Albstadt

„Wir brauchen Sie dringend an unseren Schulen“: Auf der Zollernalb gibt es wieder Engpässe

09.09.2019

Von Holger Much

„Wir brauchen Sie dringend an unseren Schulen“: Auf der Zollernalb gibt es wieder Engpässe

© Holger Much

Im Zollernalbkreis sowie im Kreis Sigmaringen haben 94 neue Lehrkräfte ihre Arbeit angetreten.

Insgesamt 94 neue Lehrkräfte wurden am Montagmorgen traditionsgemäß in der Albstädter Schalksburgschule vereidigt. Im Vorjahr waren es 102 Lehrkräfte. 33 Stellen, betonte Gernot Schultheiß, Leiter des Staatlichen Schulamtes Albstadt, bleiben vakant.

„Wir brauchen Sie dringend an unseren Schulen“, beteuerte Gernot Schultheiß, Leiter des Staatlichen Schulamtes Albstadt, gleich zu Anfang der Einsetzung der neuen Lehrkräfte. Denn wie schon in den Jahren zuvor gibt es weiterhin Engpässe bei der Lehrerversorgung in Grundschulen sowie Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren.

33 freie Lehrerstellen sind nicht besetzt

2018 waren es noch 102 neue Lehrkräfte für den Zollernalbkreis sowie den Kreis Sigmaringen, die mit erhobener Hand die Eidesformel nachsprachen, in diesem Jahr sind es 94 neue Lehrer. 33 Stellen konnten nicht besetzt werden. Es gibt keine Bewerber. Zur selben Zeit steigen die Einschulungszahlen in beiden Landkreisen.

Der Schulalltag ist noch gesichert

Der Schulalltag, verdeutlicht Gernot Schultheiß auf Frage des ZAK, sei im Schulamtsbezirk noch gesichert. In beidem Landkreisen gibt es rund 2400 Stellen. Da fallen die 33 nicht besetzten Stellen nicht allzu schwer ins Gewicht, wenn wirklich alles glatt läuft.

Sonderaufgaben werden reduziert

Doch ab dem Punkt, räumt der Schulamtsleiter ein, wo der Unterricht die normalen Bahnen verlässt, sei es im Krankheitsfall oder bei der Planung von Zusatzangeboten, AGs und ähnlichem, wird es eng.

Vertretungslehrer sind Mangelware

Ergänzende Bildungsangebote oder zusätzliche Fördermaßnahmen werden daher „auf ein Mindestmaß“ reduziert, so informiert das Schulamt in einer Pressemitteilung. Auch bei der Krankenvertretung oder der Vertretung bei Schwangerschaften und Mutterschutzzeiten zeichne sich eine eher problematische Situation ab.

Gymnasiallehrer springen in die Bresche

Wie in den vergangenen Jahren steuert das Schulamt, so berichtet Gernot Schultheiß, mit verschiedenen Maßnahmen entgegen. So lassen sich zur Zeit elf Gymnasiallehrer zu Lehrern für Grund-, Werkreal-, Real- oder Hauptschule umschulen. Zudem können weiterhin Lehrkräfte im Ruhestand für Vertretungsstunden gewonnen werden.

Klassen werden vorerst nicht zusammengelegt

Nicht zum Zuge muss nach aktuellem Stand wohl bisher die Möglichkeit kommen, zwei kleine Klassen von etwa 15/16 Schülern zu einer großen Klasse zusammenzufassen.

Der Lehrberuf bleibt weiblich geprägt

Von den 94 neuen Lehrkräften im Schulamtsbezirk werden 32 im Landkreis Sigmaringen und 62 im Zollernalbkreis eingesetzt. Nach wie vor ist der Großteil von ihnen weiblich - 2019 sind es über 80 Prozent. Insgesamt 88 der neuen Lehrerinnen und Lehrer werden an öffentlichen Schulen eingestellt, die verbleibenden 6 an privaten Bildungseinrichtungen.

Verteilung an den unterschiedlichen Schularten

25 Lehrkräfte gehen an Grundschulen, 26 an Grund- und Werkrealschulen und 18 der neuen Lehrer an Realschulen. An Gemeinschaftsschulen werden 9 Lehrkräfte arbeiten und 10 Lehrkräfte an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren.

Es werden wieder mehr Grundschulkinder

Die Zahl der ABC-Schützen steigt: Waren es im Vorjahr noch 1419 Kinder, die im September erstmals die Schulbank drückten, so sind es in diesem Jahr 1524. Die Zahl der Erstklässler ist im Zollernalbkreis damit um 4,4 Prozent (105 Schüler) gestiegen. Schließungen von Schulen sind kein Thema mehr.

„Wir brauchen Sie dringend an unseren Schulen“: Auf der Zollernalb gibt es wieder Engpässe

© Holger Much

Die Vereidigung der neuen Lehrkräfte fand erneut in der Ebinger Schalksburgschule statt.

Eine steigende Geburtenrate im Kreis sowie Zuzug von außen nennt das Staatliche Schulamt als Gründe für diese Entwicklung, die so die Prognose sich in den kommenden Jahren verstetigen würde.

170 Schüler mehr als noch 2018

Damit besuchen nun 13.457 Schüler die öffentlichen Grund-, Werkreal-, Real-, Gemeinschafts- oder Hauptschulen im Zollernalbkreis sowie die Sonderpädagogischen Bildungszentren - das sind 170 Schüler mehr als im Vorjahr. Im Kreis Sigmaringen sind es 1189 Schüler, 33 mehr als 2018.

Der schönste Beruf - außer Bürgermeister

Neben Gernot Schultheiß begrüßten auch Landrat Günther-Martin Pauli und Anton Reger, Albstadts Erster Bürgermeister, die neuen Lehrkräfte und betonten, dass sie „den schönsten Beruf gewählt“ hätten, außer natürlich Bürgermeister.

Wer immer im Familien- oder Freundeskreis jemanden habe, der sich zum Lehrer eigne, warben zahlreiche der Sprecher, solle Werbung machen. Immerhin habe Focus den Zollernalbkreis zum Kreis mit der hochsten Lebensqualität gekürt.

Viel Erfolg für die nächsten 40 Jahre

Auch Personalratsvorsitzende Martina Jenter-Zimmermann, Bettina Anger, die für Chancengleichheit und Petra Renz, die sich um die Belange Behinderter kümmert, sprachen Grußworte. Maximilian Groß, stellvertretender Leiter des Schulamts, führte in den Lehrberuf ein. Gernot Schultheiß wünschte den Neuen zum Schluss dann augenzwinkernd „Viel Erfolg für die nächsten 40 Jahre“.

Eckdaten für den Zollernalbkreis

Im Zollernalbkreis gibt es 35 reine Grundschulen, vier Grund- und Hauptschulen, elf Realschulen, drei Gemeinschaftsschulen (Sichelschule Balingen, Geislingen Kleiner Heuberg und Rangendingen), vier Werkrealschulen und zehn sonderpädagogische Zentren mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Die Quoten

Insgesamt 1464 Schüler verlassen die Grundschulen an öffentliche weiterführende Schulen. Davon wechseln 163 Schüler an Werkrealschulen, 687 an die Realschulen, 123 an die Gemeinschaftsschulen. Die Übergangsquote an die Werkrealschulen bzw. Hauptschulen hat sich auf elf Prozent eingependelt (Vorjahr 13 Prozent), die Übergangsquote an die Realschulen beträgt in diesem Schuljahr 46 Prozent (Vorjahr 44 Prozent) die Übergangsquote an die drei Gemeinschaftsschulen im Zollernalbkreis beträgt acht Prozent (Vorjahr zehn Prozent). Für die Gymnasien ist das Regierungspräsidium Tübingen zuständig.

Förderbedarf

Für den hohen Bedarf zur Sprachförderung von zugewanderten Schülern hat das Schulamt in beiden Landkreisen 48 Vorbereitungsklassen eingerichtet und setzt Personal mit erzieherischer Ausbildung ein. Die Mitarbeiter vermitteln Deutsch als Fremdsprache und helfen den teilweise traumatisierten Kindern zu einem guten Start in der neuen und für sie fremden Welt.

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