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Vollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen: 2020 stellt alle vor große Herausforderungen

19.07.2020

von Pressemitteilung

Vollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen: 2020 stellt alle vor große Herausforderungen

© Handwerkskammer Reutlingen

In diesem Jahr fand die Sommer-Vollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Eningen statt.

Die erste Sommer-Vollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen nach der Neuwahl 2019 und erstmals im Corona-Jahr 2020 fand nicht in gewohnter Umgebung, sondern in der HAP-Grieshaber-Halle in Eningen statt. Den Abstandsregeln und hygienerechtlichen Bestimmungen geschuldet auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Und so bestimmte auch das Thema Corona die Versammlung, denn Konjunktur und die Ausbildungssituation waren und sind unmittelbar von der Pandemie betroffen.

Die Novellierung der Handwerksordnung und das Klimaschutzprogramm der Stadt Tübingen kamen unter anderem als weitere Themen zur Sprache.

Rückblick zunächst auf 2. Quartal 2020

Kammerpräsident Harald Herrmann startete nicht wie üblich mit einem konjunkturellen Rückblick ins vergangene Jahr, sondern mit dem Bericht über das 2. Quartal – dem Quartal, das die Stimmung und die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Handwerk in seinen unterschiedlichen Facetten zeigte.

Messebauer, Friseure, Kosmetikstudios und Fotografen waren von der Pandemie besonders betroffen, mussten sie ihre Betriebe doch überwiegend zwangsläufig schließen. Über alle Gewerke hinweg betrachtet verzeichneten laut Konjunkturumfrage rund 40 Prozent einen Auftragsrückgang.

Nur Bauhauptgewerbe mit positivem Auftragssaldo

Nur knapp die Hälfte der Betriebe war im Durchschnitt mit der Geschäftslage im zweiten Quartal noch zufrieden.

Lediglich das Bauhauptgewerbe verzeichnete nach wie vor einen positiven Auftragssaldo. „Ob wir das Schlimmste der Pandemie bereits hinter uns haben oder ob doch noch eine zweite Welle mit entsprechenden Einschränkungen ansteht, kann niemand vorhersagen“, schloss Herrmann seinen Überblick zur Konjunktur.

Herrmann bedankte sich bei den 40 Mitarbeitern, die über Wochen hinweg Soforthilfeanträge bearbeitet und die Corona-Hotline betreut haben.

Rückblick auf 2019: weniger Lehrlinge als im Vorjahr

Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert präsentierte anschließend die Abschlusszahlen der Lehrlingsverträge. Im Jahr 2019 seien im Handwerkskammerbezirk Reutlingen 1777 neue Berufsausbildungsverträge in die Lehrlingsrolle eingetragen worden.

Gegenüber dem Vorjahr sei das ein Rückgang von über elf Prozent. „Die allerneuesten Zahlen vom 30. Juni 2020 sind auch nicht gerade rosig. An diesem Tag verzeichneten wir seit Jahresbeginn 862 neue Berufsausbildungsverhältnisse. Am Vorjahresstichtag waren es noch 1035“, so Eisert.

Berufsorientierung und Ausbildungsmessen fehlen

Ein Grund für das aktuell geringe Interesse der jungen Menschen an einer Ausbildung im Handwerk könne sein, dass viele Berufsorientierungstage, Messen und Praktika durch die Corona-Krise weggefallen sind, so dass der Prozess des Kennenlernens und Bewerbens erschwert war und immer noch ist.

Durch verschiedene Maßnahmen möchte die Handwerkskammer noch intensiver Jugendliche und Betriebe zusammenbringen.

Novellierung der Handwerksordnung ist Thema

Eisert streifte in seinem Bericht auch das Gesetz zur Novellierung der Handwerksordnung. Dieses ist am 14. Februar dieses Jahres in Kraft getreten und regelt die Wiederaufnahme von zwölf Handwerksgewerben in die Anlage A zur Handwerksordnung.

„Bis zu diesem Zeitpunkt gingen bei uns in vermehrter Zahl Anträge von Personen ein, die noch mit einem bislang zulassungsfreien Handwerk, beispielsweise dem Fliesen- oder Estrichlegerhandwerk, in die Handwerksrolle eingetragen werden wollten, um dann darauf basierend Bestandsschutz zu genießen. Diese Antragssteller mussten wir eintragen und durften das nicht ablehnen“, erklärte Eisert.

Kritische Stimmen zum Tübinger Klimaschutzprogramm

Beim geplanten Klimaschutzprogramm der Stadt Tübingen sieht Joachim Eisert die Interessen des Handwerks berührt.

Im Programm seien für sich genommen einige gute Positionen enthalten.

„Wogegen wir uns aber klar ausgesprochen haben, ist der vorgesehene Anschluss- und Benutzungszwang an das Wärmenetz der Stadt Tübingen und der Exklusivitätsstatus der Stadtwerke. Das örtliche Handwerk mit seinen ebenso guten Installationsangeboten findet keine Erwähnung.“

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