Geislingen

Watson ist ein Pionier: Auenland in Binsdorf unterstützt die Arbeit des Prozessbegleithundes

23.02.2021

Von Rosalinde Conzelmann

Watson ist ein Pionier: Auenland in Binsdorf unterstützt die Arbeit des Prozessbegleithundes

© Michaela Katharina Krenn

Das ist Watson. Er gibt Opfern Halt, wenn sie vor Gericht aussagen müssen.

Der vierjährige Golden Retriever Watson ist ein feinfühliger Hund, der traumatisierten Menschen, die zum Opfer geworden sind, ganz viel geben kann. Der Rüde gilt als erster Prozessbegleithund im Land. Das Binsdorfer Unternehmen Auenland unterstützt die wertvolle Pionierarbeit des Vierbeiners. „Wir müssen es in die Welt hinaustragen“, sagt Prokuristin Anna Jetter. Für dieses soziale Engagement ist Auenland nun für den LEA-Mittelstandpreis vorgeschlagen.

Wie sind Watson, der von der gemeinnützigen Stuttgarter Organisation „PräventSozial“ in dem tiergestützten Projekt „Die Mutmacher“ als Prozessbegleithund eingesetzt wird, und das kleine Binsdorfer Unternehmen zusammengekommen?

„Eine Kundin hat mir von Watson und seiner Aufgabe erzählt“, berichtet Anna Jetter, die nach eigenen Angaben seit 2002 mit ihrem Team von weniger als zehn Mitarbeitern „echte und ehrliche Tiernahrung mit besten Zutaten aus der Natur herstellt“. Die Entscheidung, das Projekt und damit die Arbeit Watsons zu unterstützen, ist schnell gefallen. Denn „Die Mutmacher“ sind auf Spenden angewiesen. Die Hunde selbst und deren Ausbildung kosten Geld.

Watsons Mission beeindruckt

Letztlich aber war es Watsons Mission, die Anna Jetter tief beeindruckt. „Häusliche und sexuelle Gewalt sind ein Thema, das uns als Mütter aufwühlt“, sagt sie. In Zeiten des Lockdowns sei das Thema noch viel präsenter und die Gesellschaft mehr gefordert denn je. Die Opferzahlen werden nach dem Corona steigen, ist sie sich sicher.

Seit April 2020 unterstützt die familiengeführte Tierfutter-Manufaktur Watsons Arbeit mit mehreren Aktionen: Die Firma spendet monatlich Futter für die Mutmacher und die Kunden können sogenannte Spendensterne für jeweils einen Euro kaufen. Mittlerweile hat Auenland die Kampagne „Unternehmen für Soziales“ mit dem Verweis „Helden brauchen Rückendeckung“ ins Leben gerufen.

Es werden Mitstreiter gesucht

„Während es am Anfang vorwiegend um die Unterstützung von Watson ging, treten wir jetzt auch aktiv an die Unternehmen heran. Vorwiegend suchen wir Menschen, die bei der Justiz sind, Mitarbeiter von Frauenhäusern, Ärzte und Menschen, die beruflich oder privat mit Menschen aus beschriebenen Notsituationen in Kontakt kommen“, erzählt Anna Jetter. Ihr Ziel ist es, dass noch mehr Hunde in dieser modernen Art des Opferschutzes eingesetzt werden. „Wir wollen das Projekt bekannter machen“, sagt sie. Weitere Unternehmen, Kunden und Freunde sollen motiviert werden, die Sache zu unterstützen.

Dafür investiert die Unternehmerin viel Zeit und kümmert sich auch persönlich um Social Media und Werbung. Auf der eigenen Website erzählt sie von der Arbeit des Golden Retrievers, dessen Namensgeberin übrigens die Schauspielerin Emma Watson ist. Denn Watsons Frauchen ist ein großer Fan der Fantasy-Reihe Harry Potter, insbesondere ihrer Protagonistin Hermine Granger.

Watson ist im Gerichtsaal dabei

Watson, der die Prüfungen zum Rettungshund in der Fläche, zum Besuchshund und zum Therapiebegleithund mit Bravour bestanden hat, begleitet Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt mit in die Gerichtsverhandlungen im Raum Stuttgart. Dort liegt er dann auf seinem Platz, direkt neben dem Zeugen. Vorab haben sich die beiden angefreundet. Sie gehen spazieren, sie lernen sich kennen.

Watson ist ein Pionier: Auenland in Binsdorf unterstützt die Arbeit des Prozessbegleithundes

© Privat

Mit diesem Flyer macht Anna Jetter auf ihre Kampagne aufmerksam.

Am Verhandlungstag legt Watson seinen Kopf auf den Schoss der meist aufgewühlten Zeugen und lässt sich während deren Aussagen streicheln. Er schläft während der Verhandlung direkt neben den Opfern. Er spürt Aufregung und strahlt trotzdem Ruhe aus.

Anna Jetter und ihr Team haben den Rüden schon persönlich kennengelernt, als er im Sommer mit seiner Besitzerin vorbeischaute. „Ein feinfühliger, sensibler, toller Kerl“, so beschreibt ihn die Unternehmerin, die sich freut, dass Watson das Auenland-Futter mit Vergnügen mampft.

Für LEA-Preis vorgeschlagen

Ende Januar gab es Grund zum Jubeln in Binsdorf, als die Nachricht eintraf, dass „PräventSozial“ die Tierfutter-Manufaktur für den LEA-Mittelstandspreis vorgeschlagen hat. Ausgelobt wird die Trophäe von Caritas, Diakonie und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau in Baden-Württemberg. LEA steht für Leistung, Engagement und Anerkennung. Es werden kleine und mittlere Unternehmen für ihr freiwilliges gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet.

Ende März endet die Bewerbungsfrist. Dann wissen die „Auenländer“ wie groß die Konkurrenz ist. Der Preis wäre eine wunderbare Würdigung der Arbeit in den vergangenen Monaten und motiviert Jetter, weiter mit vollem Einsatz für Watson und seine Mission zu trommeln. Wie war das noch? „Wir müssen es in die Welt hinaustragen.“

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