Balingen

Wieder Präsenzunterricht: Junge Musiker in der Region und ihre Musiklehrer freuen sich

08.05.2020

Von Jasmin Alber

Wieder Präsenzunterricht: Junge Musiker in der Region und ihre Musiklehrer freuen sich

© Jasmin Alber

Genügend Abstand gewährleistet: Ute Hübner – im Bild mit einer Geigenschülerin beim Stimmen des Instruments – hat Vorkehrungen getroffen, damit der Musikunterricht stattfinden kann.

Seit 6. Mai dürfen Musikschüler wieder unterrichtet werden. Musiklehrer wie Schüler freuen sich, dass sie wieder gemeinsam üben und musizieren können – auch wenn die digitalen Übergangslösungen während der Corona-Zwangspause praktikabel waren und sogar Vorteile mit sich gebracht haben.

Nicht nur die öffentlichen und privaten Schulen mussten in den vergangenen sieben Wochen geschlossen bleiben, sondern auch die Musikschulen und Jugendkunstschulen im Land. Mit der eingeschränkten Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an den Schulen hat von 6. Mai an auch der eingeschränkte Betrieb von Musikschulen und Jugendkunstschulen in einem ersten Schritt begonnen, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Landesregierung.

Mit der Verordnung des Sozialministeriums und des Kultusministeriums über die Wiederaufnahme des Betriebs in den Musikschulen und Jugendkunstschulen vom 5. Mai wurden die Weichen gestellt, dass Musikunterricht unter bestimmten Maßgaben wieder stattfinden darf.

Die Voraussetzung ist, dass die Grundsätze des Infektionsschutzes eingehalten werden. So müssen zum Beispiel Musiklehrer und Schüler den Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. Auch müssen vom Schüler verwendete Instrumente und Schlägel, Werkzeuge, Mediengeräte und Arbeitsflächen vor der Weitergabe an einen anderen Schüler desinfiziert werden.

In weiser Voraussicht schon rechtzeitig Vorkehrungen getroffen

Musiklehrerin Ute Hübner von der privaten Musikschule Hübner in Balingen hatte bereits mit der Ankündigung der Verordnung entsprechende Maßnahmen in den Räumen in der Friedrichstraße umgesetzt und sich vorbereitet – „in weiser Voraussicht“, wie sie im Gespräch mit der Redaktion berichtet.

So konnten bereits am Mittwochnachmittag die ersten Unterrichtsstunden stattfinden.

„Wir haben alle schon ganz lange darauf gewartet und sind total happy“, sagt Ute Hübner. Die Hygienegrundlagen werden umgesetzt: Dazu zählen neben dem Händewaschen vor der Übungsstunde unter anderem auch regelmäßiges Lüften der Räume, das Desinfizieren von Tasten, Bleistiften oder Notenständern.

Ein zweites Klavier sorgt für genügend Abstand

Damit auch beim Klavierunterricht der Mindestabstand eingehalten werden kann und nicht Lehrkraft und Schüler an einem Instrument sitzen, wurde ein zweites Klavier herangeschafft.

Die Stundenpläne wurden entsprechend geändert, sodass an jedem Tag nur jeweils eine Lehrkraft vor Ort ist. Der Unterricht findet nur im großen Raum statt, ein kleinerer wird derzeit nicht genutzt. Man sei grundsätzlich sehr achtsam, damit die Lockerungen nicht gefährdet werden.

Während der Zwangspause des Präsenzunterrichts wurde der Kontakt aufrechterhalten, berichtet Ute Hübner. Audios sowie kurze Videosequenzen wurden digital hin- und hergeschickt, damit ihre Schüler Übungen machen konnten, die sie wieder überprüfen konnte. Der Online-Unterricht sei bestens gelaufen. „Die Kinder waren sehr aufmerksam“, sagt die Musiklehrerin. „Man muss dabei viel mehr auf das Gegenüber achten, was super funktioniert hat“, so ihre Erfahrung.

Junge Geiger haben gelernt, das Instrument selbst zu stimmen

Gerade die Schüler, die Geigenunterricht bekommen, hatten dabei quasi nebenbei einen Vorteil: Da die Lehrkräfte nicht direkt dabei helfen konnten, haben die jungen Streicher gelernt, wie man die Geige selbst stimmt – ein Thema, das beim Präsenzunterricht erfahrungsgemäß den Kindern erst später beigebracht wird, da zu Beginn das Spielen im Vordergrund steht.

Während der Einzelunterricht an Streich-, Zupf- und Tasten- sowie Schlaginstrumenten gestartet ist, müssen sich andere (Jung-)Musiker in Ausbildung noch gedulden. „Weiterhin ausgeschlossen ist der Unterricht an Blasinstrumenten oder Gesang, da hier aufgrund der erhöhten Abgabe verbrauchter Atemluft von einer erhöhten Infektionsgefahr durch Tröpfcheninfektion und Aerosole auszugehen ist“, lautet die Information von Seiten des Landesministeriums.

Diese Entscheidung kann Ute Hübner nachvollziehen. In ihrer Musikschule wird zwar Gesangsunterricht, aber keinen Unterricht für Blasmusikinstrumente erteilt. Für die Sänger werden jedoch Konzepte erarbeitet, wie es nach einer Lockerung in diesem Bereich weitergehen kann.

Immer nur ein Schüler im Raum

Barbara Flumm, die in Tailfingen Klavierunterricht erteilt, ist ebenfalls froh, dass der Präsenzunterricht nun wieder durchgeführt werden kann. Auch sie hat mit Inkrafttreten der Lockerung nach mehreren Wochen Pause wieder die ersten Schüler begrüßt. „Manche haben wirklich ganz fleißig geübt, andere hingegen weniger“, sagt sie. Umso besser sei es, dass nun der reguläre Unterricht mit Eins-zu-eins-Betreuung wieder stattfinden kann.

Entsprechend der Verordnung hat auch sie Maßnahmen getroffen. So informiert beispielsweise ein Hinweis an der Eingangstür, dass Schüler in einem Raum warten müssen, bis der zuvor unterrichtete Klavierschüler draußen ist. Mund-Nasen-Schutz muss getragen werden, die Klaviertasten werden regelmäßig desinfiziert. Auch hat die Musikerin Trennwände gebaut und aufgestellt. „Die Schüler und Eltern sollen sich sicher fühlen“, unterstreicht Barbara Flumm.

Sie selbst sitze vom Schüler getrennt und trage zudem ein Gesichtsschutzvisier. Wenn sie den Schülern auf dem Notenblatt etwas zeigen muss, nutze sie einen Dirigierstab ihres Mannes.

Städtische Jugendmusikschulen schaffen ebenfalls Vorkehrungen

Die Musik- und Kunstschule Albstadt und die Jugendmusikschule Balingen informieren auf ihren Internetseiten über die aktuellen Planungen. Beide Einrichtungen berichten, dass Voraussetzungen geschaffen werden, um mit dem Präsenzunterricht wieder zu starten.

Eine Herausforderung, die beide erwähnen, ist: Die Räume der allgemeinbildenden Schulen können bis auf Weiteres nicht für den Unterricht genutzt werden.

„Das heißt für Euch/ für Sie, dass wir unser Beratungsangebot mit telefonischer und digitaler Lernbegleitung auch nach dem 04.05.2020 fortführen“, informierte beispielsweise die Musik- und Kunstschule Albstadt Anfang der Woche.

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