WFV-Reform: Zollerns Landesligisten bevorzugen vier Staffeln

11.06.2020

Von Marcel Schlegel

WFV-Reform: Zollerns Landesligisten bevorzugen vier Staffeln

© Moschkon

Der TSV Nusplingen (links Tim Dreher) und der TSV Trillfingen um Spielertrainer Dennis Söll (rechts) könnten sich bei einer Umstrukturierung der Landesliga mit einem Umzug in Staffel 3 anfreunden.

Egal für welche neue Aufteilung sich die WFV-Delegierten nächstes Jahr entscheiden werden, für die Fußball-Landesligisten aus dem Bezirk geht es in jedem Fall in eine neuartige Staffel.

Sollte die Struktur- und Spielklassenreform des Württembergischen Fußballverbands (WFV) beim Verbandstag im Mai nächsten Jahres erwartungsgemäß durchgewinkt werden, bedeutet das in besonderem Maße auch für die Vereine aus dem Zollernalbkreis eine Zäsur. Nicht nur, dass bei einem positiven Votum der Delegierten die Bezirksgrenzen nach fast 70 Jahren neu gezogen würden und Zollerns Vereine zu Auswärtsspielen dann in den jetzigen Bezirk Schwarzwald und womöglich zusätzlich in den Bezirk Donau reisen müssen, mit dem oder denen der hiesige Bezirk je nach Modell wie berichtet verschmelzen soll. Auch die württembergische Landesliga mit ihren jetzigen vier Staffeln würde dann, mutmaßlich nicht vor 2023/2024, einen neuen geografischen Zuschnitt erhalten. Und der beträfe die Siebtligisten aus dem Zollernalbkreis ebenfalls in markanter Weise.

WFV-Reform: Zollerns Landesligisten bevorzugen vier Staffeln

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Das aktuelle System

1-4-12-Modell bedeutete Umzug in Staffel 3

Konkret sieht die zuständige WFV-Kommission um die Topfunktionäre Steffen Jäger und Harald Müller, die rund zwei Jahre lang unter dem Motto Zukunft WFV nach einer neuen Verbandsstruktur und nach Alternativen für die bestehende 1-4-16-Pyramide forschten, zwei Modelle als zukunftsfähig an: vor allem den vom WFV auch offiziell empfohlenen 1-4-12-Vorschlag, bei dem es wie bisher eine Verbandsliga und vier Landesliga-Staffeln, doch nun nur noch zwölf statt der momentanen 16 Bezirke gäbe (inklusive je einer Bezirksliga); ferner die 1-3-9-Struktur, in der dann lediglich noch neun Bezirke ihre Mannschaften in nur noch drei Landesliga-Staffeln entsenden würden.

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1-4-12-System des WFV für Strukturreform in Württemberg.

In beiden Fällen zögen die Zollern-Vereine geografisch um. Bleibt die Landesliga viergleisig, geht es für die hiesigen Siebtligisten von der 4er- in die 3er-Staffel der WFV-Landesliga. Das heißt: Statt wie bisher in den Südwesten Württembergs, also etwa in den Landkreis Sigmaringen, gen Oberschwaben, die Bodensee-Region oder in den Alb-Donau-Kreis ginge es für die die lokalen Vertreter fortan zu Vereinen aus den Bezirken Schwarzwald, Nördlicher Schwarzwald, Alb und Böblingen (ohne Calw). Das hieße momentan Auswärtsfahren zum Beispiel nach Tübingen, Böblingen, Ehningen, Zimmern, Tuttlingen, Bösingen oder in angrenzende Gegenden.

1-3-9-Szenario hieße weite Wege

Beim alternativen Vorschlag mit nur drei Staffeln, die je nach Gebiet „Mitte“ oder „Nord“ hießen, fiele Zollern in die neu gezogene „Süd“-Staffel. Dieses deutlich vergrößerte Einzugsgebiet würde neben den bestehenden der bisherigen Staffel 4 noch um den jetzigen Bezirk Schwarzwald im Südwesten des WFV-Gebiets, sowie um den Bezirk Donau/Iller im Nordosten erweitert. Die Folge für Teams aus dem Zollernalbkreis, der im Verbandsgebiet relativ mittig liegt: deutlich längere Fahrtstrecken.

Eben deshalb sprechen sich Zollerns aktuelle Landesligisten geschlossen für das 1-4-12-Modell aus. „Die im Vergleich näheren und geschickten Routen kommen uns gelegen“, sagt etwa Alexander Eberhart, Trainer des FC 07 Albstadt. „Im Modell mit drei Staffeln wären mühselige Anreisen wie wir sie momentan etwa nach Weiler ins Allgäu, ins Oberschwäbische oder an den Bodensee unternehmen müssen an der Tagesordnung. Das wäre in dieser Spielklasse einfach kontraproduktiv.“ Genauso sieht es auch Dennis Söll, der den TSV Trillfingen coacht und der neuen Einteilung in die Staffel 3 viel Positives abgewinnen kann. „Man fährt dann auf die B27 oder die A81 und ist ziemlich schnell bei den meisten Gegnern“, sagt der Spielertrainer. „Das ist ein Vorteil. Außerdem ist die Staffel 3 auch sportlich interessant.“

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1-3-9-System des WFV für Strukturreform in Württemberg.

Kenny Staiger, Abteilungsleiter des TSV Nusplingen, glaubt, dass bei kürzeren Entfernungen auch mehr Zuschauer mit zu den Auswärtsspielen fahren würden und sich nebenbei Buskosten einsparen ließen. „Außerdem gäbe es für uns neue Derbys.“

Staffeln nach Reform ausgeglichener, aber nicht ausgeglichen

Dass eine Reform Not tut – darin sind sich die Zollerns Landesliga-Vertreter einig. Die TSG Balingen, deren U23 zur Landesliga gehört, klagt schon lange über eine aus ihrer Sicht ungünstige geografische Einteilung und forderte in den letzten Jahren immer wieder eine Orientierung in Richtung Stuttgart oder Villingen-Schwenningen, was das 1-4-12-Modell vorsieht. Staiger und auch Florian Eisen, Abteilungsleiter beim TSV Straßberg, verweisen auf die Ungleichheit der Landesliga-Staffeln, welche den WFV 2018 auf dem Verbandstag letztlich auch dazu bewog, eine entsprechende Kommission einzuberufen. „Wir sind mit der aktuellen Landesliga-Struktur und -Qualität zwar zufrieden. Die Fahrtwege sind überschaubar und noch gut zu bewältigen, auch was die Kosten angeht“, sagt Eisen. Aufgrund der von der Kommission eruierten, signifikanten Tendenz rückläufiger Mannschafts- und Vereinsmitgliederzahlen, sowie der seit Jahren steigenden Anzahl von Spielgemeinschaften im Jugendbereich halte er eine Struktur- und Spielklassenreform für sinnvoll. „Lieber frühzeitig eine Reform als zu spät“, so der Straßberger. „Solange es möglich ist, sollten vier Landesliga-Staffeln beibehalten werden.“

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Stimmungsbild der Regionalkonferenzen zum Thema Verbandsstruktur

Die Ungleichheit in Zahlen: Momentan kämpfen zum Beispiel 412 Mannschaften um 16 Startplätze in der Landesliga 4. Dem Gebiet der Landesliga 2 sind 581 Teams zugeteilt, also über 150 Mannschaften mehr – ein klarer Vorteil für die 4er-Staffel, der im WFV-Gebiet oft auch nachgesagt wird, die qualitativ schwächste zu sein. Die Strukturreform würde die Mannschaftszahlen so gut es geht angleichen: auf 452 im einen (Staffel 4) und 564 (1) im anderen Extrem; ausgeglichener, aber nicht ausgeglichen also. Beim Modell 1-3-9 wären die Mannschaftszahlen derweil mit 647 (Süd), 688 (Mitte) und 711 Team (Nord) maximal ausgeglichen.

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Auch die Zollern-Vereine sprachen sich für das 1-4-12-Modell aus. Ob sie dabei bleiben, entscheidet sich im Mai 2021 auf dem Verbandstag.

Mehrheit für Modell mit zwölf Bezirken

Bei den vier Regionalkonferenzen, auf denen sich der WFV in den letzten beiden Jahren mit der Basis austausche, gab es jeweils Mehrheiten für eine neue Verbandsstruktur und im Speziellen für die 1-4-12-Variante. In Summe sprachen sich im WFV-Gebiet rund 70 Prozent dafür aus, dass die Verbandsstruktur überhaupt reformiert wird. Gut drei Viertel der teilnehmenden Klubs aus den noch 16 Bezirken plädierten für das Modell mit zwölf Bezirken, bei dem Zollern mit Schwarzwald fusionieren würde. Auf der vierten Regionalkonferenz, die im November vergangenen Jahres in Ostrach für die Vereine aus Zollern, Donau, Riß und Bodensee stattfand, stimmten sogar über 80 Prozent für das Modell mit vier Landesliga-Staffeln – und damit gegen das 1-3-9-Szenario, bei dem Zollern und der Schwarzwald noch Teile des Bezirks Donau und damit noch weitere Fahrtstrecken erhalten würden. Diese Ergebnisse: nichts als Stimmungsbilder. Denn final müssen sich die Delegierten erst nächstes Jahr entscheiden. Und sie könnten selbstredend auch für den Erhalt der jetzigen Struktur votieren.

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