Aller guten Dinge sind drei: Nach den Final-Niederlagen 2020 und 2021 haben die Balinger endlich den WFV-Pokal in die Höhe recken dürfen.

Es war ein hektischer Beginn in Degerloch, wohin rund 2000 Balinger mitgereist waren. Die Kickers setzten in Person von Lukas Kiefer das erste harte Zeichen. Der Stuttgarter bekam nach einem Foul an Balingens Kapitän Matthias Schmitz nach etwas mehr als einer Minute Gelb. Ein paar Sekunden später eroberte TSG-Stürmer Jonas Meiser im Mittelfeld den Ball, lief einige Meter und zog von der Strafraumkante mit seinem schwächeren Linken ab: vorbei (2. Minute).

Führung hält nicht lange

Die Blauen verstecken sich offensiv keineswegs. Nach einer schönen Kombination blockte Schmitz den Schuss von Kickers-Angreifer David Braig im letzten Moment (9.).

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von ZOLLERN-ALB-KURIER (@zollernalbkurier)

Im direkten Gegenzug schlug der Regionalligist eiskalt zu. Schmitz schickte Jan Ferdinand auf die Reise, der Stuttgarts Innenverteidiger Niklas Kolbe stehen ließ und ins Zentrum passte, wo Meiser zur 1:0-Führung für die TSG einschob (10.).

Die Freude der Kreisstädter währte allerdings nicht lange: Nach einem abgewehrten Kickers-Eckball brachte Lukas Kiefer den Ball zu Braig, der in die Mitte spielte – und Paul Polauke drückte die Kugel zum 1:1 über die Linie (15.).

Kickers gefährlicher

Die Gastgeber gingen ein hohes Tempo und stellten in der ersten halben Stunde die gefährlichere Mannschaft. Konrad Riehle probierte es aus der Distanz. TSG-Keeper Marcel Binanzer hielt den Ball aber sicher (21.). Nach einer Riehle-Flanke blieb Braig mit seinem Versuch erneut an Schmitz‘ Grätsche hängen (23.). Balingen agierte ungewohnt unsicher bei eigenem Ballbesitz. Die Kickers arbeiteten an der Führung, doch die Gäste-Defensive verhinderte zwingende Chancen im Kollektiv.

Kuhn trifft nur den Pfosten

In der 37. Minute traten die Balinger mal wieder offensiv in Erscheinung. Meiser legte im Kickers-Sechzehner überlegt auf Leander Vochatzer ab, der den Ball aber verfehlte. Diese Aktion passte ein Stück weit zur ersten Hälfte der TSG, die oftmals nur zweiter Sieger war. Binanzer zeigte anschließend gegen Braig eine starke Fußabwehr (42.). Auf der anderen Seite lupfte Kuhn den Ball fast von der Torauslinie über Stuttgarts Torhüter Ramon Castellucci an den Pfosten (43.). Danach war Pause in einem bis dato von den Blauen bestimmten Finale.

Spiel geht hin und her

Nach dem Seitenwechsel feuerte Kuhn den ersten Warnschuss ab – allerdings zu zentral; Castellucci packte zu (48.). Balingen wurde nun etwas stärker. Es fehlte jedoch der entscheidende Pass im letzten Drittel. So wie in der 60. Minute, als Kaan Akkaya in einer aussichtsreichen Situation hängen blieb. Danach verlagerten die Kickers das Geschehen wieder in die Spielhälfte der TSG, die aber zuverlässig verteidigte. Die Spannung im Gazi-Stadion war nun greifbar. Binanzer hielt Kiefers Schuss sicher (67.). Da war mehr drin für die Degerlocher.

Kickers beschweren sich beim Schiedsrichter

Beide Teams gingen nicht mehr das allerhöchste Tempo. Balingens Trainer Martin Braun reagierte, brachte Henry Seeger und Jonas Fritschi für Adrian Müller und Meiser (73.). Nachdem Vochatzer mit einem Fallrückzieherversuch Luigi Campagna derart am Kopf traf, dass dieser zunächst lange behandelt und dann ausgewechselt werden musste, wurde das Finale hitziger – die Blauen waren mit Schiedsrichter Manuel Bergmann nicht einverstanden und äußerten ihren Ärger lautstark.

Kickers mit Schlussoffensive

Die Stuttgarter bliesen zur Schlussoffensive. Kickers-Kapitän Kevin Dicklhuber und Riehle verfehlten jeweils das TSG-Gehäuse (85., 87.). Die Braun-Elf hatte es nun nicht mehr eilig, wollte sich mit vereinten Kräften in die Verlängerung retten. Binanzer hielt in der siebenminütigen Nachspielzeit nochmal gegen Braig (90.+2). Durchatmen beim Regionalliga-Sechsten, der am Schluss nur noch defensiv gefordert war, aber das 1:1 hielt.

Wenig Ballsicherheit bei der TSG

Zum Beginn der zweimal 15-minütigen Verlängerung kam Lukas Ramser für Kuhn, der nur wenig Akzente setzen konnte (91.). Balingen gab in der Offensive die Bälle zu schnell her. Ein Beispiel: Vochatzer rannte sich bei einem Konterversuch in der Stuttgarter Defensive fest und musste anschließend von Krämpfen geplagt ausgewechselt werden. Mit dem Halbzeitpfiff der Verlängerung mussten die Balinger nochmal eine brenzlige Freistoß-Situation überstehen. Es blieb beim 1:1.

Akkaya vergibt und fliegt

Der zweite Abschnitt der Verlängerung begann mit zwei weiten Eisele-Einwürfen, die aber nichts einbrachten (106.). Die Mannschaften mussten zunehmend dem laufintensiven Finale Tribut zollen. Auch Braig verließ mit Wadenkrämpfen das Spielfeld. Akkaya hatte nach toller Ferdinand-Vorarbeit die große Chance auf das 2:1 – Castellucci lenkte den Rechtsschuss des Balingers aber zur Ecke (113.). Jetzt war die TSG am Drücker. Ferdinands Schuss wurde noch abgefälscht (116.).

Es roch nach Elfmeterschießen auf der Waldau. Nochmal Freistoß Akkaya, der jedoch den Pfiff des Schiedsrichters nicht abgewartet hatte und deshalb mit Gelb-Rot vom Platz musste (120.). Ramser führte aus, aber die Kickers köpften den Ball aus der Gefahrenzone. Damit ging es ins Elfmeterschießen, in dem mit Akkaya der etatmäßige Balinger Schütze fehlte.

Alle Balinger treffen

Es wurde auf das Tor vor den Kickers-Anhängern geschossen. Dickelhuber nahm sich als erstes den Ball und versenkte rechts unten, Fritschi zielte in das gleiche Eck und glich aus. David Kammerbauer scheiterte anschließend an Binanzer, Eisele traf souverän. Flamur Berisha netzte zum 3:3, Ramser schoss hoch in die Mitte: 4:3, Loris Maier schickte Binanzer in die falsche Ecke – das 4:4. Laurin Curda zeigte sich nervenstark und traf zum 5:4, danach glich Kolbe zum 5:5 aus. Nun hatte es Ferdinand auf dem Fuß und versenkte den Ball zum 6:5-Finalsieg für die TSG Balingen.

TSG Balingen: Binanzer; Eisele, Curda, Meiser (73. Seeger), Wöhrle, Vochatzer (97. Foelsch), Akkaya, Müller (73. Fritschi), Schmitz, Ferdinand, Kuhn (91. Ramser).

Tore: 0:1 Meiser (10.), 1:1 Polauke (15.) – Elfmeterschießen: 2:1 Dicklhuber, 2:2 Fritschi, Binanzer hält gegen Kammerbauer, 2:3 Eisele, 3:3 Berisha, 3:4 Ramser, 4:4. Loris Maier, 4:5 Curda, 5:5 Kolbe, 5:6 Ferdinand.

Gelb-Rote Karte: Akkaya (120.).

Zuschauer: 8507.

Schiedsrichter: Manuel Bergmann (Laupheim).