Wer schön sein will, muss zahlen: Die Balinger Gartenschau wird teurer als gedacht

Von Nicole Leukhardt

Eine echte Überraschung ist es nicht: Die Balinger Gartenschau wird teurer als gedacht. Der Grund: Die Baukosten steigen, die Fördermittel fallen geringer aus. Und dabei sind die Kosten für Abbrucharbeiten oder Grunderwerb noch nicht mal einberechnet.

Wer schön sein will, muss zahlen: Die Balinger Gartenschau wird teurer als gedacht

Eine Süd-, eine Nord- und eine Kulturachse sieht die Gartenschaukonzeption für Balingen vor. Die Kosten dafür sind bereits auf rund 19,4 Millionen gestiegen.

Die Gartenschauplaner betrachten Balingen aus zwei Perspektiven. Es soll eine Landschaftsachse Nord entstehen, die sich grob von der Schellenbergbrücke ab am Verlauf der Eyach in Richtung Hindenburgstraße orientiert, sowie eine Kultur- und Landschaftsachse Süd, die sich in die andere Richtung und von der Stadthalle über die Eyach hinüber bis zur Steinach und ins Wolfental zieht. Noch vor zwei Jahren ging die Stadt von Gesamtkosten in Höhe von rund 16,6 Millionen Euro aus. Darin enthalten: Baukosten, Baunebenkosten, und Preissteigerungen. Die Verantwortlichen hofften, die Hälfte davon mit Fördermitteln decken zu können.

Die Rechnung steigt um knapp drei Millionen

Die aktuellen Zahlen indes sehen anders aus. Der städtische Eigenanteil erhöht sich von 8,3 auf 10,6 Millionen Euro. Der Grund: Die Nettobaukosten steigen um rund 1,2 Millionen Euro, der Baupreisindex wird von 1,9 auf 5 Prozent angepasst, dafür sinkt die Förderquote von 50 auf 45 Prozent. Insgesamt schätzt die Stadtverwaltung die Kosten aktuell, vier Jahre vor der Gartenschau, bereits auf 19,4 Millionen Euro.

Auf die Landschaftsachse Nord entfallen davon 7,6 Millionen Euro für sämtliche Baukosten und den zu erwartenden, steigenden Preisen. Allerdings sind Grunderwerb und Gebäudeabbruchkosten hier noch nicht inbegriffen. Denn in der Hindenburgstraße, die zur 4,5 Meter schmalen Anliegerstraße geschrumpft werden soll, muss die Stadt einen 1,8 Meter breiten Streifen kaufen, um die Straßenbreite zu erreichen, denn an der Eyach soll gleichzeitig eine Promenade mit drei Metern Breite entstehen. Die Anlieger hätten dies mehrheitlich begrüßt, heißt es in der Vorlage, mit der sich der Gartenschauausschuss kommenden Mittwoch befassen wird.

Neues kommt, Altes weicht

Während an vielen Stellen in der Stadt Neues geschaffen wird, wird auch einiges verschwinden. Das ehemalige Jugendhaus wird voraussichtlich abgerissen. Dort könnten Wilhelmsgärten entstehen, schlägt das Büro Lohrer-Hochrein vor. Über die Zukunft des ehemaligen Tanzcasinos sollen die Balinger wieder im Dialog mit der Verwaltung mitentscheiden dürfen.

Auch für die charakteristischen drei Brunnen vor der Balinger Stadthalle könnte das letzte Stündlein geschlagen haben. Sie sollen einer zeitgemäßen und beschatteten Wasserfläche weichen. Weitere Eingriffe soll es rund um die Stadthalle nicht geben.

Eine Brücke soll wandern

Eine Brücke hingegen bleibt im Inventar der Stadt und soll lediglich umziehen, nämlich die Rad- und Fußgängerbrücke über die Eyach bei der Bizerba-Arena. Sie sei durch ihre zum Flusslauf verdrehte Anordnung vor allem ein Problem bei Hochwasser, schreibt Tiefbauamtsleiter Markus Streich. Um diese Brücke weiter zu nutzen, schlägt die Verwaltung drei mögliche Standorte vor.

Entweder könnte das 25,4 Meter lange Bauwerk bei den Seen der Fischereigemeinschaft Südfisch ein neues Zuhause finden und dort einen Spazierweg mit dem Radweg auf der anderen Seite der Eyach verbinden. Sie könnte jedoch auch die marode Eyachbrücke in der Frommerner Mühlstraße ersetzen oder aber beim Betonwerk in Frommern für Radfahrer eine Überquerung des Flusses möglich machen. Die Räte werden sich mit diesen Möglichkeiten kommenden Mittwoch um 18.30 Uhr ausgiebig beschäftigen.

Auch der Bau des Jugendhauses verteuert sich

Und nicht nur bei der Gartenschau direkt muss die Stadt weit tiefer in die Tasche greifen: Auch bei den Angeboten für die Arbeiten am neuen Jugendhaus ist kein einziges im erwarteten Kostenrahmen geblieben. Die Räte des Technischen Ausschusses, der am 17. Juli um 17 Uhr tagt, werden sich mit den Gewerken beschäftigen. Für Holzbauarbeiten haben vier Firmen ein Gebot abgegeben. Das Günstigste bewegt sich mit knapp 430.000 Euro zwölf Prozent über dem veranschlagten Preis von 385.000 Euro.

Um die Dachabdichtung hatten sich drei Firmen beworben, der günstigste Bieter berechnet knapp 115.000 Euro, 10.000 Euro mehr als gedacht. Für Fensterbau und Sonnenschutz fallen 21.000 Euro mehr an, nämlich gut 156.000 Euro statt 135.000 Euro. Die Elektroarbeiten schlagen mit 17.000 Euro mehr zu Buche als erwartet und sollen knapp 141.000 Euro statt 124.000 Euro kosten. Die Sanitärarbeiten sind noch nicht ausgeschrieben worden.

Schon jetzt muss die Stadt weitere 87.000 Euro in den Haushalt 2020 einkalkulieren. Außergewöhnlich stark steigende Bau- und Materialpreise und eine langfristig hohe Auslastung der Firmen seien die Gründe für die erheblichen Mehrkosten, erklärt Hochbauamtschef Frieder Theurer in seiner Vorlage.