Albstadt

„Fühlen uns übergangen“: Albstädter Unternehmer im Gespräch mit Finanzministerin Sitzmann

13.05.2019

Von Holger Much

„Fühlen uns übergangen“: Albstädter Unternehmer im Gespräch mit Finanzministerin Sitzmann

© Holger Much

Erwin Feucht (Grüne), Matthias Mey (Firma Mey), Finanzministerin Edith Sitzmann, Thomas Zawalski (Grüne), Joachim Link von Interstuhl und Daniel Priester (Krug & Priester) (von links) trafen sich zum Erfahrungsaustausch in den Räumen der Firma Mey in Lautlingen.

Weil sie die direkte und persönliche Anbindung an die heimische Wirtschaft sucht, besuchte Baden-Württembergs Finanzministerin Edith Sitzmann am Montag die Firma Mey, um dort mit mehreren Unternehmern aus der Region zu diskutieren. Die nutzten ihrerseits die Chance, um zu berichten, wo sie der Schuh drückt.

Nur mit einer florierenden Wirtschaft, flocht Baden-Württembergs Finanzministerin Edith Sitzmann gleich zu Beginn des Unternehmergespräches ein, sähe es auch „im Kässle des Landes“ gut aus. Und das sei aktuell der Fall.

Die Konjunktur sei gut, die Steuereinnahmen stiegen noch. Das habe allerdings zu Folge, formulierte die Ministerin, dass dieser Zustand von manchen als selbstverständlich angesehen und mit steigenden Erwartungen verknüpft werde, was denn alles finanziert werden solle.

Das „Kässle“ muss gehütet werden

Die Schuldenbremse sei, halte man sich allein die 46 Milliarden Euro Schulden vor Augen, jedoch nach wie vor eine gute Entscheidung. Das „Kässle“, so die Ministerin im von Thomas Zawalksi (Grüne) geleiteten Gespräch, müsse zugehalten werden. Viel Geld auszugeben sei keine Leistung. Viel zu erreichen mit geringen Mitteln sei dagegen innovativ. Und hier könne man vom Mittelstand viel lernen.

Verbesserung der Rahmenbedingungen

Die so Gelobten - Matthias Mey von der Firma Mey, Joachim Link von Interstuhl sowie Daniel Priester von Krug & Priester - hatten jedoch einige Vorschläge, womit die Politik dem Mittelstand dringend unter die Arme greifen könnte. Beispielsweise gebe es bei den Rahmenbedingungen, so betonte Joachim Link, einiges zu tun.

Mittelstand sichert sozialen Frieden

Immerhin trage der Mittelstand mit seinem großen Potenzial an Arbeitsplatzsicherung maßgeblich zum sozialen Frieden im Land bei, betonte Link. Da könne man schon noch etwas Unterstützung vertragen. So seien im internationalen Wettbewerb die Unternehmenssteuern einfach zu hoch.

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Finanzministerin Edith Sitzmann traf sich mit Unternehmern aus dem Zollernalbkreis bei Mey in Lautlingen zum Gespräch.

© Holger Much

Finanzministerin Edith Sitzmann traf sich mit Unternehmern aus dem Zollernalbkreis bei Mey in Lautlingen zum Gespräch.

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Finanzministerin Edith Sitzmann traf sich mit Unternehmern aus dem Zollernalbkreis bei Mey in Lautlingen zum Gespräch.

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Finanzministerin Edith Sitzmann traf sich mit Unternehmern aus dem Zollernalbkreis bei Mey in Lautlingen zum Gespräch.

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Finanzministerin Edith Sitzmann traf sich mit Unternehmern aus dem Zollernalbkreis bei Mey in Lautlingen zum Gespräch.

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Neben dem großen Thema der Aus- und Weiterbildung war es vor allem auch die digitale Infrastruktur, die, so war man sich auf Unternehmerseite einig, nach wie vor zu wünschen übrig lasse. „Ein Gigabit pro Sekunde stell ich mir schon vor“, sagte Joachim Link.

Digitalisierung ist ein Drama

Die digitale Thematik sei, formulierte Daniel Priester, „ein Drama“. Bei Zukunftsthemen sei Deutschland so gut wie abgehängt im Vergleich zu den USA oder Asien: „Es ist kurz vor 12!“

Ministerin Sitzmann räume ein, die Entwicklungen auf diesem Feld bräuchten Zeit und würden wohl eine Daueraufgabe werden. Denn ein zu erreichender Standard würde den anderen jagen.

Verkehr muss ausgebaut werden

Doch auch die Verkehrs-Infrastruktur im Kreis lasse sehr zu wünschen übrig, betonten die Unternehmer. Sowohl was die Straße als auch die Schiene betreffe, gelte es hier viel nachzuholen.

Und um qualifizierte Fachkräfte in die Region zu locken, müsse auch sonst die Infrastruktur stimmen im Sinne einen lebenswerten Umfeldes. Klar, betonte Matthias Mey mit Blick auf Albstadt, seien tolle Natur und Wandermöglichkeiten schön.

Am Feierabend wandert keiner mehr

Doch „um 19 Uhr, wenn er Feierabend hat, wandert keiner mehr“. Da müssten dann auch andere Qualitäten eines Wohnortes zum Tragen kommen außer Wandern, einem guten Schulsystem und erschwinglichem Wohnraum.

Weniger Subventionen als vielmehr Steuerentlastungen, betonte auch Mey, der die Gruppe zuvor durch den Betrieb geführt hatte, seien der richtige Weg, um den heimischen Mittelständlern beim internationalen Wettbewerb zu unterstützen.

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