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„Wir sind glücklich“: Drei ukrainische Familien ziehen ins Geislinger Schwesternhaus

Von Rosalinde Conzelmann

Auf den Betten liegen gehäkelte Herzen, der Kühlschrank ist gut gefüllt und in den Schränken im Esszimmer sind Spielsachen, Malblöcke und Stifte für die Kinder – das alles haben die drei ukrainischen, aus ihrer Heimat geflüchteten Familien sofort gesehen und sich gefreut. Vor allem die 4 Kinder im Alter zwischen 4 und 13 Jahren haben keine Scheu gezeigt und ihr neues Zuhause in Geislingen im Schwesternhaus im Sturm erobert.

Drei ukrainische Familien sind am Mittwoch in Geislingen angekommen. Sie wurden von Pater Augusty (links), Kirchenpfleger Heiner Kirmeier (Zweiter von rechts), Bürgermeister Oliver Schmid (Dritter von rechts) und RP-Referatsleiter Frank Maier begrüßt.

Am Mittwoch am späten Nachmittag haben die 5 Erwachsenen, Mütter und Großmütter, und die 4 Kinder das Geislinger Schwesternhaus bezogen. Die Zimmer waren schnell verteilt und die neuen Bewohner begeistert von den liebevoll hergerichteten Räumen.

Wie schon berichtet, haben zahlreiche Freiwillige aus den Reihen der katholischen Kirchengemeinde mit weiteren Unterstützern aus der Stadt in nur neun Wochen die drei Stockwerke des unbewohnten Gebäudes, in dem bis 2009 die Schwstern Vioal und Yvonne lebten, in eine wohnliche Umgebung mit insgesamt sieben Zimmern und neun Betten, einer Gemeinschaftsküche und zwei Bädern verwandelt.

Ein großes Empfangskomitee

Der Leiter der Seelsorgeeinheit Am Kleinen Heuberg, Pater Augusty Kolamkunnel, Kirchenpfleger Heiner Kirmeier und seine Frau Petra, Diakon Reiner Dehner und Übersetzerin Kashiha Eith heißen die Geflüchteten willkommen und führen sie durch das Haus. Frank Maier, ehemaliger LEA-Leiter und RP-Referatsleiter für Flüchtlingsaufnahme, hat die drei Familien von Meßstetten nach Geislingen mitbegleitet.

Alle Familien kommen aus der gleichen Stadt

Zwei Familien sind gemeinsam aus der von russischen Truppen hart umkämpften Stadt Mykolajiw in der Südukraine nach Deutschland geflüchtet und leben seit dem 18. April im Ankunftszentrum in Meßstetten. Ebenso wie die dritte Familie, die aus derselben Stadt stammt. In Meßstetten haben sie sich angefreundet und sind nun gemeinsam nach Geislingen ins Schwesternhaus gezogen.

Nach der Besichtigung stürmen viele Fragen auf Kashiha Eith ein, die polnisch, ukrainisch und russisch spricht. „Die Familien sind glücklich, das ist das Wichtigste“, gibt sie die ersten Reaktionen weiter.

Stadt bietet ihre Hilfe an

Bürgermeister Oliver Schmid heißt die neuen Bewohner willkommen und bietet ihnen die Hilfe der Stadt an. Man werde sich mit der katholischen Kirchengemeinde kurzschließen und versuchen so schnell wie möglich ein Betreuungsangebot auf die Beine zu stellen. Landrat Günther-Martin Pauli verheimlichte nicht, dass die bürokratischen Hürden hoch sind und auch der Landkreis „nicht alle Wünsche erfüllen kann“. Derzeit würden rund 1100 Geflüchtete verteilt im ganzen Kreis und weitere 500 in Meßstetten leben. Aber der gebürtige Geislinger ist auch beeindruckt von der Solidarität seiner Mitbürger und dem Gemeinschaftswerk. „Ich bin stolz auf unsere Geislinger“, lobte er.

Geflüchtete wollen arbeiten

Die Frauen, die in ihrer Heimat als Köchin, Kosmetikerin oder Bauingenieurin gearbeitet haben, wollen auch in Geislingen nicht untätig bleiben und sie wollen, dass ihre Kinder in die Schule gehen. Diese wurden bislang online unterrichtet. Eine Frau lässt übersetzen, dass sie nicht wissen, ob sie noch Unterlagen von der Schule bekommen, weil diese bebombt worden ist.

Es gibt eine Vorbereitungsklasse (VKL) an der Gemeinschaftsschule Kleiner Heuberg, sagt der Bürgermeister. Inwieweit das für die vier Kinder in Frage kommt, muss jetzt schnell geklärt werden. Die größte Barriere ist die Sprache. Man werde klären, wer einen Sprachkurs anbieten kann, meint Kirmeier.

Es ist alles so schön

„Wir sind noch im Schock, weil alles so schön ist“, sagt eine Ukrainerin. Sie alle würden sich jetzt auf einen ruhigen Abend in der neuen Wohngemeinschaft freuen. „Wir werden noch zusammen kochen und essen“, sagt eine der Mütter der Übersetzerin. Und morgen wollen sie sich Geislingen anschauen.