Von der Partymeile zum Testzentrum: Im Top10 werden ab Freitag Corona-Abstriche angeboten

Von Nicole Leukhardt

„Wir können nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen bleiben“, sagt Dirk Bamberger. Der Balinger Gastronom öffnet am Freitag die Türen seines Clubs Top10 im Balinger Gewerbegebiet Gehrn nach langer Zeit wieder – jedoch als Corona-Drive-in-Testzentrum statt als Club.

Von der Partymeile zum Testzentrum: Im Top10 werden ab Freitag Corona-Abstriche angeboten

Oberbürgermeister Helmut Reitemann (links), TopTen-Chef Dirk Bamberger (Mitte) und Betriebsleiter Martin Mielke hoffen, dass das Corona-Schnelltestzentrum für möglichst viele Besucher ein bisschen Sicherheit bringt.

„Zur Eindämmung des Virus‘ muss es testen, testen, testen heißen“, ist Dirk Bamberger überzeugt. Mit dem Testzentrum will der Gastronom seinen Beitrag dazu leisten und die Stadt Balingen in ihrer Strategie unterstützen. Das Prozedere ist simpel: Wer sich testen lassen möchte, kann sich auf schnelltestzentrum-balingen.de registrieren und einen Termin buchen. Wer mit dem Auto kommt, kann bequem vorfahren und sitzen bleiben zum Test. „Fenster runter, Stäbchen in die Nase, fertig“, sagt Dirk Bamberger. Doch natürlich können Testwillige auch zu Fuß kommen.

Drittes Testzentrum von Dirk Bamberger nimmt Betrieb auf

Die Top10-Mitarbeiter nehmen die Besucher kontaktlos in Empfang und scannen die Reservierungsbestätigung. Für jeden zu Testenden wird ein QR-Code generiert, über den man später das Ergebnis abrufen kann. „Der Abstrich selbst wird von einer medizinisch ausgebildeten Fachkraft durchgeführt“, erklärt Bamberger. Der Chef mehrerer Gastrobetriebe ist froh, dass er ein paar seiner Mitarbeiter mit dem Schnelltestzentrum wieder beschäftigen kann. „Wir freuen uns aber auch sehr, wenn weitere Freiwillige mithelfen möchten, die aus medizinischen Berufen kommen“, sagt er.

Auch in Singen und Konstanz hat er bereits solche Zentren eröffnet. Beide laufen gut: „Die Bevölkerung hat großes Interesse daran“, so sein erstes Fazit. Am Freitag fällt in Balingen um 14 Uhr der Startschuss, auch am Sonntag wird getestet. „In der Woche darauf wollen wir dann jeweils am Donnerstag und Freitag von 14 bis 19 Uhr und am Samstag und Sonntag von 11 bis 19 Uhr Tests anbieten“, sagt Bamberger. „Wenn der Bedarf da ist, können sowohl die Öffnungstage als auch die Öffnungszeiten erweitert werden“, fügt er an.

Drei Tests werden angeboten

Geplant sind dreierlei Tests: Der Antigen-Schnelltest soll eine Infektion mit dem Corona-Virus per tiefem Nasenabstrich nachweisen oder ausschließen. Im Moment kostet der Test 35 Euro. „Diesen Test werden wir in Kürze auch als kostenlosen Bürgertest für jeden einmal wöchentlich anbieten“, erklärt der Chef.

Ein Antikörpertest soll nachweisen, ob man bereits in der Vergangenheit mit dem Virus infiziert war. Dieser Test wird mittels einer Blutprobe durchgeführt und kostet ebenfalls 35 Euro. Bei beiden Tests haben die Probanden nach 15 bis 30 Minuten Gewissheit.

Der PCR-Test gibt noch mehr Sicherheit

Wer beim Schnelltest ein positives Ergebnis erhält, wird aufgefordert, gleich einen PCR-Test im Anschluss zu machen. Auch hierfür kann im Balinger Drive-in ein Abstrich abgenommen werden. Der PCR-Test gilt als der genaueste Test und wird in einem Labor in Augsburg ausgewertet.

„Nach maximal 24 bis 30 Stunden erhalten die Testpersonen ihr Ergebnis“, sagt Bamberger. Einen laborärztlichen Befund gibt es oben drauf. Der PCR-Test kostet 61,36 Euro pus 5 Euro Buchungsgebühr. „Wer eine Rechnung benötigt, um eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse zu beantragen, bekommt diese bei der Buchung“, heißt es.

Und apropos Buchung: Wer für alle drei Tests selbst online keinen Termine buchen kann, kann sich auch telefonisch beim Top10 melden. „Dann helfen wir und vergeben am Telefon einen Termin“, verspricht er.

„Die Menschen werden ungeduldig“

Doch das Drive-in ist nicht die einzige Möglichkeit, die Dirk Bamberger mit seinem Team in Balingen schafft. „Wir wollen auch mit Testteams in Firmen gehen, ab 50 Mitarbeitern lohnt sich das“, sagt er. Denn wichtig sei es in der aktuellen Situation, den Menschen eine Perspektive zu geben. „Die Impfungen gehen noch langsam voran, vieles wird auf politischer Ebene beschlossen, aber wie es umgesetzt werden soll, bleibt erstmal offen“, übt Bamberger auch Kritik. Man müsse nun nach den vielen Einschränkungen aber stückweise einen Weg zurück ins normale Leben ermöglichen, „die Menschen werden ungeduldig“, sagt er. Mit seinem Testzentrum wolle er einen Beitrag dazu leisten.

Ähnlich sieht das auch Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann. „Das neue Zentrum ist eine sehr gute Sache, wir müssen den Bürgern eine Test-Infrastruktur bieten.“ Denn mit der viel beschworenen Herdenimmunität durch die Impfungen sei nicht vor August oder September zu rechnen, glaubt er. „Bis dahin sind wir gefordert, auf anderem Weg ein Stück Normalität herzustellen.“ Vielleicht sei mit flächendeckenden Testungen, ähnlich wie in Tübingen, ein Zutritt zum Einzelhandel und zu kulturellen Veranstaltungen auch wieder möglich. „Wir sind im Moment an einer solchen Lösung dran, aber dafür brauchen wir das Go aus Stuttgart“, erklärt Reitemann.