Balingen

Vom ständigen Warten auf Freitag: Bernd Stelter begeistert das Publikum in Balingen

10.05.2019

Von Silke Thiercy

Vom ständigen Warten auf Freitag: Bernd Stelter begeistert das Publikum in Balingen

© Silke Thiercy

Fair und mit Anstand – so wünscht Bernd Stelter sich seine Mitmenschen. Am Donnerstag war der Comedian, Musiker und Autor zum ersten Mal in Balingen.

Er ist ein Clown aus vollem Herzen. Bringt sein Publikum zum Lachen. Und zum Nachdenken. Bernd Stelter, einer der ganz großen der deutschen Comedyszene, gastierte am Donnerstag mit seinem brandneuen Programm „Am Montag ist wieder Wochenende“ in der Balinger Stadthalle. Mit grandiosem Erfolg.

Nicht nur das Publikum war begeistert – auch Jörn de Haan strahlte. Der stellvertretende Stadthallenchef war mehr als zufrieden über die 500 verkauften Tickets. „Für den ersten Auftritt eines Künstlers in Balingen ist das super“, sagte er.

Alles andere also als ein Montagsgefühl, das am Donnerstag im Großen Saal herrschte. Kein Wunder wenn da einer auf der Bühne steht, ganz allein, nur mit Gitarre und Klavier und den ganzen Raum füllt mit der sichtbaren Freude, mit der Stelter sein neues Programm spielte.

Nein, nicht nur spielte. Stelter ist einer, der lebt, was er macht. Der am Ende der zwei Stunden am Bühnenrand hockt und Fragen aus dem Publikum beantwortet. Seit 30 Jahren steht der Künstler auf der Bühne. Rente? Geht nicht, denn „das geht nicht, wenn man beruflich seinem Hobby nachgeht.“ Das allerdings als Vollprofi. Stelter witzelt. Stelter singt. Stelter bringt sein Publikum zum Nachdenken.

Die Glücksforschung im Blick

Nur Gags abfeuern ist nicht sein Ding. Der Künstler versteht es, die menschlichen Abgründe und Wünsche zu beleuchten. Hat sich für sein aktuelles Programm intensiv mit der Glücksforschung befasst.

Ausgehend vom „Robinson-Crusoe-Syndrom“, unter dem wir alle leiden, denn: „Wir warten ständig auf Freitag.“ Trotz Frieden und Wohlstand sind die Deutschen nicht zufrieden. Anders als „350 000 Menschen, die auf einer furzenden Insel leben: die Isländer sind die glücklichsten Menschen in Europa.“

„Lasst Eure Probleme los“, forderte Stelter auf. Loslassen schaffe neue Horizonte und genau die zeigte der Comedian augenzwinkernd und mit viel Spielwitz. Warum kann nicht immer Wochenende sein, wenn die Maßeinheiten von Stunden in Liter umgerechnet werden? Und warum kann nicht ein finnisches Wort in den Duden aufgenommen werden, das in der sperrigen Übersetzung bedeutet: „Sich alleine zu Hause in Unterhosen betrinken“?

Stelter plaudert mit dem Publikum

Immer wieder verlässt Bernd Stelter die Pfade des Programms und plaudert mit seinen Gästen. Denn so fühlt man sich bei seinem Auftritt – als willkommener Gast. Und dem erzählt der Gastgeber dann schon mal, wie gerne er mit der Familie grillt, einfach so, um nach dem Guten im Leben Ausschau zu halten. Oder, dass er seinem Sohn sagt: Studieren muss man nicht an der Uni, man muss das Leben aufsaugen.

Stelter verpackt Lebensphilosophie in spritzige Gags, alles aber mit Tiefgang. Er macht intelligentes Kabarett, bei dem zwischen Lachtränen Platz ist zum Nachdenken. Und bald auch zum Nachhören.

Seinen Balinger Fans verriet Stelter, dass kommende Woche in der Berliner „Wühlmaus“ aufgezeichnet wird. Wenn das im Kasten sei, habe er auch wieder Zeit zum Schreiben. Stelter kann nämlich auch Krimis. Die er – Künstler zum Anfassen eben – nach dem Auftritt im Foyer signierte.

Zuvor aber war es witzig. Und auch mal politisch-kritisch. So mache er sich ernsthaft Sorgen, was Angela Merkel mit ihrem Leben anfangen wolle, wenn sie nicht mehr Kanzlerin ist. „Außer einmal im Jahr mit ihrem Mann nach Bayreuth fahren kann die doch nix.“

Vielleicht sollte sie tun, was Stelter empfiehlt. Gute Taten begehen, die nämlich setzen Glückshormone frei. Einfach mal einem Fremden den Kaffee bezahlen – so einfach sei das. Denn schließlich wolle doch jeder Mensch nur Freiheit, Liebe und Spaß.

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