Zollernalbkreis

Vortrag in Lautlingen zum katholischen Reformstau: Kolpingfamilie steht hinter Synodalem Weg

28.09.2022

von Pressemitteilung

Vortrag in Lautlingen zum katholischen Reformstau: Kolpingfamilie steht hinter Synodalem Weg

© Egon Gulde/Kolpingwerk Zollernal

Sexueller Missbrauch durch Priester, die Frage der Geschlechtergerechtigkeit, die Liberalisierung der eigenen Sexuallehre: Heiße Eisen, die die katholische Kirche in Deutschland dieser Tage in synodalen Vollversammlungen, aktuell bei der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda, aber auch beim Bezirkstreffen der Kolpingsfamilie Zollernalb in Lautlingen debattiert. Den Tenor aus Lautlingen lesen Sie hier.

Noch bis zum morgigen Donnerstag tagt die Deutsche Bischofskonferenz in Fulda. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, auf welchem Weg und in welcher Art und Weise die reformorientierte Mehrheit der katholischen Bischöfe und die konservative Minderheit in ihren Reihen künftig weiterhin gemeinsame Nenner finden können.

Einige Problemlagen

Der Problemlagen gibt es einige, das wurde unlängst in Frankfurt bei der vierten Synodalversammlung von Laien, Priestern und Bischöfen in punkto Synodaler Weg deutlich. Der Synodale Weg stand jüngst auch im Mittelpunkt des Bezirkstreffens des Kolpingwerks Zollernalb.

Synodaler Weg im Mittelpunkt

Voll Freude über einen vollbesetzten Gemeindesaal im Schwesternhaus Lautlingen begrüßte Bezirksvorsitzender Hubert Gulde die Kolpinggeschwister aus dem ganzen Bezirk Zollernalb. Zweieinhalb Jahre später als ursprünglich geplant, trotzdem umso aktueller sei das Tagesthema, leitete Gulde über zum Referat von Dr. Claudia Hofrichter. Die promovierte Theologin und Geistliche Leiterin des Kolpingwerk Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart hatte bereits zuvor beim Gottesdienst in der Lautlinger Pfarrkirche die Ansprache übernommen und legte inhaltlich die Spur zu notwendigen Veränderungen in der Kirche.

„Akuter Reformstau“

Hofrichter griff die Anliegen des „Synodalen Weges“ auf, mit dem die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Delegierte des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter geistlicher Dienste und kirchlicher Ämter in der „Synodalversammlung“ diese beraten und Beschlüsse dazu fassen. Anlass hierfür sei die Missbrauchsstudie aus dem Jahr 2018 gewesen, mit welcher spätestens ein akuter Reformstau zutage getreten sei.

Umkehr und Erneuerung

Es sei klar geworden, dass die Kirche Umkehr und Erneuerung brauche, so Hofrichter. Die Frage nach Gott und seinem Weg mit den Menschen gehe nicht nur an Kleriker, sondern gelte auch Laien, und zwar Männern und Frauen gleichermaßen; die Kraft des Heiligen Geistes bilde dafür die Grundlage. Hofrichter nahm Bezug auf die bereits erwähnte vierte Synodalversammlung in Frankfurt, wo der Reformdialog zunächst fast gescheitert wäre.

„Doch noch viel Positives“

Ein Grundsatzpapier zur Liberalisierung der katholischen Sexuallehre sei von einer Sperrminorität der Bischöfe verhindert worden. Dennoch sei nach teilweise emotionaler Aussprache noch viel Positives gelungen, so Hofrichter weiter: Die Rolle der Frauen in der Kirche, eine Neubewertung der Homosexualität, Handlungstexte zur Grundordnung des kirchlichen Dienstes sowie zur Einrichtung eines Synodalen Rates sind jeweils mit den notwendigen Zweidrittelmehrheiten von Delegierten und Bischöfen verabschiedet worden.

Gemeinsame Teilhabe

Zur Frage nach mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche äußerte die engagierte Theologin, dass nicht die Teilhabe, sondern der Ausschluss von Frauen von Diensten und Ämtern begründungspflichtig sei. Es gehe um die gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag und darum, diese mit dem Evangelium in Verbindung zu bringen. Hofrichter streifte auch die Inhalte des Forums zur priesterlichen Existenz heute und erinnerte, dass auch schon in den vergangenen Jahrzehnten noch weitere pastorale Berufe in der Kirche entstanden seien.

Begonnener Weg ist Chance

Zum Schluss des von den Gästen aufmerksam verfolgten Referats stellte die Theologin die demokratischen Verbandsstrukturen des Kolpingwerkes denen der hierarchisch verfassten Kirche gegenüber. Der begonnene Weg biete demnach die große Chance, das dialogische Miteinander auch in der Kirche zu fördern sowie Macht- und Gewaltenteilung anzustreben. Diese synodalen Aspekte würden auch von anderen, innerkirchlichen Reforminitiativen stark gefordert.

Kolpingfamilie unterstützt Reformen

Deshalb werde der Synodale Weg auch vom Kolpingwerk Deutschland unterstützt, der zwar sicher mühsam, letztendlich aber alternativlos sei, so Hofrichter unter starkem Beifall der Anwesenden. Die Kolpingschwestern und -brüder nutzten im Anschluss an den Vortrag die gute Gelegenheit zum regen Meinungsaustausch mit der Fachfrau, die am Institut für Fort- und Weiterbildung der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig ist.

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