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Wer hat es auf den Balinger Bahnhof abgesehen?

Von Michael Würz

Woher kommt der beißende Gestank am Balinger Bahnhof? Viele Fahrgäste rümpfen seit Tagen die Nase.

Nachdem Einbrecher diese Tür aufgehebelt hatten, war die Trinkgeldkasse am Fahrkartenschalter geplündert. Foto: Michael Würz

Sogar die Feuerwehr war am vergangenen Montag angerückt, nachdem Fahrgäste vermutet hatten, dass Gas ausströmt. Die Einsatzkräfte konnten nach umfangreichen Messungen Entwarnung geben: Es ist kein Gas, auch eine gesundheitliche Gefahr für Passanten besteht nicht.

Doch tatsächlich versprühen bislang unbekannte Täter seit einer Woche immer wieder eine Flüssigkeit, die bestialisch stinkt, wie Polizeisprecher Harri Frank unserer Zeitung bestätigt. Bahnhofseigentümer Peter Seifert vermutet, dass es sich um Buttersäure handelt – und hat die Nase gestrichen voll. Für Seifert ist die mutmaßliche Buttersäureattacke der vorläufige Höhepunkt einer ganzen Serie von Einbrüchen, die bereits vor mehreren Monaten beginnt. Ende August, Anfang September wird zum ersten Mal in den Bahnhof eingebrochen. Der oder die Täter hebeln Türen auf; mal scheitern die Einbruchsversuche, mal gelangen die Täter ins Gebäude.

Seifert zählt eine ganze Reihe an Einbrüchen auf. Immer wieder Geld, Zigaretten, mal kommt ein iPad weg. Auch vergangene Woche hatte sich laut Polizei jemand in der Nacht von Sonntag auf Montag am Bahnhof zu schaffen gemacht. Nachdem der Täter an einer Tür scheiterte, hebelte er das Fenster der Fahrradwerkstatt in Richtung Busbahnhof auf und gelangte so in das Gebäude. Genau wie an diesem Wochenende: Als Seiferts Frau am Sonntagmorgen zum Bahnhof fährt, um nachzuschauen, ob es wieder stinkt, sieht sie sofort: Das Fenster ist schon wieder aufgehebelt. „Der Schaden ist auf jeden Fall viel größer als der Wert des Diebesguts“, sagt Seifert. Am Sonntagmorgen fehlten zwei Flaschen Weizenbier und das Trinkgeld einer Angestellten.

Seifert weiß, wann die Einbrüche und Umtriebe stattfinden müssen: mitten in der Nacht und in den frühen Morgenstunden, bevor der Fahrdienstleiter kommt. Einmal hatte sich die Polizei auf die Lauer gelegt, aber ohne Erfolg, berichtet Seifert, dessen heiße Spur die Aufnahme einer Überwachungskamera ist. Sie zeigt einen Täter zu Beginn der Einbruchsserie, der offenkundig mit einem nachgemachten Schlüssel in das Gebäude gelangt. Daraufhin ließ Seifert alle Schlösser tauschen. Doch die Einbruchsserie ging weiter, und zu allem Übel stinkt's nun seit Tagen auch noch zum Himmel. Seifert vermutet einen Zusammenhang – und setzt nun 2000 Euro Belohnung für sachdienliche Hinweise aus, die zur Ergreifung und Verurteilung der Täter führen.