Balingen

Vor 125 Jahren gebaut: Ehemalige Frauenarbeitsschule ist heute ein Ort der Begegnung in Balingen

24.03.2023

von Pressemitteilung

Vor 125 Jahren gebaut: Ehemalige Frauenarbeitsschule ist heute ein Ort der Begegnung in Balingen

© Paul Bossenmaier

Aus der Frauenarbeitsschule wurde das Generationenhaus, das heute in erster Linie als Begegnungsstätte dient.

Das Generationenhaus der Stadt Balingen, das Anne Bohn leitet, wird als Ort der Begegnung geschätzt. Es vereint Institutionen, Vereine und Initiativen und sieht sich in erster Linie als Begegnungsstätte. Da ein Großteil der Angebote auch direkt von der Bürgerschaft initiiert wird, ähnelt das Konzept dem eines „Jugendhauses für Erwachsene“. Doch das Gebäude in der Filserstraße 9 wird immer untrennbar mit seiner Vorgeschichte als Frauenarbeitsschule verbunden sein, woran das Stadtarchiv erinnert.

Das heutige Gebäude wurde vor 125 Jahren für die Frauenarbeitsschule erbaut. Zu jener Zeit waren die Ausbildungsmöglichkeiten für junge Frauen stark begrenzt. Doch die Frauenarbeitsschule bot Töchtern jedes Standes die Möglichkeit, eine Ausbildung zu erlangen.

Die Entstehungsgeschichte der Frauenarbeitsschule ist eng mit Friederike Rösler verbunden. Denn mit ihrer Stiftung konnte die Rösler’sche Frauenarbeitsschule ins Leben gerufen werden. Friederike Rösler wurde am 6. September 1819 in Balingen als Tochter des Balinger Apothekers Gottlieb Friedrich Märklin geboren. Sie heiratete im Jahre 1841 den Arzt und Armeleutedoktor Dr. Friedrich Rösler. Wegen seiner Beteiligung an der 1848er-Revolution emigrierten die Röslers nach New York und gelangten dort zu Ansehen und Reichtum. Nach dem Tod ihres Ehemanns kehrte Friederike Rösler nach Deutschland zurück und lebte bis zu ihrem Tod im Jahre 1880 in Stuttgart.

Endinger Pfarrer initiierte einst die Rösler-Stiftung

Initiiert wurde die Rösler-Stiftung durch den Endinger Pfarrer Franz Hopf, der Friederike Rösler auf die herrschende Armut in der Stadt Balingen aufmerksam machte. Woraufhin sie sich dazu bewogen fühlte, eine Stiftung zu gründen, womit bedürftige Jugendliche beruflich befördert werden konnten. Am 9. Februar 1878 legte die Balingerin in ihrem Testament fest, dass aus ihrem Nachlass eine Stiftung eingerichtet werden solle.

Vor 125 Jahren gebaut: Ehemalige Frauenarbeitsschule ist heute ein Ort der Begegnung in Balingen

© Stadtarchiv

Die historische Aufnahme zeigt die ausgelassene Stimmung bei den Frauenarbeitsschülerinnen im Jahre 1932.

Da sich der Schultyp Frauenarbeitsschule in vielen württembergischen Städten erfolgreich bewährt hatte, schlug der Ortsschulinspektor im Jahre 1883 vor, eine Frauenarbeitsschule in Balingen zu errichten. Da es im Sinne von Friederike Rösler war, bedürftige Mädchen und Knaben zu fördern, wurden die Mittel aus der Rösler-Stiftung für die Errichtung und Unterhaltung der Frauenarbeitsschule verwendet. Dafür wurde das Anwesen des verstorbenen Werkmeisters Tobias Speidel in der Wilhelmstraße aus den Mitteln bezahlt.

Bis 1896 war Frauenarbeitsschule in der Wilhelmstraße

Bereits am 1. November 1883 konnte die Frauenarbeitsschule eröffnet werden und die Anfrage der Mädchen war sehr groß. Wie es aus dem Programm der Frauenarbeitsschule von 1896 heißt, lag der Zweck der Frauenarbeitsschule darin, „durch methodischen Unterricht Töchtern jedes Standes eine gründliche Ausbildung in Handarbeiten zu geben. Diese soll nicht nur den Bedürfnissen der Familie dienen, sondern auch zum selbstständigen Erwerb befähigen“.

Bis 1896 war die Frauenarbeitsschule in der Wilhelmstraße untergebracht. Doch aufgrund der hohen Schülerzahl wurden die Räumlichkeiten bald zu klein, und es bestand der dringende Bedarf an neuen Räumlichkeiten. Die Stadt Balingen musste den Bau eines Frauenarbeitsschulgebäudes in Angriff nehmen.

Erst ein verzinsliches Darlehen aus der Friederike-Rösler-Stiftung ermöglichte der durch den Wasserleitungsbau stark verschuldeten Stadt die Verwirklichung des Projektes. Die feierliche Einweihung der Frauenarbeitsschule durch Stadtschultheiß Eisele erfolgte am 6. Februar 1898. Da Oberamtsmann Josef Filser, der dem Gewerbeschulrat angehörte, sich besonders für den Neubau jener Frauenarbeitsschule eingesetzt hatte, wurde jene Straße nach dem Balinger Ehrenbürger benannt.

Räume können besichtigt werden

Am Montag, 27. März, findet von 17.30 bis 19 Uhr die Führung durch das Generationenhaus statt. Die Räumlichkeiten, Möglichkeiten und Programme wird Anne Bohn als Hausleitung mit den Engagierten vorstellen. Im Anschluss an die Führung gibt es Getränke und einen kleinen Snack sowie die Möglichkeit, sich auszutauschen und Fragen zu stellen.

Wer Interesse hat, kann sich gerne über die Volkshochschule anmelden (Telefon 07433 90800). Für die Führung wird ein Unkostenbeitrag erhoben. Treffpunkt ist direkt im Haus in der Filserstraße 9.

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