Schömberg/Dautmergen

Wider das Vergessen: Gedenkfeier für die Nazi-Opfer auf dem KZ-Friedhof in Schömberg

17.11.2019

Von Mary Lee Wagner

Wider das Vergessen: Gedenkfeier für die Nazi-Opfer auf dem KZ-Friedhof in Schömberg

© Mary Lee Wagner

Am Volkstrauertag wurde auf dem Schömberger KZ-Friedhof der Toten und der Überlebenden des Nazi-Terrors gedacht.

Der Volkstrauertag ist auch immer der Tag, an dem in Schömberg der KZ-Opfer gedacht wird. Immo Opfermann gelang dies in ergreifender Weise am Beispiel eines elfjährigen Mädchens aus Wilna, das den Nazi-Terror einst mit viel Glück überlebt hat,

Nebel kroch zwischen den Bäumen durch, die bereits ihre Blätter verloren hatten, und hüllte die Umgebung in einen undurchsichtigen Dunst, der nur den Blick auf ein paar vereinzelte Kreuze freiließ. Nässe und Kalte vervollständigten das Bild.

Kreuze als Mahnmale im Nebel

Die Kreuze stehen dort, um an die hier in einem Massengrab beerdigten NS-Opfer zu erinnern – genau wie die Gruppe von Menschen, die sich am Volkstrauertag auf dem KZ-Friedhof in Schömberg zu einer Gedenkfeier versammelt hatte. Eingeleitet wurde sie musikalisch durch den Kirchenchor Dautmergen. Im Anschluss daran hielt Pfarrer Stefan Krüger eine Ansprache.

Das Leid wird greifbar

Im Anschluss ließ Immo Opfermann mit einer ergreifenden Rede das Leid der Opfer des Holocausts wieder lebendig werden. Er erzählte von Lucienne Schoschana Rabinovici, einer damals Elfjährigen, die nicht nur das Leben im Ghetto, sondern auch die Inhaftierung im Konzentrationslager und den Todesmarsch in den letzten Kriegstagen überlebt hat. Sie stammte aus Wilna, der Stadt, aus der die meisten Opfer kommen, die in Schömberg auf dem Friedhof beerdigt liegen.

Erinnerungen wachhalten

Treffender könnte das Mahnmal mit der Inschrift „Nichts und niemand ist je vergessen“ nicht sein. Es zeigt, wie wichtig die Erinnerungen auch noch in unserer heutigen Zeit ist. Berührend sind die Berichte aus dem Leben von Schoschana, deren Kindheit davon geprägt war, dass sie sich zu mehreren hundert Menschen unter der Erde verstecken mussten, eingeengt wie in einem Massengrab. Die Furcht vor den Nationalsozialisten und ihren oft tödlichen Strafen war so groß, dass ein Vater seinem schreienden Baby ein Kissen auf den Mund legte – und es dabei versehentlich erstickte.

Hoffnung in schwierigen Zeiten

Im Anschluss an die Rede von Opfermann und weiteren Stücke des Kirchenchors, las Pfarrer Shibu Vincent Pushpam aus der Bibel und betonte in seiner Ansprache, wie wichtig Hoffnung auch in schwierigen Zeiten, in der die Klimakatastrophe, Hungersnöte, Flucht und Verfolgung Andersgläubiger für viele Menschen zum Alltag gehören, ist.

Vor allem auch an Orten wie diesem sei sie wichtig. Dafür, dass es nicht bei dem bleibt, was mal gewesen ist, sondern man es schaffen kann, etwas zu ändern und die Gegenwart und Zukunft aktiv mitzugestalten.

Mit der Erinnerung an die damals Verstorbenen.

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