Waldschenke-Inhaber Marco Koch aus Schömberg ist neuer Pächter der Villa Duttenhofer in Rottweil

Von NRWZ

Die Unterschrift ist drunter: Am Dienstag hat Marco Koch, Inhaber der Waldschenke in Schömberg, als künftiger Pächter den gastronomischen Mietvertrag für die Villa Duttenhofer in Rottweil unterschrieben. Er geht damit ein hohes finanzielles Risiko ein und bindet sich für wenigstens zwölf Jahre. Aber er freut sich riesig auf die Aufgabe. Die Waldschenke am Stausee wird Koch weiter betreiben.

Waldschenke-Inhaber Marco Koch aus Schömberg ist neuer Pächter der Villa Duttenhofer in Rottweil

Bei der Vetragsunterzeichnung. Vorne: Frank Dörflinger (Activ Group, links) und Marco Koch. Hinten (von links) Projektmanager Walter Möck. OB Ralf Broß und Bürgermeister Dr. Christian Ruf. Foto: Peter Arnegger

Anfang 2018 muss das gewesen sein. Da riet Marco Kochs Mutter dem damals 31-Jährigen, er solle sich doch mal die Villa Duttenhofer in Rottweil anschauen. Wusste die Dame doch, dass ihr Sohn mehr wollte, als „nur“ die Waldschenke betreiben. „Größer werden“, wie er es in einem Pressegespräch am Dienstag nannte. Wachsen und damit aber auch konkurrenzfähig bleiben.

Entscheidung nach intensiven Verhandlungen

Dann begannen intensive Verhandlungen. Der Herr Koch sei einer, „der ganz genau weiß, was er will.“ Das sagte sein Verhandlungspartner, Frank Dörflinger, Geschäftsführer der Activ Immobilien GmbH, im Rahmen dieses Pressegesprächs. Miteinander haben sie einen Vertrag ausgehandelt, den auszudrucken 60 Minuten dauert, der rund drei Zentimeter dick ist und der den Sitz jeder Steckdose in der Villa regelt. Und die Zuständigkeit.

Im März 2020 wird offiziell eröffnet

So soll sie dann auch heißen, ab März 2020, wenn sie offiziell eröffnet wird: einfach „Die Villa.“ Das Berliner Architekturbüro „unit-berlin“ ist mit dem Umbau beauftragt worden, mit der Einrichtung der Gastronomie. Rottweil darf sich auf ein großstädtisches Ding freuen mit Servicebereich für den eiligen Espressotrinker, mit Bar, Diner, Lounge für Langzeitgäste und allem Schnick-Schnack. Nicht mal eben eingerichtet, sondern nachhaltig und mit dem Blick auf den jahrelangen Bestand, so Architekt Hinnerk Dedecke, Geschäftsführer der „unit-berlin“.

Ein Mehrere-Millionen-Euro-Projekt

Es ist ein Mehrere-Millionen-Euro-Projekt, rechnete Dörflinger lächelnd vor. Der Gesamtinvest liege bei 4,2 Millionen Euro. Und darauf komme noch die Küche und Einrichtung, die jetzt erst in Angriff genommen werden sollen, für alleine eine Million. Betreiber Koch habe da ganz genaue Vorstellungen. Wie hoch seine monatliche Pacht, ob sie fünfstellig sein wird, das wollte am Dienstag niemand sagen. Die Herren – etwa auch Oberbürgermeister Ralf Broß und Bürgermeister Dr. Christian Ruf, aber auch Projektmanager Walter Möck auf Seiten des Investors und Koch als Pächter – verwiesen darauf, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für kritische oder allzu detaillierte Fragen sei. Jetzt wolle man doch nach vorne schauen, durchstarten, sich freuen.

Internationale Berufskarriere

Zuletzt, die vergangenen Monate, hatte die Activ Group nur noch mit Koch verhandelt. Weil man ihn als ernsthaften Interessenten wahrgenommen habe, der wisse, was er wolle, der den nötigen beruflichen, aber auch offenbar den finanziellen Background hat. Koch hat seine Karriere in München begonnen, fuhr als Steward zur See, war Supervisor im „Baur au Lac“ in Zürich.

Sein größtes Problem: gutes Personal zu finden. Sechs Köche werde er brauchen, rechnete Koch vor, dazu etwa eben so viele Servicekräfte. Er wirbt für sein Projekt, es sei ein „attraktiver Arbeitsplatz mit attraktiven Arbeitszeiten“ – durch die geplante ganztägigen Öffnungszeiten sollen diese flexibel gestaltet werden können.

Ein Küchenchef wurde bereits engagiert

Einen Küchenchef hat Koch schon engagiert – er heißt Andreas Görgmayr und kommt aus München. Unter seiner Leitung soll „Die Villa“ bieten: „Frühstück, Mittagessen, Businesslunch, kleine Nachmittagskarte, Kaffe & Kuchen, Abendessen, Barfeeling, After Work Drinks“, so Kochs Aufzählung. Dazu kommt die Möglichkeit, „Die Villa“ für eigene Veranstaltungen zu mieten, Hochzeiten, Geburtstage, Taufen, Feiern. Koch will zudem eigene Veranstaltungen anbieten. Das übrigens schon in der Zeit vor der offiziellen Eröffnung. Man darf sich also auf Baustellenpartys freuen. Es wird die Villa an sich geben, den Pavillon mit verschiedenen Zonen und einen Außenbereich.

Vorteile von Waldschenke und „Die Villa“ sollen vereint werden

Die „Waldschenke“ am Schömberger Stausee will Koch weiter betreiben – mit dem „gleichen Elan wie bisher. Die Vorteile beider Häuser sollen vereint werden“, sagte er. Zudem will er die Risiken minimieren – wie saisonale Schwankungen und Personalprobleme.

„Die Villa“ soll derweil ein Haus für alle Rottweiler werden. „Jeder soll sich in der Villa willkommen und angesprochen fühlen“, und zwar jederzeit tagsüber und abends.

Mietvertrag läuft zwölf Jahre

Koch hat sich mit der Unterschrift unter den Mietvertrag am Dienstag auf satte zwölf Jahre gebunden. Der Vertrag kann danach dreimal noch um je fünf Jahre verlängert werden. Gilt also bis 2032. Eine Kündigungsklausel gibt es laut Projektleiter Möck nicht.

Höchst detaillierter Vertrag

Der Vertrag, dessen kleinster Teil offenbar das Mietverhältnis an sich regelt, ist höchst detailliert. „Wir hatten schwierige und harte, aber immer spannende und ehrliche Verhandlungen“, so Koch. Die Stadt hatte das Gebäude Anfang 2015 an die Activ Group übergeben, deren Umbaupläne der Gemeinderat im Oktober 2016 genehmigte. Zuvor hatte die Stadt versucht, selbst einen Pächter zu finden, aber bald gemerkt, dass sie nicht selbst würde Verpächter sein können, „die Anforderungen sind so groß, dass wir das als Stadt nicht stemmen könnten“, so Broß.

Für die Activ Group, hinter der der Investor Andreas Dünkel steht, ist das Projekt bis zum heutigen Tage ein hohes Risiko gewesen. „Es ist unüblich, dass ein Investor ein Gebäude saniert, ohne einen Pächter zu haben“, sagte Frank Dörflinger. Allerdings fließt trotz der erfolgten Unterschrift nicht bereits ab dem heutigen Tag seitens des Pächters, seitens Koch auch Geld. „Er hat noch einen Vorlauf und wird erst ab dem kommenden Jahr die Miete bezahlen müssen“, so Investor Dörflinger gegenüber der NRWZ. Allerdings habe Koch auch jetzt bereits Ausgaben, etwa für die Personalsuche.

Marco Koch freut sich

Darüber freuen sich jetzt alle „riesig“, wie etwa Dörflinger sagte. Die Stadt sei „der Hammer“, ergänzte Koch, gebürtiger Rottweiler und heute 32 Jahre alt. Der Testturm, die künftige Hängebrücke, die Landesgartenschau 2028 – angesichts dieser „tollen Projekte“ wolle er „die Stadt noch spannender machen.

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