Wer muss eigentlich die Bürger informieren?

Die Bürgerinitiative Pro-Plettenberg nimmt Stellung zu den Ausführungen des Regierungspräsidiums zu den Grenzwertüberschreitungen mit Schwermetallen und Arsen im Schlichemtal.

Am vergangenen Dienstag nahm das Regierungspräsidium Tübingen Stellung zu den Bodenproben, die die Bürgerinitiative Pro-Plettenberg im unter anderem im Oberen Schlichemtal genommen hat und analysieren ließ. Zu unserem Artikel „Eine Gefahr für die menschliche Gesundheit besteht nicht“ (ZOLLERN-ALB-KURIER vom 26. April) nimmt nun Martin Stussak für die Bürgerinitiative Pro-Plettenberg Stellung. Leider spreche das Regierungspräsidium immer von Belastungen bei Schömberg und Dotternhausen, die größten Grenzwertüberschreitungen hätte die Bürgerinitiative allerdings in Erzingen festgestellt, führt Stussak aus. Hier die leicht gekürzte Stellungnahme im Wortlaut. Er wendet sich direkt an Pressesprecherin Gudrun Gauss:

„Sehr interessant ist Ihre fachliche Beurteilung: 'keine Gefahr für die Gesundheit'. Nun, auf den Böden in der Region werden Nahrungsmittel angebaut und bekanntermaßen nehmen die Pflanzen die Schwermetalle auf. Weshalb (gelten) für Ackerböden strenge Grenzwerte in Bezug auf Schwermetalle, die hier in der Region exorbitant hoch überschritten werden und Sie (reden) von „keiner Gefahr“? Danke für Ihre Einschätzung, weshalb gibt es dann Grenzwerte, wenn diese nach Ihrer Ansicht bedenkenlos um mehr als das doppelte überschritten werden können. Hier möchte ich anmerken, der mögliche Verursacher hätte keinen besseren Pressebericht zur Verharmlosung erstellen können. Liegt dieses Verhalten des RP Tübingen, möglicherweise darin begründet, dass das RP Tübingen kein Umweltverträglichkeitsgutachten beim Genehmigungsverfahren zu 100 Prozent Müllverbrennung gefordert hat? Es ist nur so, dass nahezu alle grenzwertüberschreitende Schwermetalle in den Abgasen zu finden sind. Wobei ich nicht behaupten möchte, dass der alte oder neue Zementhersteller der Verursacher ist.

Weiter darf ich Ihnen sagen, die Behörden können die Herausgabe der Krebsdatenbank vermutlich noch bis 2024 verzögern. Denn Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, das der Bevölkerung diese Datenbank vorenthält. Ist die extreme Schwermetallbelastung eine Erklärung? Denn als billige Ausrede kann die Stellungnahme des Ministerium für Soziales und Integration gesehen werden „die anderen Bundesländer haben früher mit der Zählung begonnen“. Sehr schön, und deshalb soll die Krebsdatenbank erst mit 15 Jahren Verspätung gegenüber Bayern erscheinen. Wir können warten, was aber ist, wenn sich auf dem Landstrich, mit nach Ihrer Ansicht nach unbedenklichen Schwermetallbelastungen die Krebshäufigkeit deckt. Welche schöne Erklärung wird dann das RP Tübingen haben?

Sehr freut uns, dass Sie die Werte der BI Pro-Plettenberg bestätigen, denn normalerweise werden in solchen Fälle zuerst die Ergebnisse angezweifelt. Selbstverständlich verstehen wir auch Ihre Aussage, dass Bürger keine eigenen Untersuchungen durchführen sollen, wird doch so teilweise die Untätigkeit der Behörden aufgedeckt und das möchten Sie sicher nicht. Allerdings entsteht durch Ihre Stellungnahme ein gewisser Handlungszwang. Da die Grenzwerte nach Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) teilweise um mehr als 200 Prozent überschritten wurden, so würden wir gerne von Ihnen wissen, ob Sie die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten informieren oder ob wir dies tun müssen? (...) Da Sie sich offensichtlich mit Schwermetallen auskennen, (...) können Sie uns sicher sagen, woher denn das viele Thallium kommt, denn Thallium entsteht (...) wenn Eisenerze verbrannt werden. Schauen Sie nach Leimen, auch dort hat die zuständige Behörde eine Erklärung gefunden, dort war es wohl der historische Silberabbau im Mittelalter.“