„Wir sind noch da“: Fast 100 Teilnehmer beim 33. Geislinger Volkslauf in virtueller Form

Von Rosalinde Conzelmann

Die Leichtathleten des TSV Geislingen wollten ein Signal senden: „Wir sind noch da.“ Es ist angekommen. Der erste virtuelle Volkslauf holte fast 100 Teilnehmer vom Sofa. Ob Klein oder Groß, 500 Meter oder zehn Kilometer: Spaß hatten alle bei diesem besonderen Laufevent. Die Veranstalter sind glücklich über den Erfolg. Die prominenteste Läuferin Sabrina Mockenhaupt-Gregor jubelte auf der Fünf-Kilometer-Distanz über ihren Sieg: „Gar nicht mal so schlecht.“

„Wir sind noch da“: Fast 100 Teilnehmer beim 33. Geislinger Volkslauf in virtueller Form

Ein Bild wie dieses, das vor einigen Jahren entstanden ist, hat es beim diesjährigen Volkslauf nicht gegeben. Auch die Kids gingen alleine auf die Strecke (Archivfoto).

Den Organisatoren ging es darum, dass sich die Menschen bewegen und fit halten – trotz der Coronabeschränkungen. Und dass sie die Freude an der Bewegung nicht verlieren. Dieses Ziel haben sie erreicht – zu 100 Prozent. „Ich hätte mit maximal der Hälfte der Teilnehmer gerechnet“, sagt Thomas Teichmann, der in den vergangenen Tagen gemeinsam mit seinem Bruder Volker die Auswertungen vorgenommen hat.

Urkunde kommt ins Haus

Durften sonst die Sportler ihre Urkunden aus den Händen der Leichtathleten persönlich entgegennehmen und gemeinsam mit den anderen Sportlern feiern, wurde ihnen dieses Mal eine Urkunde als PDF-Datei mit der aufgeführten Zeit zugemailt und sie freuten sich im stillen Kämmerlein über den Erfolg.

Ein ungewohntes Prozedere, das aber gut angekommen ist. „Wir haben viele positive Rückmeldungen über Whatsapp erhalten“, sagt Teichmann.

Fotos von der Pulsuhr

Viele der Teilnehmer hätten nicht nur die Laufzeit übermittelt, sondern Fotos von ihren Fitnesstrackern oder Pulsuhren mit den gespeicherten Daten des Laufes. Teichmann freut es besonders, dass auch die Beteiligung an den Schülerläufern sehr hoch war. „Die Kleinen haben Spaß am Laufen und bleiben so am Ball“, sagt er.

Die Teilnehmer wählten sowohl die Distanz (10 und 5 Kilometer bei den Erwachsenen; 500 und 1500 Meter bei den Kinder) als auch die Strecke selbst aus und trugen die Zeit auf der Website der Leichtathleten ein. Während der Geislinger Volkslauf seit Jahren am Volkstrauertag stattfindet, hatten die Teilnehmer bei der 33., dieses Mal virtuellen Auflage ein Zeitfenster vom 1. bis 20 Dezember.

Schnellster Läufer ist Jonas Koch

32 Sportler und Sportlerinnen von den Jahrgängen 1974 bis 1951 entschieden sich für den Zehn-Kilometer-Distanz mit und ohne Stöcke, darunter zahlreiche Sportler aus dem Verein. Der schnellste Mann (ohne Stöcke) war Jonas Koch mit einer Zeit von 35:26 Minuten. Die schnellste Frau (ohne Stöcke) kommt aus den Reihen der Leichtathleten und verwaltet die Finanzen: Jasmin Schatz bewältigte die Strecke in 54:17 Minuten.

Bei den Walkern holte Andreas Müller (56:59 Minuten) den Sieg; schnellste Walkerin war Yvonne Wagner mit einer Zeit von 1:08:30 Stunden. Der langjährige Abteilungschef Armin Teichmann als ältester Walker schlug sich wacker mit einer Zeit von 1:38:15 Stunden.

28 Athleten liefen die fünf Kilometer – mit und ohne Stöcke. Die ehemalige Langstreckenläuferin und Olympiateilnehmerin Sabrina Mockenhaupt-Gregor war mit einer Zeit von 18:18 Minuten sechs Minuten schneller als Bernd Leuthe, der schnellste Mann auf dieser Distanz.

Bei den Walkern siegte Franz Schweizer mit einer Zeit von 46 Minuten; schnellste Läuferin war Bianca Müller, die 50 Minuten unterwegs war.

Gemeinsam mit den Bruder gelaufen

Die prominente Läuferin „Mocki“ postete auf Facebook: „Unser erster gemeinsamer Virtualrun und unser letzter 5-Kilometerlauf mit 39 Jahren! Mein Bruder Markus ist für den Siegener Lichterlauf und ich für den Geislinger Volkslauf gelaufen. Markus hätte schneller gekonnt, aber zusammen sind wir 18:18 Minuten gelaufen. Gar nicht mal so schlecht.“

Am 6. Dezember feierte die Läuferin, die im Mai ihre Tochter Ruby geboren hat, ihren 40. Geburtstag. Den Muskelkater ihres Lebens holte sie sich dann eine Woche später, als sie beim virtuellen Tübinger Nikolauslauf die Zehn-Kilometer-Strecke gelaufen ist.

So macht es Spaß

In den sozialen Medien schildert sie ihre Gefühle: „Bin die zehn Kilometer in 37:10 Minuten gelaufen und unterwegs habe ich mich gefragt, was ich wohl könnte, wenn ich wieder mehr trainieren würde, aber den Gedanken habe ich auch schnell wieder verworfen. Wofür!? So macht es aktuell richtig viel Spaß, ein Kann, kein Muss!“

Auch die kleinen Geislinger sind schon laufbegeistert. Zwölf Jungen und Mädchen liefen jeweils die 1500 Meter. Joshua Carl Staiger war mit einer Zeit von 05:38 Minuten der Schnellste; Jule Zepf (08:32 Minuten) die Schnellste.

Bei den jüngsten Teilnehmern auf der 500-Meter-Strecke wurde Veit Kunkel mit einer Zeit von 01:38 Minuten bei den Jungs Erster. Lucy Wimmer (02:19 Minuten) war das schnellste Mädchen.

In den nächsten Tagen werden die Leichtathleten noch die versprochenen Preise verlosen und sie den Gewinnern zukommen lassen.

Eine positive Bilanz

Alles in allem zieht Thomas Teichmann eine rundum positive Bilanz des ersten virtuellen Laufs in der Geschichte des Vereines. Dennoch blickt er weiter sorgenvoll in die Zukunft. „Es ist so ruhig in der Vereinslandschaft; ich hoffe nur, dass wir unsere Mitglieder halten können.“

Das Datum für den 16. VR-Halbmarathon ist nach wie vor gesetzt: „Trotz vieler Fragezeichen planen wir für den 17. April 2021 und hoffen schwer, dass wir den Lauf veranstalten dürfen“, betont Teichmann.

Sollte aber Corona erneut dazwischen funken, wird auch der Halbmarathon in virtueller Form stattfinden. „Denn wir wollen die Veranstaltung nicht zweimal ausfallen lassen“, so der Abteilungschef.