steiner. Alle waren sich in der Aussage einig, dass man die Wirtshauskultur und vor allem das gemeinsame Wirtshaussingen in Schömberg von von Jung und Alt gerne angenommen wird. Ganz besonders die Jahrgänger ab 14 Jahren bis in hohe Alter sind in Schömberg auch unter dem Jahr sehr aktiv, es gibt einen großen Zusammenhalt.

Es sei ja auch eine schöne Sache, Musikanten und Sängern mit dem Publikum zusammenzuführen, einfach mitten drin und mit dabei zu sein, so die Veranstalter. Der „Plettenberg“ war proppenvoll, so viele potenziell Sängerinnen und Sänger waren gekommen.

Die längst gewünschte Stunde

Nach einer kurzen Begrüßung durch Zunftmeister Bernhard Wuhrer ging es sogleich in die Vollen mit dem Schömberger Narrenmarsch und dem Narrenlied „Jetzt kommt die längst gewünschte Stunde“, die vor allem am Fasnetsmontag bei den Schömbergerinnen und Schömbergern die Freudentränen fließen lässt. Die zwei durch den Abend führenden Musiker und Sänger, Husarenmusikant Jens Neher, übrigens auch bekannt durch seine Fernsehauftritte bei Andy Borgs Musikantenstadl, sowie Sänger und Ausschussmitglied des Liederkranzes Jürgen Riedlinger boten ein über zwei Stunden dauerndes kurzweiliges Programm.

Wirtshausmusik und Narrenlied: Wie sich die Schömberger gesanglich auf die Fasnet einstimmen

© Manfred Wachter

Jens Neher (links) und Jürgen Riedlinger führten durch den Abend.

Dabei beschränkte sich die Liedauswahl nicht nur auf die Facklasonndigslieder, sondern auch auf typische Wirtshauslieder, die man an der Fasnet in Schömberg und teilweise auch über das ganze Jahr verteilt singt. Zwischen den Gesängen erzählte Jürgen Riedlinger Wissenswertes von den historisch überlieferten Liedern und auch den Ursprung der Zwanzger-Tradition. Die Mischung aus Schömberger Fasnetsliedern sowie selbst komponierten und altbekannten Liedern, munterte alle Gäste zum Mitsingen und Schunkeln auf.

Seit zehn Jahren wird gemeinsam gesungen

Im Gastraum kam schnell närrische Stimmung auf. Auch den Schömberger Narrenmarsch hatten die Musikanten selbstverständlich parat. Der Dank an die Betreiber des Gasthofes Plettenbergs seitens der beiden Veranstalter war logisch. Seit 10 Jahren findet dieses gemeinsame Singen in der Fasnetszeit statt. Getreu dem Motto „Einmal gemacht isch Tradition“ freut man sich schon auf die nächsten Jahre, um sich gemeinsam auf die Fasnet einzustimmen.

Unter den vielen Traditionsgeschichten erzählte Jürgen Riedlinger beispielsweise ganz besonders ausführlich den „Fasnetspargrafen 11“

Die Zahl 11

Die 11 sei eine besondere Zahl, so Riedlinger, und nicht nur deshalb, weil man bald den 11. Wirtshausabend begeht. Immer wieder begegne einem in der schwäbischen-alemannischen Fasnet ein „Paragraf 11“. Die beiden Schömberger Husaren haben den § 11 auf dem Rücken, auch die neue Zunftfahne sei mit § 11 geschmückt. Die elf gelte seit dem Mittelalter als närrische und dadurch unchristliche Zahl. Sie sei um eins größer als die Zehn Gebote und um eins kleiner als die Zahl der Apostel. Im Christentum verweise die Zahl immer wieder auf die Sünde oder auf die letzte Stunde, die geschlagen hat, unmittelbar vor dem Aschermittwoch und dem Aschenkreuz. Die 11 stelle die christliche und politische Gesellschaftsordnung in Frage. Zudem sei die 11 die kleinste Schnapszahl. Schließlich habe früher am 11.11 auch ein neues Wirtschaftsjahr begonnen. Zu diesem Termin waren Pacht und der Zins fällig.

Mit dem Schömberger Narrenmarsch wurde ein wunderschöner und stimmungsvoller Wirtshausabend mit viel Gesang und dem Narrenreigen, den die kommenden Zwanzger anführten, beendet.

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