Wieder 0:3: TSG Balingen im WFV-Pokalfinale gegen SSV Ulm 1846 abermals chancenlos

Von Marcel Schlegel

Kein WFV-Pokal-Gewinn, kein DFB-Pokal-Einzug: Wie im Vorjahr ist die TSG Balingen im Endspiel um den württembergischen Verbandspokal dem SSV Ulm 1846 unterlegen. Wieder gewannen die Spatzen deutlich.

Wieder 0:3: TSG Balingen im WFV-Pokalfinale gegen SSV Ulm 1846 abermals chancenlos

Ein bekanntes Bild: Zum vierten Mal in Folge gewinnt der SSV Ulm 1846 den WFV-Pokal.

Das schmachvoll Bittere und schier unerträglich Unangenehme an einem verlorenen Finale ist, dass der Verlierer nach seinem meist anstrengenden Fight nicht nur mit leeren Händen da steht, sondern dies auf dem Rasen auch scheinbar unbeteiligt – und nun in erschöpftem Zustand dabei zusehen muss, wie der Gewinner den Pokal empor hievt, biergetränkte Freudentänze einlegt, lässig zum TV-Interview schreitet und sich anschließend euphorisch im eigens dafür produzierten Pokalsiegershirt zum Pokalsiegerfoto aufreiht.

Szene für Szene – Tor für Tor: Lesen Sie hier den Ticker zum WFV-Pokalfinale zwischen Balingen und Ulm nach.

Die Fußballer der TSG Balingen hat dieses Schicksal nun schon zum zweiten Mal in Folge ereilt. Wie schon im Vorjahr verlor die Mannschaft von Trainer Martin Braun das Endspiel um den württembergischen Landespokal gegen den SSV Ulm 1846 – nicht wegen der eigenen Leistung, sondern wegen des einfach besseren Gegners. Und wieder hieß es am Samstag im Stuttgarter Gazi-Stadion am Ende 3:0 für die „Spatzen“ – wie schon im Vorjahr.

Titelverteidiger zum vierten Mal in Folge im DFB-Pokal

Die Ulmer holten sich den WFV-Pokal damit zum vierten Mal in Folge. Sie stehen abermals im DFB-Pokal und dürfen sich mindestens über weitere 140.000 Euro freuen, die dem ausgerufenen Ziel, kommende Saison in die 3. Liga aufzusteigen, finanziell wie sportlich ausgesprochen zuträglich sind. Und sie haben sich dies alles auch völlig verdient.

Denn obwohl sich die beide baden-württembergischen Mannschaften in derselben Regionalliga begegnen, zeigte sich unterm Fernsehturm jener faktische Klassenunterschied, der schon die beiden Ligaspielen in dieser Saison charakterisierte. Diese gewann der SSV 1846 mit 3:0 und 4:0. Die Bilanz nach vier Spielen innerhalb eines Jahres also: 13:0.

Der Verlauf des jüngsten Pokalfinals auf der Waldau: Nur bis zum 0:1 konnte die Amateurfußballer um TSG-Kapitän Matthias Schmitz mit den Vollprofis aus der Donaustadt mithalten. Bis dahin war Brauns Plan aufgefangen, hinten dicht zu stehen und nach vorne mutig zu kontern. Doch mit dem Gegentor in der 29. Minute durch Ulms Adrian Beck, der im Balinger Strafraum etwas glücklich in eine gute Schussposition kam, war diese Marschroute dahin.

Und die Partie als solche war aus Sicht der TSG spätestens dann gelaufen, als die Spatzen nach der Pause binnen 180 Sekunden die weiteren beiden Tore nachlegten: Tobias Rühle traf mit einer Kopfball-Bogenlampe in der 54. Minuten zum 2:0; Felix Higl, durch Burak Coban eher zufällig bedient, musste den Ball in der 56. Minute nur noch zum 3:0 einschieben. Kurz zuvor hatte Coban einen Freistoß auf die Balinger Latte gesetzt (50.).

Ulm mit weiteren Großchancen

Auch in der Folge hatte die Bachthaler-Elf noch ein paar hochkarätige Chancen, etwa als Higl nach Rühle-Zuspiel aus acht Metern scheiterte (61.), dann den Pfosten traf (87.) oder in der Nachspielzeit bei einer Volleyabnahme in TSG-Keeper Julian Hauser (90.+2) seinen Meister fand. Auf Balinger Seite war in der zweiten Hälfte insbesondere ein Kurth-Freistoß erwähnenswert: Der war präzise aufs Ulmer Lattenkreuz gezirkelt, aber mindestens genauso spektakulär von SSV-Torspieler Niclas Heimann aus diesem gekratzt (86.).

Es folgten: Ulmer Jubelgesänge – und enttäuschte Balinger, die aufgrund der vom WFV angeordneten Corona-Praxis immerhin den obligatorischen Interviews entgehen konnten. Denn während die Tribüne des Gazi-Stadions beim eigentlichen Geisterspiel zwar mit einigen coronagetesteten Ehrengästen, Funktionären und dem ein oder anderen Politiker besetzt war, mussten Pressevertretern auf Trainer- und Spielergespräche verzichten. Den Balingern dürfte das gelegen gekommen sein. Das Déjà-vu der Ulmer Jubelorgien war an Schmerz und Enttäuschung dann doch genug.

Die Stimmen der beiden TrainerGespräche mit den Trainern und Spielern beider Mannschaften waren am Samstag im Anschluss an das WFV-Pokalfinale auf der Waldau aufgrund der Corona-Auflagen nur den Berichterstattenden der Fernsehanstalten vorbehalten. Der gewöhnliche, der schreibende Pressereporter musste sich daher damit begnügen, was der Verband ihm schriftlich mitteilte, was Martin Braun von der TSG Balingen und sein Gegenüber auf Seite des SSV Ulm 1846, natürlich Holger Bachthaler, zur deutlichen Ulmer Titelverteidigung (3:0) offenbar gesagt haben. „Ein Finale zu gewinnen, ist immer eine tolle Sache – für uns, für den Verein, für die Spieler“, zitierte der austragende Württembergische Fußballverband (WFV) Ulms Trainer. „Das Ziel DFB-Pokal ist groß und lohnenswert, auch finanziell.“ 140.000 Euro gehen nun mindestens aufs Spatzen-Konto. Maximal 20.000 auf das der TSG. „Ich habe eine sehr konzentrierte Leistung von meiner Mannschaft gesehen und muss ein Kompliment aussprechen. Wir hatten eine hohe Belastung in den vergangenen Wochen, haben das heute aber souverän gemacht und verdient gewonnen.“ Martin Braun wird in der Mitteilung wie folgt wiedergegeben: „Natürlich sind wir enttäuscht, aber Ulm hat verdient gewonnen. Wir haben in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gemacht. Zwei einfache Ballverluste nach der Pause haben die Ulmer bestraft, anschließend war das Spiel entschieden.“