Balingen

Wechseljahre im Balinger Stadtwald: Eine gute Mischung und neue Arten sorgen für Hoffnung

18.10.2020

Von Thomas Haug

Wechseljahre im Balinger Stadtwald: Eine gute Mischung und neue Arten sorgen für Hoffnung

© Thomas Haug

Der Balinger Stadtrat beim Waldumgang 2020, angeführt von Förster Siegfried Geiger (Revier Balingen West).

„Wir sind gut vorbereitet“, war das Fazit von Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann über die Entwicklung des Stadtwaldes. Rund 40 Teilnehmer fanden am Samstagmorgen bei nebligem, aber trockenem Herbstwetter den Weg zum diesjährigen Waldumgang des Gemeinderates im Hardtwald bei Erzingen.

Unter der Führung von Mitarbeitern des Forstamtes ging es auf unwegsamem Gelände durch den Hardtwald. „Fichte und Tanne machen hier über 50 Prozent des Bestandes aus“, erklärte der Leiter des Forstreviers Balingen-Ost Dietmar Reineke. Größere Flächenschäden seien 2020 nicht zu verzeichnen gewesen, jedoch seien eine Menge einzelner Bäume im Februar dem Sturmtief Sabine zum Opfer gefallen. „Das ist leider ideal als Brutreservoir von Borkenkäfern und anderen Schädlingen.“

Gute Aufräumarbeiten

Auch der trockene und warme April sei eine optimale Voraussetzung für den Käferbefall gewesen. Trotz der derzeitigen schwierigen Marktlage hätten die Aufräumarbeiten gut funktioniert. Hochinfizierte Partien seien entfernt und außerhalb des Waldes gelagert worden. Holz, das keine große Verkaufschance gehabt hätte, sei direkt gehäckselt worden. „An vielen Stellen hat bereits die Natur für Nachwuchs gesorgt“, ergänzt Forstamtleiter Christian Beck. Man habe dort nicht nachpflanzen müssen.

Newcomer Douglasie

Ein Newcomer im Balinger Stadtwald sei die Douglasie. „Dies ist die wichtigste Fremdart, welche sich in Deutschland bewährt hat“, sagt Dietmar Reineke. Diese schnellwüchsige immergrüne Hartholzart komme ursprünglich von der südöstlichen Küste Nordamerikas und könne in Europa bis zu 60 Meter hoch und bis zu 400 Jahre alt werden. Allerdings gebe es bei der Douglasie hohe Ausfälle, sei sie doch sehr empfindlich gegenüber kalkreichen Böden und sehr beliebt beim Wild.

Von 2010 bis 2019 wurden im Balinger Stadtwald insgesamt 55.000 Jungbäume gepflanzt, davon 11 Prozent Douglasien. „Wir streben einen artenreichen und schädlingsresistenten Mischwald an“, so Reineke.

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Impressionen vom Waldumgang im Hardtwald bei Erzingen.

© Thomas Haug

Impressionen vom Waldumgang im Hardtwald bei Erzingen.

© Thomas Haug

Impressionen vom Waldumgang im Hardtwald bei Erzingen.

© Thomas Haug

Weiter ging die Führung in einen Bereich Nähe der Kreisstraße 7130. Dort ging Siegfried Geiger, Revierleiter im Gebiet Balingen-West, auf die spezielle Situation von Wäldern an öffentlichen Straßen ein. Wegen der Verkehrssicherheit sei eine regelmäßige Überwachung der Bestände von Nöten. „Ungefähr einmal im Jahr müssen die Bäume entlang der Straße auf einer Breite von circa 30 Metern in den Wald hinein, von der Wurzel bis zur Krone, auf Schäden oder Krankheit geprüft werden“, so Geiger.

Körpersprache der Bäume

Dies geschehe mit der VTA-Methode (Visuell Tree Assessment – eine Methode bei der die Körpersprache der Bäume abgelesen wird um Warnsignale zu deuten). Auch nach Ereignissen wie Schneefall und Sturm sei dies notwendig. Zusammen mit der Stadtmeisterei würden dann Problembäume entfernt.

„Ein Wald an öffentlichen Straßen zu bewirtschaften ist nicht immer ganz ungefährlich“, betonte Geiger, insbesondere an der Kreisstraße 7130 werde gerne mal von den Verkehrsteilnehmern richtig Gas gegeben, er habe hier schon so manche heikle Situation erlebt.

Baum des Jahres auch dabei

Zum Abschluss der Tour ging es in einen Waldabschnitt im Bontal. Dort ergriff die Forstpraktikantin Lia Ternes das Wort und erklärte die vor Ort durchgeführten Naturschutzmaßnahmen im Rahmen einer Ökokontofläche. „Mit wärmeliebenden Pflanzenarten wie beispielsweise Feldahorn, Esskastanie, Walnuss, verschiedenen Obstbäumen und auch dem Baum des Jahres 2020, der Rubine, sollen Kleinbiotope geschaffen werden, in denen sich Insekten, Kleinsäugetiere, Wild und Vögel ungestört tummeln können.“

Die Stadt Balingen sei in Sachen Stadtwaldentwicklung auf einem guten Wege, kommende Generationen werden davon profitieren, waren sich Oberbürgermeister Helmut Reitemann und Forstamtsleiter Christian Beck einig.

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