Balingen

Vom Armenhaus zum Gästehaus: Der Balinger „Spittel“ soll ein Hostel werden

29.04.2020

Von Nicole Leukhardt

Vom Armenhaus zum Gästehaus: Der Balinger „Spittel“ soll ein Hostel werden

© Nicole Leukhardt

Vom Spital zum Hostel: Es gibt Pläne für das historische Gebäude in der Balinger Ebertstraße.

Er war viele Jahrzehnte ein städtisches Alten- und Armenheim, dann war er Heimat der mobilen Jugendarbeit – der Balinger Spittel. Als das ehemalige Spital in der Balinger Ebertstraße sich dann leerte, hatte einer sofort eine Vision: Nachbar und Bärenwirt Patrick Streicher. Er möchte gemeinsam mit der Schreinerei Enslin aus Isingen ein Hostel einrichten.

„Die Stadt Balingen hatte das Gebäude schon vor Jahren zum ersten Mal ausgeschrieben“, erinnert sich Evelyn Enslin, Geschäftsführerin der gleichnamigen Schreinerei. Patrick Streicher sei auf sie zugekommen mit seiner Hostel-Idee. „Er ist selbst viel unterwegs und überzeugt, dass Balingen eine solche Übernachtungsmöglichkeit für jüngere Leute noch fehlt“, erzählt sie. Mit der Lage in der Südstadt und der Nähe zum Südbahnhof sieht Enslin ebenso Potenzial für das Vorhaben.

Mit der sehr klaren Vision habe der Gastronom sie von dem Konzept überzeugt und beide gemeinsam schließlich auch die Balinger Verwaltung. Diese hatte das historische Gebäude im Rahmen einer Konzeptvergabe ausgeschrieben.

„Es hat für das Gebäude verschiedenen Interessenten gegeben“, sagt Rathaussprecher Jürgen Luppold auf Anfrage. „Das Hostel-Konzept hat die Stadtverwaltung überzeugt, weshalb dann auch eine Kaufoption eingeräumt wurde“, fügt er an. Und theoretisch ist auch alles in trockenen Tüchern, sagt wiederum Evelyn Enslin.

Wäre da nicht der Haken mit dem Denkmalschutz. Denn der Spittel ist historisch bedeutend für die Stadt. „Und wir müssten zumindest im Erdgeschoss eine Wand rausnehmen, um einen Frühstücksraum einrichten zu können“, erklärt sie. Ohne Frühstücksraum kein Hostel. Denn die Gäste, die in Mehr- und Zweibettzimmern übernachen sollen, müssten schließlich auch verpflegt werden.

Der Kontakt zu einem Sachverständigen bestehe, nun liegt das Schicksal des Spittels zunächst in den Händen des Denkmalamts. „Ganz grundsätzlich wurde uns signalisiert, dass unser Vorhaben nicht unmöglich ist“, hat Evelyn Enslin Hoffnung. Doch zunächst müsse geprüft werden, ob die Mauer oder ihr Putz einen besonderen historischen Wert haben. „Wir würden den Rest mit großer Vorsicht sanieren, es gibt ja viele Möglichkeiten, wie man Altes integrieren kann“, sagt die Fachfrau.

Und auch ihr macht die aktuelle Coronakrise Sorgen. „Ein Hostel ist ein offenes Konzept, in dem Sozialkontakte stattfinden. Wir hoffen, dass wir das dann auch so betreiben dürfen, wie wir es uns vorstellen“, sagt sie. Dennoch bleibt sie zuversichtlich. „Die Idee ist über Jahre gereift, das Konzept älter als die Krise. Wir bleiben zuversichtlich, dass alles klappt und wir vor der Gartenschau eröffnen können.“

Dass der Spittel aber auf jeden Fall verkauft wird, da ist die Verwaltung sicher. Sollte das Hostelkonzept nicht verwirklicht werden können, geht der Zuschlag an einen der anderen Bewerber, sagt Jürgen Luppold.

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