Wieder nichts: TSG Balingen verspielt bei Schott Mainz eine Führung und verliert erneut

Von Peter H. Eisenhuth

Ein Punkt wäre für die Schwaben verdient gewesen, doch nach einem abgefälschten Mairose-Freistoß siegte Aufsteiger TSV Schott Mainz nach einem intensiven, emotional geführten Duell mit 2:1 (0:1).

Wieder nichts: TSG Balingen verspielt bei Schott Mainz eine Führung und verliert erneut

Marc Pettenkofer (rechts) und die TSG Balingen verlieren in Mainz.

Sechs Minuten waren vergangen, seit Marcel Binanzer dem Mainzer Mittelfeldspieler Jost Mairose die Meinung gesagt hatte: „Sei du doch froh, dass du überhaupt mitspielen darfst“, lautete die Ansage des Torwart der TSG Balingen über den halben Platz, als Mairose sich in einen Disput nach einem Foul an Fabian Kurth eingeschaltet hatte.

Wenig später sich freute Mairose noch mehr: Seinen Freistoß aus 19 Metern Torentfernung fälschte die Mauer unhaltbar gegen Binanzers Laufrichtung zum 1:2 ab. An diesem Resultat änderte sich in der Begegnung, die rund eine halbe Stunde lang auf eine Punkteteilung zugesteuert war, nichts mehr. Die Balinger Minusserie ist seit Samstag um eine Episode reicher.

Bittere Entscheidung

Lukas Foelsch mochte kaum glauben, was fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit geschehen war. „Sauunglücklich“, sagte der Mittelfeldspieler der TSG. „Man kriegt einen Freistoß gegen sich, der keiner ist, man kriegt eine Gelbe Karte, die keine ist“ – „man“ war in diesem Fall er selbst –, „und dann verlierst du durch so ein beschissenes Eiertor.“

Mit seiner Einschätzung der Szene, die zum Freistoß geführt hatte, lag er allerdings daneben. Zwar hatte Marc Pettenkofer den Mainzer Tim Müller auf dem Weg Richtung Strafraum sauber vom Ball getrennt, Foelschs Grätsche von der anderen Seite war jedoch ein Foul.

Insgesamt bewegte sich die Qualität der Partie auf DDR-Niveau: Es war nicht alles schlecht. Die Gäste kamen in den ersten Minuten ein paar Mal in den Mainzer Strafraum, aber nicht zu Abschlüssen. Der TSV Schott war defensiv wie offensiv im Eins-gegen-Eins überlegen, wurde aber in Passspiel und Ballannahme mit zunehmender Spieldauer immer unsauberer.

Den zweiten zu Ende gebrachten Mainzer Angriff nach etwas mehr als einer halbe Stunde, beide Male sah die rechte Abwehrseite der TSG nicht gut aus, vollendete Tolga Demirbas mit dem vermeintlichen 1:0. Glück für die Balinger, dass der Schiedsrichterassistent Vorlagengeber Janek Ripplinger im Abseits gesehen hatte. „Einen solchen Türöffner hätten wir gebraucht“, haderte Schott-Trainer Sascha Meeth mit der Entscheidung, „ich bin sicher, dass das Spiel dann zu einer relativ klaren Angelegenheit geworden wäre.“

TSG legt vor

Stattdessen liefen plötzlich seine Leute einem Rückstand hinterher, und daran gab es nichts zu deuteln, auch wenn die Mainzer Hintermannschaft ein Foul an Demirbas reklamierte. Tatsächlich aber war diesem am Mittelkreis der Ball unterm Fuß durchgerutscht, Fabian Kurth ging energisch in den Zweikampf, Leander Vochatzer leitete den Gegenzug durchs menschenleere Mittelfeld ein, steckte auf den in den Rücken der Abwehr laufenden Simon Klostermann durch, und der tunnelte acht Meter vor dem Tor Schlussmann Tim Hansen (36. Minute).

Bis zur 60. Minute verteidigten die Gäste ihren Vorsprung mit zwei engen Ketten, stachen auch immer wieder heraus, um das Mainzer Aufbauspiel zu unterbinden. „Und dann lassen wir uns nach einer eigenen Ecke auskontern“, rekapitulierte Lukas Foelsch kopfschüttelnd. Mittelstürmer Ripplinger, der den Gegenstoß eingeleitet hatte, schloss ihn drei Stationen später mit dem Ausgleich ab.

Beinahe postwendend bot sich Vochatzer eine Doppelchance zu erneuten Führung – zunächst scheiterte er per Kopf am herausragend reagierenden Hansen, den abgewehrten Ball schoss er aus spitzem Winkel an die Latte. Viel mehr tat sich vor den Toren nicht. Bis Jost Mairose zum Freistoß antrat.

„Es passt in unsere Phase“

Martin Braun zuckte im Anschluss mit den Schultern. „Mit dem Ergebnis kann ich natürlich nicht zufrieden sein, mit der Leistung bin ich es eigentlich schon“, sagte der Balinger Trainer nach der Pleite in Mainz. „Es passt halt in unsere Phase, dass wir dieses Spiel verlieren.“

Vor allem der von Leander Vochatzer vergebenen Großchance zur zweiten Führung trauerte Braun nach; zudem beklagte er einen weiteren verletzten Spieler: Innenverteidiger Tim Wöhrle musste wegen Verdacht auf Kreuzbandriss früh ausgewechselt werden. Seine Mannschaft hätte den einen oder anderen Konter besser ausspielen können, meinte Braun, „aber insgesamt haben wir das ordentlich gemacht. Beide Teams haben defensiv sehr diszipliniert gespielt, beide hatten nur wenige Torchancen, deshalb wäre ein Unentschieden leistungsgerecht gewesen“.

Sein Gegenüber Sascha Meeth sah es ähnlich: „Ich kann nicht behaupten, wir hätten heute brillant gespielt. Wir hatten allerdings noch nicht sehr häufig den Fall, trotz schwächerer Leistungen zu gewinnen.“