Wenn Spendengelder wegbrechen: Tübinger Förderverein für krebskranke Kinder hofft auf Hilfe

Von Lea Irion

Die Corona-Pandemie erschwert vielen Menschen derzeit ihr Leben – dazu gehören besonders diejenigen, die aufgrund von Erkrankungen dem Virus schutzlos ausgeliefert sind und mitunter nicht einmal von ihren Familien und Freunden besucht werden können. Ein Beispiel hierfür sind krebskranke Kinder in Tübingen, die im Moment nicht wie gewohnt vom gleichnamigen Förderverein unterstützt werden können.

Wenn Spendengelder wegbrechen: Tübinger Förderverein für krebskranke Kinder hofft auf Hilfe

Mehr Informationen über den Tübinger Förderverein für krebskranke Kinder gibt es auf dessen Website.

Dieser Tage ist es ruhiger als gewohnt in den Gängen der Einrichtungen, in denen sich der Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen um die Betroffenen kümmert. Aufgrund der verschärften Hygienemaßnahmen mussten viele Projekte ausfallen, die den jungen Patienten in ihrer schwierigen Lage Hoffnung und Mut bereiten sollten.

Ob Musik- und Kunsttherapien, Freizeiten, Geschwistertage, Trauergruppen oder ein Mentorenprogramm – all das liegt derzeit auf Eis. Das belastet die Familien zusätzlich und bindet noch mehr psychische Last auf die Rücken derer, die ohnehin auf mentale Unterstützung angewiesen sind.

Wenn Oma und Opa wegbleiben

Für den Vereinsvorsitzenden Anton Hofmann ist aber auch die finanzielle Lage zu einem Problem geworden. „Alles, was wir für krebskranke Kinder tun, ist ausschließlich spendenbasiert“, so Hofmann. Viele der Firmen, die den Verein normalerweise mit Spenden unterstützen, befinden sich aufgrund der Lage selbst in einer schwierigen Situation.

Jährlich erkranken deutschlandweit etwa 2000 Kinder an Krebs. Das stellt für die Betroffenen und ihre Familien von heute auf morgen eine Ausnahmesituation dar, auf die große Überforderung folgt. Der Förderverein wurde mit dem Ziel gegründet, nicht nur finanzielle Unterstützung für die Krebsforschung oder Therapien bereitzustellen, sondern auch durch psychosoziale Begleitung eine Schulter zum Anlehnen für die Betroffenen zu sein. Seit über 38 Jahren existiert der Verein.

Bücher gibt es derzeit nicht

„Auch in unseren Häusern konnten das regelmäßige Frühstück und Abendessen nicht mehr stattfinden. Noch tragischer war, dass alle Freizeiten, die für betroffene Familien immer einen ganz hohen Stellenwert haben, ausfallen mussten. Ebenso galt dies für alle Angebote für Geschwister und für trauernde Familien“, sagt Hofmann.

Eva Vöhringer, Erzieherin auf der kinderonkologischen Station 14 der Tübinger Kinderklinik, spielt, bastelt und beschäftigt sich in ihrer täglichen Arbeit mit den kleinen Patienten, vor allem in der vielen freien Zeit zwischen den Untersuchungen und Behandlungen. Seit Corona muss sie viele ihrer Angebote für die Kinder „neu erfinden“ und besucht die Kinder nun einzeln auf ihren Stationszimmern. Dabei spürt sie auch den erhöhten Stresslevel der Eltern.

Ein Besucher am Tag

„Bei den Eltern war bis zur Corona-Pandemie nur ihr eigener Kosmos verdreht, jetzt ist die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Dazu kam noch, dass die Geschwister, Großeltern und Verwandte wegen der Hygienemaßnahmen auch nicht mehr entlastend einspringen können und dürfen“, fügt Vöhringer an.

Die Ärzte, Pfleger, das ganze Stationsteam und die Mitarbeiter des Fördervereins waren immer ansprechbar und gaben sich unter diesen erschwerten Bedingungen größte Mühe, diesen betroffenen Menschen in ihrer äußerst belastenden Situation zu helfen. Und das ist ihnen im Rahmen der Möglichkeiten auch gelungen – alle Eltern haben immer Verständnis für die schwierige Situation gezeigt.

Not macht erfinderisch

Wie hat sich eigentlich die Lage auf der Station der Tübinger Kinderonkologie durch Corona konkret geändert? „Es fängt schon mit dem Einlass in die Klinik an. Es sind aktuell zwei Zugänge der Kinderklinik offen, die allerdings von Securities bewacht werden. Herein kommt nur Personal, das aktuell dringend benötigt wird“, erzählt Vöhringer. Das bedeute auch, dass von den Eltern eines kranken Kindes immer nur ein Elternteil gleichzeitig als Begleitperson in die Klinik darf – keine Geschwister, Großeltern oder Besucher.

Das Spielzimmer für die Kinder ist komplett geschlossen. Spielzeuge dürfen zwar vereinzelt herausgegeben werden, müssen aber nach der Benutzung komplett gereinigt und desinfiziert werden. Bücher werden, so Vöhringer, gar nicht mehr verliehen, da diese nur sehr schlecht zu reinigen sind.

Briefe von Clowns muntern auf

„Ansonsten ist einfach sehr wenig los auf Station. Die Kunsttherapeutin, der Musiktherapeut, die Mentoren und die Clowns dürfen nicht mehr kommen, die Klinikschule findet nur noch per E-Mail-Kontakt statt“, führt die Erzieherin aus.

Not macht bekanntlich erfinderisch – so versuchen Eva Vöhringer und ihr Team, den Kindern und Familien zumindest ein bisschen Freude zu bereiten. „Die Clowns bringen uns gerade immer Post für jedes Kind mit Sammelkarten, Rätseln und mehr, die Kinder können dann antworten“, berichtet die Erzieherin. Eine Kunsttherapeutin hat den Kindern Malbüchern geschickt. Auch Videokonferenzen der Patienten werden ermöglicht, damit der Kontakt aufrecht erhalten werden kann.

Kontodaten für Spenden

„Wir hoffen sehr, dass die Lockerungen weiter zunehmen und dass das Virus irgendwann in naher Zukunft bald verschwinden wird, damit wir den krebskranken Kindern und ihren Familien bald wieder alle Unterstützungsmaßnahmen zukommen lassen können“, so Vorsitzender Hofmann.

Der Förderverein hofft daher inständig, dass sich die wirtschaftliche Lage wieder bessert, sodass gemeinnützige Vereine wieder finanzielle Unterstützung für ihre Projekte erhalten. Mehr Infos gibt es außerdem auf der Website des Vereins.

Wer dem Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen helfen will, kann an die folgenden Kontodaten spenden:

Kreissparkasse Tübingen

IBAN: DE10 6415 0020 0000 1260 63

BIC: SOLADES1TUB

VR Bank Tübingen eG

IBAN: DE26 6406 1854 0027 9460 02

BIC: GENODES1STW