Wieder hoch oder weiter runter? Die TSG Balingen erwartet die Regionalliga-Elf des VfB

Von Marcel Schlegel

Der Trend zeigt gefährlich nach unten, doch die TSG Balingen drängt am Samstag auf die Trendwende. In der Fußball-Regionalliga Südwest erwartet die Braun-Elf nun die U21 des VfB Stuttgart.

Wieder hoch oder weiter runter? Die TSG Balingen erwartet die Regionalliga-Elf des VfB

Gegen den VfB sollte die TSG Balingen wieder zur Abwehrmauer werden.

Ausgerechnet im Regionalliga-Endspurt, ausgerechnet jetzt, wenn es in den letzten zehn Saisonspielen im Tabellenkeller enger und enger wird, gehen Balingens Trainer Martin Braun die Fußballer aus. Vor allem in ihrem Prunkstück fehlt der TSG zusehends das Personal: in ihrer Defensive. Am Mittwoch bei der 0:3-Niederlage in Gießen, die angesichts einer insgesamt ordentlichen Leistung der TSG in ihrer Höhe nur schwer zu erklären ist, verletzte sich nun auch noch Dauerbrenner und Dauerrenner Jonas Vogler am Sprunggelenk. Eine Untersuchung ergab: Außenband und Syndesmoseband überdehnt. Damit verpasst er das Heimspiel gegen die U 21 des VfB Stuttgart (ab 14 Uhr im ZAK-Liveticker).

Vogler „verstärkt“ damit ein Lazarett, das für sich genommen auf dem Feld zwar eine recht defensive, aber gewiss keine schlechte Mannschaft stellen würde. Nimmt man noch Kapitän Matthias Schmitz (Reha nach Knie-OP), der etatmäßig an der Seite von Tim Wöhrle auflaufen würde, und noch Ex-Profi Marco Gaiser (beide Quarantäne) hinzu, fallen bei der TSG Balingen derzeit alleine vier Innenverteidiger aus, keiner davon aus der zweiten Reihe. Auch Luca Kölsch (Reha nach Knie-OP), der schon in der Viererkette spielte, und Außenverteidiger Tom Schiffel (Adduktoren) stehen Braun nicht zur Verfügung. Die defensiven Ausfälle sind markant, weil gerade das Torverhältnis im Abstiegskampf noch entscheidend werden könnte. Noch steht die TSG gemessen an der direkten Konkurrenz in diesem Bereich mit am Besten da (Differenz von -1).

Youngster stehen vor Einsatz

Die Lücken in der Abwehr dürften am Samstag nun Elias Wolf, Carlos Konz, Jonas Fritschi oder womöglich auch Ivan Cabraja schließen, die entweder jung oder zudem noch nicht bei 100 Prozent sind. Aber: Schon lange Zeit auf ihre Chance warten und daher auf den Einsatz brennen dürften. Weiterhin muss Braun gegen den VfB wohl auf Daniel Seemann (Achillessehne) verzichten.

Kurzum: Die Balinger Kräfte werden knapp. Der Abstand der TSG auf die Abstiegsplätze ebenfalls. Vor dem morgigen 33. Saisonspiel hat der Tabellenzwölfte nur noch vier Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Zwar darf die Braun-Elf noch das Nachhol-Heimspiel gegen den SSV Ulm 1846 (11. Mai) austragen, da ist aber nicht unbedingt mit Zählern zu rechnen.

Umso wichtiger sind die kommenden vier Begegnungen, in denen es für die TSG ausnahmslos gegen Gegner auf Augenhöhe geht – ehe die Balinger im Anschluss auf eine Reihe von Regionalliga-Topteams treffen.

Vier wichtige Spiele vor der Brust

Morgen kommt der Tabellenachte vom VfB, danach geht’s gegen die Kellerkinder TSV Schott Mainz (1. Mai, auswärts), Schlusslicht Eintracht Stadtallendorf (4. Mai, daheim) und Verfolger Hessen Kassel (8. Mai, auswärts). Heißt: In diesen vier Spielen könnte die TSG Balingen den Regionalliga-Klassenerhalt weitgehend sattelfest machen – oder ihren Vorsprung vollends verspielen. Dann wäre Zittern angesagt. Oder Hoffen, dass sich die Anzahl der Absteiger doch noch verringert. Der Trend spricht gegen die Balinger, die von den vergangenen zehn Partien nur eine gewonnen und sechs verloren haben.

Ans Restprogramm möchte Braun nun nicht denken. Das sei ohnehin nicht sein Vorgehen. „Ich widme mich immer nur dem nächsten Spiel und betrachte dazu noch das letzte“, sagt der Balinger Coach. Die gut 350 Kilometer lange, fast vierstündige Rückfahrt nutzte Braun am Dienstagabend, um sich die Gießen-Niederlage Minuten nach deren Abpfiff nochmals auf Video anzuschauen. Er sei doch enttäuscht, sagte der 52-Jährige tags darauf. Weniger wegen der Leistung, sondern wegen des Resultats, „das in keiner Weise dem Spielverlauf entsprach“. Tatsächlich hatte die TSG gerade zu Beginn ein hervorragendes Umschaltspiel gezeigt und sich in einige aussichtsreiche Situationen gebracht.

Wieder mal klemmt's vorne, aber auch hinten

Das Manko: der Torabschluss, der teils unterirdisch war, auch im zweiten Durchgang. Und hinten leistete sich Verteidiger Adrian Müller im Strafraum ein unnötiges Tackling, das Gießens Stürmer dankbar annahm und fiel. Nach dem Elfer zum 0:1-Pausenstand war’s für die Balinger dann doppelt schwer.

„Wir haben sowohl die guten Sachen angesprochen als auch die Dinge, die weniger gut liefen“, erklärte Braun. „Nach vorne haben wir gut kombiniert, aber hatten sehr wenig Effizienz vor dem Tor.“ Das müsse gegen Stuttgarts U21 unbedingt besser werden. „Als Trainer wünscht man sich ja immer einen Entwicklungsprozess.“

Vorbild dafür könnte ausgerechnet das Hinspiel in Cannstatt sein, das die TSG mit 3:2 gewann. Damals hatte die TSG zur Pause mit 3:0 geführt – jeder Schuss vom Ex-Stuttgarter Felix Heim (2) und Simon Klostermann (1) war damals ein Treffer.