Balingen

Balinger Wetter 2020 schlägt Rekorde: Seit 1881 das wärmste und sonnigste Jahr

10.01.2021

von Karl-Heinz Jetter

Balinger Wetter 2020 schlägt Rekorde: Seit 1881 das wärmste und sonnigste Jahr

© Jochen Holp

Wetter in Balingen: Das Jahr 2020 stand im Zeichen der Rekordwerte beim Sonnenschein.

Das Jahr 2020 war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes und nach Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD das zweitwärmste seit 1881. Zudem war 2020 auch sehr sonnig und viel zu trocken. Diese Beurteilung wird auch durch die an der Heselwanger Wetterstation ermittelten Werte bestätigt. Hier war 2020 gar das wärmste, das sonnigste und ebenfalls ein viel zu trockenes Jahr.

In Heselwangen (573 Meter über dem Meer) dem Sitz der Wetterstation, war es in der Vergleichsperiode aus 30 Jahren (1981 bis 2010) übers Jahr durchschnittlich 8,7 Grad Celsius warm und an Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel usw.) fielen zusammengerechnet durchschnittlich 871,6 Liter auf jeden Quadratmeter Erdboden bei der Messstation. Im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2010 schien die Sonne an der Beobachtungsstation 1825 Stunden.

Sonne scheint rekordverdächtig

Das Jahr 2020 weist gegenüber diesen Werten eine Jahresdurchschnittstemperatur von plus 10,8 Grad Celsius und eine Niederschlagssumme von nur 649,8 Liter pro Quadratmeter (75 Prozent aus. Die Sonne schien im zu Ende gegangenen Jahr den Rekordwert von 2354,7 Stunden (129 Prozent). Dabei fällt besonders auf, dass bis auf den Mai alle zwölf Monate des Jahres zu warm ausfielen, acht zu trocken und neun auch überdurchschnittlich sonnig waren.

Im Rückblick auf die vier Jahreszeiten zeigte sich 2020 folgender Witterungsverlauf:

Der Winter (Dezember 2019 bis Februar 2020) war wiederum deutlich zu warm, feuchter als üblich und mit reichlich Sonnenschein versehen.

„Grüne Weihnachten“

Mit einem viel zu warmen und fast schneelosen Dezember endete das Jahr 2019. Der letzte Monat in 2019 war darüber hinaus überdurchschnittlich sonnig aber auch zu trocken, und Weihnachten blieb wieder mal „grün“, und dies über all die Festtage hinweg.

Der Januar fiel ebenso deutlich zu warm, überaus sonnig, schneearm und insgesamt auch viel zu trocken aus. Über den Monat hinweg schwankte die Temperatur dabei zwischen minus 7 Grad – übrigens der tiefste Wert im ganzen Jahr 2020 am 22. Januar und plus 14,6 Grad am 9. Januar. Zum Ende des Monats hatte sich das riesige Hochdruckgebiet „Ekart“ aufgebaut - mit Kern über England. Doch selbst bei uns kletterte der Luftdruck auf 1046,5 Hektopascal (oder Millibar).

Nur drei Tage Winter

Im Februar setzte der Winter drei Tage vor dem Monatsende ein und war am Monatsende schon wieder vorbei. Im gesamten gesehen war der Februar 2020 aber der nässeste, der windigste und der zweitwärmste Februar - und dies seit mindestens 40 Jahren. Beim Niederschlag gab es den Rekordwert von 128,2 Liter/Quadratmeter und glich damit auch das Defizit vom Januar mit aus.

Sturmtief Sabine fegte übers Land

Der Dauerregen am Monatsanfang führte zu überfluteten Kellern und Straßen. Zunehmend wetterbestimmend wurde aber im Februar der Wind. Insgesamt weist der Februar den Rekordwert von 21 Tagen aus, an dem die Höchstgeschwindigkeit des Windes mindestens auf 39 km/h (Windstärke 6) und mehr anstieg. Mit Windgeschwindigkeiten um 100 km/h verursachten Sturmtief „Sabine“ am 9. und 10. Februar und Sturmtief „Bianca“ zum Monatsende hin erhebliche Schäden in den Wäldern.

Mit dem Februar endet für die Meteorologen auch der Winter, der für sie die Monate Dezember, Januar und Februar umfasst. Der von 2019/2020 war wiederum deutlich zu warm, feuchter als üblich und mit reichlich Sonnenschein versehen.

An 31 Tagen lag Schnee

Statistisch betrachtet war es bei uns in diesen drei Wintermonaten im Durchschnitt aus 30 Jahren (Vergleichsperiode 1981 bis 2010), 0,7 Grad warm/kalt, an Niederschlag fielen 158,4 Millimeter und die Sonne schien 246,8 Stunden. Neuschnee kam in diesen drei Monaten 61 Zentimeter zusammen und an 31 Tagen lag eine geschlossene Schneedecke.

Der Winter fällt aus

Im Winter 2019/2020 dagegen war es mit plus 4,2 Grad somit um 3,5 Grad wärmer, an Niederschlag fielen 194,1 Millimeter, und die Sonne schien rund 100 Stunden mehr, nämlich 341,2 Stunden. Doch an Neuschnee kamen „nur“ 17 Zentimeter zusammen, und Schnee lag auf Stationshöhe auch nur an zehn Tagen. Somit „fiel“ der Winter 2019/2020 aus.

Frost im März

Verkehrte Wetter-Welt: Der März begann mit Frühling und endete mit Winterwetter. Im Gesamten betrachtet fiel der März 2020 trotz noch 17 Frosttagen etwas zu warm, recht sonnig und auch zu trocken aus. Der März endete sonnig aber auch mit dem Tagestiefstwerten vom ganzen Monat – minus 8,7 Grad am Boden und minus 6,8 Grad in der Luft am Monatsletzten.

Nur ein Regentag im April

Der April war in seinem Witterungsverlauf bis weit über die Monatsmitte hinaus auf bestem Wege der wärmste, der sonnenreichste und vor allem der trockenste April seit mindestens 40 Jahren zu werden. Ein Wetterumschwung am Monatsende mit etwas Regen und Temperaturrückgang verhinderten drei neue Wetterrekorde – zum trockensten April reichte es aber, denn es gab nur einen Regentag, und in der Summe kamen auch nur 5,3 Liter im ganzen Monat zusammen.

Eisheilige sind zuverlässig

Der Mai war um ein Zehntelgrad zu kalt und dies trotz reichlichem Sonnenschein, aber der Monat war auch zu trocken. Die Eisheiligen Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia , welche in diesem Jahr pünktlich und mit einem Temperatursturz von rund zehn Grad eintrafen, drückten die Monatsdurchschnitts- temperatur. Am 7. Mai gab es nochmals Bodenfrost – einen Tag später wurde mit 26,0 Grad der erste Sommertag in 2020 registriert.

Mit dem Mai endet für die Meteorologen auch das Frühjahr, das in der Rückschau mit 9,8 Grad um 1,5 Grad wärmer war als es die Durchschnittstemperatur (1991 bis 2010) in den drei Frühlingsmonaten März bis Mai anzeigt. Das Frühjahr war aber wesentlich trockener als üblich – hier stehen sich 106,4 Liter gegenüber durchschnittlich 233,7 Liter gegenüber.

Viel Sonne im Frühling

Doch beim Sonnenschein sieht es so aus, dass in allen drei Frühlingsmonaten die Sonne überaus reichlich schien – in der Summe 804,8 Stunden. Der Durchschnitt weist 515,2 Stunden aus – und mit diesen 804,8 Stunden wurde der Frühling von 2020 somit zum sonnenscheinreichsten seit mindestens 30 Jahren.

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© Karl-Heinz Jetter

Die Grafik zeigt den Niederschlag im Jahr 2020 an der Messstation in Heselwangen.

Der Juni richtete sich 2020 im Witterungsverlauf mehr an den Durchschnittswerten aus. Es gab im Juni nicht einen einzigen Tag mit 30 oder mehr Grad Celsius – aber 99,6 Liter Niederschlag, doch der war bei der Natur sehr willkommen.

Juli war viel zu trocken

Der Juli war recht sonnig, deutlich zu warm, aber und bedenklich auch viel zu trocken. Mit den mageren 28,3 Liter Niederschlag wurde der Juli 2020 zum niederschlagsärmsten seit über 40 Jahren. Doch als Sommermonat gewertet, da kann man mit dem Juli zufrieden sein – es gab 20 Sommertage mit 25 und mehr Grad und drei Tage mit 30 und mehr Grad Celsius. Der Monat endete mit dem heißesten Tag des ganzen Jahres 2020: mit 35,5 Grad Celsius.

Fast 35 Grad im August

Das Wetter im August trug in diesem Jahr wesentlich zu einer noch positiven Sommerbilanz bei. Der Monat fiel insgesamt betrachtet zu warm, recht sonnig und überraschend auch zu nass aus. Im Rückblick auf das Augustwetter werden in der Auswertung 17 „Sommertage“ und 10 „Heiße Tage“ angezeigt. 13 „Sommertage“ und 3 „Heiße Tage“ sind es durchschnittlich. Der heißeste Tag war der 21. August mit 34,6 Grad Celsius.

Ein Schaukelsommer

Mit dem August endet für die Meteorologen der Sommer. In diesem Jahr gab es zwar keinen „Super-Sommer“ , mehr einen Schaukelsommer mit einem „Auf und Ab“ der Wetterelemente, doch einen mit dem man insgesamt dennoch zufrieden sein kann. Der Sommer 2020 fiel insgesamt betrachtet wiederum zu warm aus - verwöhnte mit reichlichem Sonnenschein, und er war auch etwas zu trocken.

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Die Grafik zeigt eine Übersicht der Sonnenscheinstunden nach Monaten an der Messstation in Heselwangen.

In diesem Jahr brachte der Sommer 47 „Sommertage“ und 13 „Heiße Tage“ zusammen. Dabei steuerte der Juni zehn, der Juli 20 und der August 17 „Sommertage“ bei. Durchschnittlich gibt es 35 „Sommertage“ (25 Grad und mehr) und darin enthalten 7,5 „Heiße Tage“ (30 Grad und mehr) in den Sommermonaten.

Die Sonne scheint viel

Beim Sonnenschein kann der diesjährige Sommer dagegen ein sattes Plus von 91,1 Stunden vorweisen. Hier steht dem Durchschnittswert von 695,5 Stunden eine Sonnenscheindauer in diesen drei Monaten von 786,6 Stunden gegenüber, wobei der Juni 209, der Juli 328,1 und der August 249,5 Sonnenstunden beisteuerte.

Es wird Herbst

Im September und pünktlich zum astronomischen und kalendarischen Herbstbeginn am 22. September setzte auch herbstliches Wetter ein. Davor war der September noch hochsommerlich warm, drei Wochen ohne Regen aber mit reichlich Sonnenschein versehen, und es gab noch einen „Heißen Tag“ mit 31,1 Grad genau zur Monatsmitte.

Kein goldener Oktober

Der Oktober zeigte sich wenig golden, dafür häufig herbstlich trüb und nass. Der Monat war im Gesamten betrachtet etwas zu warm, durchschnittlich feucht, doch unterdurchschnittlich sonnig. Und mit den minus 0,8 Grad am 14. Oktober war es dann auch mit der frostfreien Zeit nach dem Sommer zu Ende, die in diesem Jahr vom 15. April bis 13. Oktober (also 181 Tage) dauerte – durchschnittlich sind es 170 Tage.

November ist viel zu trocken

Im November reichte die Temperaturspanne von plus 21,2 Grad bis minus 4,7 Grad Celsius. Doch trotz des steten Auf und Ab in der Temperatur und 12 Frosttagen fiel der November in der Gesamtbilanz noch deutlich zu warm, überaus sonnig und wieder mal viel, viel zu trocken aus.

Letztendlich wurde der November 2020 zum fünftwärmsten, zum drittniederschlagsärmsten und zum zweitsonnenscheinreichsten – und dies seit dem Jahr 1980.

Ganz viel Sonne im Herbst

Mit dem November geht für die Meteorologen auch der Herbst zu Ende. Ein Herbst in dem alle Monate zu warm, zwei von drei zu trocken und ebenfalls abgesehen vom Oktober die anderen Monate überdurchschnittlich sonnig waren.

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© Karl-Heinz Jetter

Die Temperatur im Jahresverlauf 2020 an der Messstation in Heselwangen.

Mit Zahlen belegt: Bei der Temperatur stehen sich in (aus) den Herbstmonaten September, Oktober und November 10,7 Grad gegenüber durchschnittlich 8,7 Grad – beim Niederschlag 113,6 gegenüber durchschnittlich 200 Litern und beim Sonnenschein 467,9 gegenüber durchschnittlich 368 Sonnenscheinstunden gegenüber.

Endlich weiße Weihnachten

Der Dezember zählt für die Meteorologen schon zum Winter 2020/2021. Das Wetter im Dezember brachte an 15 Tagen Frost, an sieben Tagen Schnee und endlich mal wieder weiße Weihnachten, und trotzdem fiel der Monat wiederum deutlich zu warm und auch wiederum zu trocken aus. Zudem ließ sich die Sonne weniger als üblich sehen.

Das Jahr 2020 in der Wetterstatistik

Die in Klammern gesetzten Werte geben die Durchschnittswerte aus dem Vergleichszeitraum 1981 bis 2010 (30 Jahre) an beziehungsweise beziehen sie sich auf das angegebene Jahr.

Die Jahresmitteltemperatur des Jahres 2020 betrug plus 10,8 Grad (8,7) Grad Celsius, und an Niederschlag fielen 649,8 (871,6) Liter auf jeden Quadratmeter an der Messstelle. In der Summe hatte das vergangene Jahr 113 (129) Regentage, das sind Tage, an denen es einen und mehr als einen Liter pro Quadratmeter geregnet bzw. geschneit hat. Die größte Regenmenge innerhalb 24 Stunden fiel an der Messstelle am 30. August mit 27,9 (45,1) Liter/Quadratmeter.

Der Wind frischte das Jahr über an 81 (96) Tagen bis mindestens zur Windstärke sechs (39 km/h und mehr) auf und blies vorwiegend aus südwestlicher Richtung. Nur an 12 (25) Tagen wurden Gewitter registriert. Nebel gab es ebenfalls nur an 14 (30) Tagen. Die Sonne schien 2020 am Beobachtungsort den Rekordwert von 2354,7 Stunden. Im Durchschnitt des Vergleichszeitraumes 1991 bis 2010 (20 Jahre) waren es 1825 Stunden.

Frost gab es 2020 an 79 (99) Tagen und Eistage, an denen es ganztägig unter null Grad bleibt, wurden nur einer (20) gezählt. Der kälteste Tag vom ganzen Jahr 2020 war der 22. Januar mit minus 7 (-15,5) Grad Celsius. Die frostfreie Zeit dauerte vom 15. April bis 13. Oktober also 181 (170) Tage.

Sommertage (25 und mehr Grad) kamen im ganzen Jahr 63 (44) zusammen, und „Heiße Tage“ (30 und mehr Grad) wurden 14 (7) gezählt. Wärmster Tag vom ganzen Jahr 2020 war der 31. Juli mit 35,5 (33,2) Grad Celsius.

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer, registriert.

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