Weltcup-Auftakt in Albstadt: Kate Courtney und Mathieu van der Poel siegen im Short Track

Von Erhard Goller

Mit den Short-Track-Rennen startete am Freitagabend der Weltcup in Albstadt. Während es bei den Frauen eine Überraschung gab, setzte sich bei den Herren einer der Favoriten durch.

Weltcup-Auftakt in Albstadt: Kate Courtney und Mathieu van der Poel siegen im Short Track

Mathieu van der Poel gewinnt das Short-Track-Rennen in Albstadt.

Bei den Herren entwickelte sich auf den neun 1,2-Kilometer-Runden eine spannende Angelegenheit. Das Tempo war konstant, doch richtig attackiert wurde erst auf der zweiten Hälfte. Der Brasilianer Henrique Avancini setzte mal einen Nadelstich und auch Nino Schurter trat mal heftig in die Pedale.

Doch das brachte keine Entscheidung. Mathieu van der Poel, der zu Beginn durch einen schwach startenden Gerhard Kerschbaumer erst mal weit nach hinten gespült wurde, attackierte in der siebten Runde mit einem massiven Antritt.

Doch Schurter konnte folgen und auch Avancini blieb dran. Das Trio nahm jedoch das Tempo noch mal raus und bot unter anderem Lars Forster die Gelegenheit, zurück zu kommen.

Schurter verkalkuliert sich

„Ich wusste aus dem Vorjahr, dass eine Attacke normal nicht reicht“, meinte van der Poel später. Er rechnete also nicht damit zwei Runden vor Schluss bereits die Vorentscheidung herbeiführen zu können.

Danach verkalkulierte sich Nino Schurter. „Ich lag in Führung und dachte, es wären noch zwei Runden. Das war nicht ideal“, bekennt der Weltmeister.

Sein Teamkollege Lars Forster griff dann in dieser Schlussrunde über die große Holzbrücke an und Schurter hielt sich kurz zurück, um zu dessen Gunsten „eine kleine Lücke aufgehen zu lassen.“

Doch Mathieu van der Poel gelang es noch vor dem letzten kurzen Singletrail noch an Schurter vorbei zu fahren.

„Wenn Mathieu kommt, dann wird es ganz schwer“

Der Niederländer schloss zu Forster auf und attackierte den Europameister erfolgreich zu seinem vierten Short-Track-Weltcupsieg.

„Ich wusste schon, wenn Mathieu kommt, dann wird es ganz schwer. Aber es ist keine Blamage gegen ihn Zweiter zu werden. Auf jeden Fall geht es für mich viel besser los als letztes Jahr“, meint Forster nach seinem bisher besten Short Track-Ergebnis.

Nino Schurter bedauert, dass sie als Team den Sieg nicht einfahren konnten. Doch der Weltmeister ist mit sich und seiner Leistung „sehr zufrieden.“ „Ich hatte von Anfang an super Beine“, sagte er. „Mein Plan war immer vorne dabei zu sein und das hat geklappt.“

Sieger Mathieu van der Poel nahm seinen vierten Short Track-Sieg gelassen zur Kenntnis. „Es ist schön, klar, aber meiner Meinung nach sagt das wenig über das Cross-Country-Rennen am Sonntag“, meinte der Niederländische Meister, der bisher noch keinen Cross-Country-Weltcup gewonnen hat.

Manuel Fumic: „Es ging gleich ‚Bam Bam‘

Der Deutsche Meister Manuel Fumic hatte nach einem durchwachsenen Frühjahr mit Krankheit und Allergie keine Chance vorne mitzumischen. Der Kirchheimer konnte die Beschleunigungen nicht mitgehen, verlor den Anschluss an die vordere Gruppe und lag nach der Hälfte der Distanz auf Position 22.

Dann kletterte er Position um Position nach vorne, der Abstand zur vorderen Gruppe verringerte sich immer mehr und Manuel Fumic führte als 13. die zweite Gruppe fast an die Spitzengruppe heran.

„Dann haben die vorne wieder aufs Tempo gedrückt. Da hatte ich keine Chance mehr. Ich kann im Moment diese Beschleunigungen nicht mitgehen, deshalb war ich auch gleich so weit hinten. Es ging von Anfang an ‚Bam, Bam‘. Trotzdem, ich hätte gar nicht gedacht, dass es so gut geht, wie es dann war“, so Fumic

Der deutsche Vizemeister Georg Egger (Aichen), der zum ersten Mal am Short Track teilnehmen durfte, stieg nach sechs Runden aus dem Rennen aus. „Ich habe heute gleich gemerkt, dass es nicht gut geht. Ich war an Position 25 und war schon am Anschlag. Ich meine, das sind ja die Besten der Welt, aber ich konnte am Ende nicht mehr mit“, so Egger, der gerade erst eine Erkältung überwunden hat.

Courtney hat die größeren Reserven

Bei den Damen fiel die Entscheidung ebenfalls in der letzten Runde. Von Runde vier bis sechs machte die deutsche Meisterin Elisabeth Brandau das Tempo. „Ich wollte eigentlich nicht die ganze Zeit vorne fahren, aber es ist niemand vorbei gegangen“, erklärte Brandau. Und zu taktieren, dafür fehlte ihr die Sicherheit.

„Ich weiß, dass es den anderen weh tut, wenn ich ein konstantes hohes Tempo fahre“, meinte die Schönaicherin. Das bestätigte auch Jolanda Neff. „Als Lisa vorne war, hat sich keine mehr getraut vorbei zu fahren“, so Neff. Der Respekt war dann allerdings mit der Schlussrunde beendet.

Attacke zum richtigen Zeitpunkt

Da war es dann Kate Courtney, die zum richtigen Zeitpunkt die Attacke setzte, genau so wie sie es mit ihrem Teamchef Thomas Frischknecht ausgemacht hatte. Jolanda Neff konnte nicht gleich reagieren und die kleine Lücke nicht mehr schließen.

„Die Zielgerade ist ein bisschen zu kurz“, meint Neff. „Aber ich bin zufrieden. Ich war immer vorne mit dabei und nehme ein sehr positives Gefühl aus dem Short Track mit. Ich habe wieder was gelernt.“

Kate Courtney sprach von einem „spannenden und taktischen Rennen“ und zeigte sich „glücklich über den Sieg.“ Den bewertete die Weltmeisterin genauso hoch wie einen Cross-Country-Erfolg. „Rennen ist Rennen“, meinte die US-Amerikanerin.

Stirnemann überrascht

Die ehemalige Eliminator-Weltmeisterin Kathrin Stirnemann war die Überraschung des Auftaktwettbewerbs. „Es war mein Plan heute auf das Podest zu fahren, geil, dass es geklappt hat“, erklärte Stirnemann.

Ihr gelang es nach Courtneys Angriff an Brandau vorbei auf die vierte Position zu fahren und vor dem Pumptrack, der kurz vor der Zielgeraden kommt, auch an der fünffache Short Track-Siegerin Annika Langvad vorbei zu gehen.

„Ich wusste, über die Wellen bin ich schneller“, erklärte sie. Der Plan geht auf und Stirnemann feierte ihr erstes Weltcup-Podest im Short Track, quasi in Vertretung ihrer verletzten Teamkollegin Alessandra Keller.

Brandau in Startreihe eins, Rieder in der zweiten

Elisabeth Brandau konnte den Beschleunigungen nichts mehr entgegen setzen, zeigte als Achte aber eine Leistung, die sie gar nicht erwartet hätte. „Vorne zu fahren ist insofern einfacher, als dass man nicht immer den Ziehharmonika-Effekt hat.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich morgen in der erste Reihe starten kann. In Albstadt bin ich bisher immer von weit hinten gekommen. Mal sehen, wie das am Sonntag geht“, meinte sie mit einem Schmunzeln.

Nadine Rieder belegte einen erstaunlichen zwölften Rang. Die Sonthofenerin war ins Feld der 40 Fahrerinnen nachgerückt. „Ich habe ein wenig damit spekuliert und zwei Rennanzüge mitgenommen“, meinte sie grinsend.

In der ersten Rennhälfte war sie unter den Top-Ten zu finden, doch in Runde vier hatte sie Pech, weil die Französin Pauline Ferrand Prevot im Pumptrack über die Wellen stürzte. „Dabei hat sich eine Lücke aufgetan, die nicht mehr zu schließen war“, erklärte Rieder.

Sie hielt sich in der Verfolgergruppe und eroberte schließlich Platz zwölf, der ihr am Sonntag die zweite Startreihe garantiert. So weit vorne ist die Allgäuerin noch nie in einen Weltcup gestartet.