Albstadt

„Was glauben Juden?“ – Schüler der Ebinger Schlossbergrealschule stellen wichtige Fragen

18.07.2019

Von Olga Haug

„Was glauben Juden?“ – Schüler der Ebinger Schlossbergrealschule stellen wichtige Fragen

© Olga Haug

Shlomo und Sara Meir bringen den Neuntklässlern der Schlossbergrealschule das Judentum näher.

Am Donnerstag besuchten Shlomo und Sara Meir aus Isreal die Neuntklässler der Schlossbergrealschule. Für die Schüler war es eine seltene Gelegenheit, mit jüdischen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Shlomo und Sara Meir sind am Montag direkt aus Israel nach Albstadt gekommen. Im Rahmen der Tora-Lernwoche, veranstaltet von der evangelisch-methodistischen Kirche Albstadt, der evangelischen Kirchengemeinde Truchtelfingen und der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus, macht das jüdische Ehepaar an mehreren Stationen in Albstadt Halt.

Nur 120.000 bis 150.000 Juden in Deutschland

„Das ist eine einmalige Gelegenheit, mit jüdischen Menschen ins Gespräch zu kommen“, eröffnete Schulleiterin Ute Leins am Donnerstag die Gesprächsrunde in der Schlossbergrealschule. Und in der Tat: Mit Juden zu sprechen, kann sich in Deutschland durchaus als schwierig erweisen. Heute leben gerade mal 120.000 bis 150.000 Juden in der Bundesrepublik. Vor etwa 30 Jahren waren es kaum mehr als 30.000 Juden, erklärte Shlomo Meir den Schülern.

Der Anstieg der jüdischen Bevölkerung in den vergangenen 30 Jahren habe vor allem mit dem Zerfall der Sowjetunion zu tun. Viele russische Juden kamen nach Deutschland.

Als junger Mann nach Israel

Meir selbst emigrierte als junger Mann von seinem Geburtsort Basel in der Schweiz nach Israel. Dort war er bis 2009 Direktor des Leo-Baeck-Instituts, welches insbesondere die jüdische Geschichte in deutschsprachigen Ländern erforscht.

In Albstadt, so sagte der Experte, gab es keine jüdischen Gemeinden. Die nächste Synagoge befindet sich in Hechingen. Diese wird allerdings schon lange nicht mehr als solche gebraucht.

Wissen über Juden meist nur theoretisch

Die große Frage aber, die über dem Treffen in der Schlossbergrealschule stand, war: „Was glauben eigentlich Juden?“. Denn, betonte Rektorin Leins: „Alles, was wir über Juden wissen, ist meist nur theoretisch.“

Die Schüler nutzten die Gelegenheit – auch wenn anfangs noch zögerlich – und stellten konkrete Fragen. „Warum tragen Juden diese ‚Mütze‘?“ Die sogenannte Kippa, erklärte Meir, sei ein tiefgehendes Symbol. „Du sollst ein symbolisches Joch über deinem Kopf spüren“, so die ursprüngliche Bedeutung dahinter. Soll heißen: „Sei nicht hochnäsig. Spüre, dass über dir eine höhere Macht ist“, erklärte Meir.

Strenge jüdische Speisegesetze

„Und was bedeutet eigentlich koscher?“, wollte ein Schüler von dem Ehepaar wissen. Einfach formuliert: „Das beschreibt, was erlaubt ist, zu essen und was nicht“, so Meir. Das Judentum besage zwar, dass man gut und genussvoll essen soll, aber man muss sich auch einschränken können.

So gibt es einige jüdische Speisegesetze, die Meir nicht alle im Detail erklärte. Ein Beispiel: Milchige und fleischige Lebensmittel dürfen nicht gemischt werden – weder im Gericht selbst, noch in der Küche bei der Zubereitung. Das Ehepaar Meir würde entsprechend auch nie ein Restaurant in Deutschland besuchen, das nicht explizit nach jüdischen Speisegesetzen kocht.

Doch sämtliche Obst-, Gemüse- und Getreidesorten gelten als neutral und dürfen verzehrt werden. Wasser gehöre zu den neutralen Getränken, erklärte Meir und nahm einen kräftigen Schluck.

Juden sind Menschen

Bei all den spannenden Fragen, die die Schüler hatten, war dem Ehepaar eines besonders wichtig: „Auch wenn Sie alles vergessen, was wir heute gesprochen haben, merken Sie sich bitte eines: Juden sind Menschen.“ Und: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.“ Wenn sich die Schüler allein diese Sätze merken würden, dann hätte er mit seinem Besuch schon viel erreicht, betonte Meir.

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