Was es von Musikverein Roßwangen und Rockorchester Horst Müller auf die Ohren gibt

Von Jasmin Alber

Der Musikverein Roßwangen holt sich für Konzerte immer mal wieder besondere Acts mit ins Boot respektive auf die Bühne – ein Projektchor, das Geislinger Spandalenballett oder eine Tanzgruppe des „Attitude“ nebst Sologesang. Am Samstag gibt’s ein neues Kooperationsprojekt des Höchststufenorchesters auf die Ohren, und zwar mit den Hard-Rockern des Rockorchesters Horst Müller.

Was es von Musikverein Roßwangen und Rockorchester Horst Müller auf die Ohren gibt

Generalprobe am Montagabend in der Messehalle: Das Konzertprogramm wurde einmal durchgespielt.

Das Rockorchester Horst Müller bringt seit Jahren nicht nur bei „BL best of“ die großen Hits von Rock bis Metal auf die Bühnen. Die sechs Musiker brennen dafür. Die Leidenschaft für Musik teilen sie mit den Aktiven des Musikvereins Roßwangen – obgleich die Art, wie die beiden Gruppen Musik machen, gänzlich unterschiedlich ist. Dass das kein Hinderungsgrund für eine Kooperation ist, werden sie eindrücklich am Samstagabend zeigen.

Die Idee für das Konzert keimte schon vor rund anderthalb Jahren, als Yvonne Hahn, Vorsitzende des MV Roßwangen, und Markus Wochner, Keyboarder beim Rockorchester Horst Müller (RHM), über einen gemeinsamen Auftritt gesprochen haben. Das war beim Einkaufen im Supermarkt, wie sie heute lachend erzählen. Nachdem beide jeweils mit ihren Mitmusikern über die Idee beraten haben, „gingen wir sofort in die Planungen“. Denn einfach nur Noten auszutauschen, damit war es nicht getan.

Eigene Arrangements für das Blasorchester

Die Hürde: Während die Band die Songs sehr originalgetreu spielt, sind sie in Medleys oder Bearbeitungen für ein großes Blasorchester vorwiegend angepasst. Hinzu kommt die andere Notation und Tonarten, ergänzt Wochner. „Das braucht Zeit zum Vorbereiten.“

„Das Schwierigste war, die Stücke für das Orchester passend zu machen“, sagt Dirigent Johannes Nikol – nicht zuletzt, weil die Bandmitglieder nicht nach Noten spielen.

„Wir haben uns Aufnahmen hin- und hergeschickt und uns Stücke vom RHM extra fürs Orchester arrangieren lassen“, verdeutlicht Yvonne Hahn die aufwändige Vorarbeit, ehe es überhaupt ans Spielen und Proben gehen konnte.

Das Ergebnis sind 13 Songs für die volle Besetzung, bei der rund 70 Musiker samt Sänger gemeinsam auf der Bühne rocken werden. Allzu viel verraten werden soll noch nicht. Das Publikum darf sich aber auf Tophits wie Pink Floyds „Another Brick in the Wall“ oder John Miles‘ klangvolle Liebeserklärung „Music“ freuen.

Herausforderung für alle Beteiligten

Rockmusik „ist nicht unser Genre“, sagt die Vereinsvorsitzende. Das Zusammenspiel und das Rhythmische sei etwas ganz anderes als in der Literatur, die das Höchststufenorchester ansonsten auf den Notenständern hat. Deshalb war die Vorarbeit für das „Rock meets Blech“ eine große Herausforderung. Das unterstreicht auch Johannes Nikol, der die Roßwanger Musiker seit 2015 dirigiert und beim Kooperationsprojekt am Dirigentenpult das Zepter in der Hand hat. Er habe schon mit Bands gespielt – diese Kooperation und auch, dass Hard Rock gespielt wird, sei aber neu auch für ihn. Außerdem begleite die Band nicht das Blasorchester (oder umgekehrt), sondern erweitere sie, stellt er klar.

„Den sinfonischen Klang in die Rockband zu bekommen, macht es so interessant und nicht einfach“, sagt Nikol. Er pflichtet Yvonne Hahn, die Tenorsaxophon spielt, bei: Im Vergleich zur üblichen Höchststufenmusik sind die Arrangements für die Rockstücke technisch nicht so anspruchsvoll. Schwierig sei aber, das Ganze zum Klingen zu bringen. Eine Herausforderung für alle Beteiligten, auch was die Anpassung der Tontechnik angeht.

„Es war ein Lernprozess“, meint Keyboarder Wochner. Beginnend von der Schlagzeuglautstärke, wie er schmunzelnd anmerkt. „Aber spannend für alle.“

Ein musikalisches Zeichen setzen

Zweimal wurde zusammen in Roßwangen geprobt, wo die Kapazitäts- und Klanggrenzen der Turn- und Festhalle mit rund 70 Musikern erreicht worden ist. Zwei weitere Proben in voller Besetzung fanden in der Volksbankmessehalle statt.

Die Macher sagen über das Projekt, dass sie ein gemeinsames musikalisches Zeichen setzen werden. Ein Projekt, das auf hohem Niveau deutlich mache, wie Musik über die Genres und Art der Besetzungen hinaus gemeinsam funktionieren kann. Wie gut Fagott und Keyboards, Querflöte und E-Bass harmonieren und sich ergänzen können. Wie besonders der Sound ist, wenn sich alle Musikerinnen und Musiker auf etwas Neues einlassen. Und wie rockig Blasmusik sein kann, ohne erzwungen zu klingen.

Spezialauflage der Gartenkracher

„Rock meets Blech“ ist dabei eine Spezialauflage im Rahmen der Gartenkracher, also der freitäglichen Konzerte mit Bands aus der Region auf der Gartenschau. Das „besondere Häppchen“, wie Markus Wochner das Rock-Blech-Konzert – das außer der Reihe am Samstag stattfindet – nennt, soll ein Dankeschön für die Unterstützung der Stadt für diese musikalische Reihe sein.

Los geht’s um 18 Uhr, wenn der Musikverein Roßwangen zunächst solo mit zwei Stücken den Abend einläutet. Zusammen mit dem RHM wird der enorme Klangkörper rund 1,5 Stunden lang Rockklassiker präsentieren. Der Abend klingt dann mit dem Rockorchester Horst Müller, die eine besondere Auswahl an Rock- und Metalsongs im Gepäck haben, aus.

Übrigens: Das Konzert am Samstag, 20. Mai, auf der großen Gartenschaubühne wird nicht das einzige sein, bei dem Blas- und Rockorchester gemeinsam Musik machen: Ein Auftritt in der Stadthalle, der ursprünglich für Juni dieses Jahres anberaumt war, wurde wegen Terminüberschneidungen verschoben. Der neue Termin, vermutlich im kommenden Jahr, wird noch bekanntgegeben.