Vom Zellern Horn zur Burg Hohenzollern: Tailfinger Schüler entwickeln Seilbahnmodelle

Von Olga Haug

Für das Create-Projekt am Progymnasium Tailfingen und der Technologiewerkstatt entwickelten Schüler der 8. Klasse Gondeln für eine Seilbahn, die es so aber nie geben wird.

Vom Zellern Horn zur Burg Hohenzollern: Tailfinger Schüler entwickeln Seilbahnmodelle

Stolz präsentieren Schüler der 8. Klasse des Progymnasiums ihre Modelle, die sie im Rahmen des Create-Projektes kreiert haben. Heute stellten sie ihre Modelle einer Fachjury in der Technologiewerkstatt vor.

Gestalteten die Schüler der 8. Klasse des Progymnasiums Tailfingen im vergangenen Jahr noch futuristische Aussichtstürme, verlangte die Aufgabenstellung im Rahmen des Create-Projekts in diesem Jahr präzises Konstruieren und Berechnen von Statik und Kräften. Die Aufgabe: Eine Seilbahn von der Burg Hohenzollern bis zum Aussichtspunkt Zeller Horn.

In natura entspräche dies einer Länge von 1,7 Kilometern. Die 3D-Modelle sind hingegen nur wenige Zentimeter groß. Dies sei unter anderem auch ein Grund gewesen, warum man von der ursprünglichen Idee, eine Hängebrücke zu konstruieren, abgewichen sei, erklärt Daniel Spitzbarth, Innovationsmanager an der Technologiewerkstatt.

Hängebrücke nicht geeignet

Eine Hängebrücke sei für den 3D-Druck nicht geeignet gewesen, das wurde den Projektteilnehmern bereits vor drei Jahren klar, als eine Hängebrücke für den Hochschulcampus entworfen werden musste. Also tüftelten die 20 Schüler jeweils in Zweiergruppen seit Ostern an ihren Seilbahnmodellen.

Am Dienstag wurden die Objekte in der Technologiewerkstatt präsentiert und einer Fachjury vorgestellt. Die Lehrer Marc Banzhaf und Maria Schewe, Jan-Peter Lorenz, Leiter des Straßenbauamts am Landratsamt, Günter Eberhardt, Hängebrückenexperte und Geschäftsführer von „Eberhardt Bewehrungsbau“, Lina Nolde von „Create Education“ sowie Oberbürgermeister Klaus Konzelmann bewerteten die Modelle.

Technisches Verständnis

Herausgekommen sind Gondelentwürfe, die nicht nur das technische Verständnis der Schüler bestätigten, sondern ebenso ihr Gefühl für die Verknüpfung von Nutzbarkeit und Design: rund, dreieckig oder rechteckig, mit Glasboden oder Dachterrasse.

In den Präsentationen kam nicht nur das gedruckte 3D-Modell zum Einsatz, sondern auch eine virtuelle 3D-Animation, die den Rundumblick sowohl außerhalb, als auch innerhalb der Gondel ermöglichte.

Für Einsatz prämiert

Am Ende erhielten alle Schüler von der Fachjury ein Feedback zu ihren Konstruktionen und wurden für ihren Einsatz prämiert. Der Preis: ein personalisiertes T-Shirt mit einer Abbildung ihres Gondel-Modells. Ihr ausgedrucktes 3D-Modell durften sie selbstverständlich behalten.

Besonders freuten sich die Schüler allerdings über den Besuch der Hängebrücke in Bad Wildbad, die von der Firma des Jury-Mitglieds Günter Eberhardt realisiert wurde. Eberhardts nächstes Projekt: Eine Hängebrücke vom Testturm in Rottweil in die Innenstadt.

Zweifel an Realisierbarkeit

Doch wie realistisch ist eine Seilbahn, die vom Zeller Horn zur Burg Hohenzollern führt? Eher unwahrscheinlich, sagt Oberbürgermeister Klaus Konzelmann auf Nachfrage. Allein des Naturschutzes wegen käme eine Realisierung nicht in Frage. Und: „Wenn ich Burgherr wäre, würde mir das keinesfalls gefallen“, sagt der OB weiter, auch wenn eine Seilbahn oder Hängebrücke durchaus eine touristische Attraktion wäre.

Auch Eberhardt hegt so seine Zweifel an der Umsetzbarkeit. Eine Seilbahn werde in der Regel dann konstruiert, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, einen Ort auf eine moderate Art zu erreichen. Eberhardt nennt hier die Zugspitze als Beispiel. Der Zeller Horn und die Burg Hohenzollern sind hingegen unproblematisch zu erreichen.

Hängebrücke auch nicht machbar

Und eine Hängebrücke? Die sei aufgrund der Distanz von etwa 1,7 Kilometern nicht realisierbar, erklärt der Experte, auch wenn es seiner Ansicht nach ein spannendes Projekt wäre. Zum Vergleich: Die geplante Brücke in Rottweil misst gerade mal 600 Meter. Ohne Stützen käme eine Brücke vom Aussichtspunkt zur Burg nicht aus. Es wird also ein Traum bleiben, sagt OB Konzelmann.

Technik in einen regionalen Kontext einbetten

Doch um die Realisierbarkeit ging es bei dem Projekt auch gar nicht. Auch wenn die Modelle technisch durchaus umsetzbar wären, ergänzt Spitzbarth. „Bei den Create-Projekten geht es vielmehr darum, Technik erlebbar zu machen und die Technik in einen regionalen Kontext zu bringen“, ergänzt Spitzbarth.

Das Create-Projekt ist zum festen Bestandteil des NwT-Unterrichts (Naturwissenschaft und Technik) der 8. Klasse am Progymnasium geworden. „Die Arbeit hat Spaß gemacht“, sagt der 13-jährige Robin, der sich darüber gefreut hat, dass die Aufgabenstellung am Ende doch eine Gondel und keine Brücke verlangte. Der Unterricht sei so besser, sagt er. „Man kreiert etwas.“