Nusplingen

Von Bauern für Bauern: Der ganze Heuberg hilft den Flutopfern

02.08.2021

Von Sabrina Graf

Von Bauern für Bauern: Der ganze Heuberg hilft den Flutopfern

© Sabrina Graf

Timo Öffinger beim Verladen der Heuballen.

Den Bauern auf den Harthöfen bei Nusplingen geht das Schicksal ihrer Kollegen in den Flutgebieten sehr nahe. Um den Betroffenen zu helfen, veranstalteten die Harthöfler spontan eine Spendenaktion.

„Von Bauern für Bauern“, lautete am Sonntag das Motto auf den Harthöfen. Zahlreiche Landwirte aus Nah und Fern hatten sich auf den Weg zum Hof von Peter Öffinger gemacht, um dort einen Teil ihrer Heuernte abzugeben. Die abgelieferten Heuballen sollen den Bauern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zugute kommen, welche durch die Fluten ihre Ernte verloren haben.

Gemeinsam sind wir stark

„Einer allein kann nicht viel bewirken. Aber wenn wir alle zusammenhalten und jeder einen kleinen Teil abgibt, können wir einiges bewegen“, sagt Peter Öffinger. Die Idee für die Spendenaktion sei ganz spontan beim Feierabendbier mit ein paar befreundeten Bauern entstanden. Sie alle seien bestürzt über die Geschehnisse in den Hochwassergebieten und über die missliche Lage ihrer Kollegen dort gewesen.

Die Idee zieht Kreise

„Wir Bauern hier in der Umgebung konnten uns in diesem Jahr dank des vielen Regens über eine ertragreiche Ernte freuen. Den Bauern in den Katastrophenregionen hingegen wurde das Wasser zum Verhängnis. Sie haben sowohl ihre Ernte als auch teilweise ihr Hab und Gut verloren“, bedauert Öffinger. Daher haben sich er und seine Kameraden kurzerhand dazu entschlossen, etwas von ihrer Ernte zu spenden. Schnell entstand daraus die Idee einer größeren Spendenaktion, an der sich alle Bauern aus der Umgebung beteiligen konnten.

Von Bauern für Bauern: Der ganze Heuberg hilft den Flutopfern

© Sabrina Graf

Die Hilfsbereitschaft der Landwirte kennt keine Grenzen.

Über WhatsApp machten die Männer auf ihr Vorhaben aufmerksam. Mit diesem Verbreitungsweg hatten die Organisatoren offenbar großen Erfolg. Ein vollbeladenes Fahrzeug nach dem anderen trudelte am Spendentag, trotz des schlechten Wetters, auf dem Hof ein - darunter viele Spendenwillige aus den umliegenden Gemeinden. Doch der Aufruf erreichte auch mehrere Landwirte aus der Ferne. So haben beispielsweise auch Männer und Frauen aus Gammertingen oder Metzingen keine Mühen gescheut und den Weg auf den Nusplinger Berg auf sich genommen, um ihren Beitrag zu leisten.

Zeichen der Solidarität

Zu ihnen gehören auch Florian und Stefan Rapp vom gleichnamigen Hof in Winterlingen-Harthausen. Sie haben ihren Laster mit zehn großen Strohballen beladen, um sie auf die Harthöfe zu bringen.

Von Bauern für Bauern: Der ganze Heuberg hilft den Flutopfern

© Karl-Otto Gauggel

Die Betreiber des Rapp-Hofes in Harthausen haben vier Tonnen Heu auf den Nusplinger Berg transportiert.

In den Hochwassergebieten hätten nicht wenige Bauern ihre Tieren retten können, doch seien mitunter die gesamten Futtervorräte durch die Flut unbrauchbar oder weggespült worden. Sie wollen mit ihrer Spende von zehn Großballen Heufutter, das sind etwa vier Tonnen, ein Zeichen der Solidarität setzen und Hilfe leisten.

Sachspende wird zu Geld

Die Verantwortlichen zeigten sich sehr erfreut über die große Spendenbereitschaft. Ein Bauer habe sogar 27 Ballen vorbeigebracht. Insgesamt rund 120 Heuballen kamen bei der Spendenaktion zusammen. Da die Lagerkapazitäten in den Flutgebieten begrenzt sind, haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, das getrocknete Gras nicht direkt nach NRW und Rheinland-Pfalz zu bringen, sondern die Sachspenden in Geld umzuwandeln.

Von Bauern für Bauern: Der ganze Heuberg hilft den Flutopfern

© Sabrina Graf

Traktor an Traktor fand sich auf den Harthöfen ein.

Der Heu- und Strohfachhändler Keller aus Dunningen wird das Heu abholen und an seine Kunden verkaufen. Dabei wurde vereinbart, dass der Händler überdurchschnittliche Preise auszahlen wird. Öffinger schätzt, dass ein Heuballen runde 40 bis 50 Euro wert sei.

Auch Vereine und Privatleute unterstützen die Aktion

Der Erlös soll die betroffenen Landwirte dann über die Schorlemer-Stiftung des Deutschen Bauernverbands erreichen. Damit dies reibungslos funktioniert, haben sich die Bauern bereits im Voraus mit dem Verband in Verbindung gesetzt. Doch nicht nur die Landwirte konnten im Rahmen der Aktion eine gute Tat vollbringen. Denn es gab auch die Möglichkeit, Geld anstatt Heuballen zu spenden. Neben einigen Privatpersonen beteiligten sich auch mehrere Nusplinger Vereine mit großzügigen Beträgen. Die Organisatoren zeigen sich dankbar und überwältigt von der hohen Spendenbereitschaft und freuen sich, dass sie mit ihrer Idee einen Beitrag zur Bewältigung der Flutkatastrophe leisten können.

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