Albstadt

Volle Parkplätze im Winterwunderland: Ausflügler ignorieren Sperrungen in Albstadt

17.01.2021

Von Pascal Tonnemacher, Von Horst Schweizer

Volle Parkplätze im Winterwunderland: Ausflügler ignorieren Sperrungen in Albstadt

© Michael Würz

Unbeeindruckt von der deutlichen Straßensperrung in Richtung Burgfelden zeigte sich nicht nur dieser Autofahrer aus Stuttgart.

Zahlreiche Touristen und Einheimische drängten am Wochenende nach draußen in die Natur – so auch in Albstadt. Die Stadt ließ am Samstagmittag einzelne Zufahrtsstraßen wegen voller touristischer Parkplätze sperren, die Polizei patrouillierte. Stoppen ließen sich davon zahlreiche Ausflügler jedoch nicht. Der Sonntag wiederum verlief bislang offenbar entspannter.

Erst waren die Parkplätze voll, dann wurden erste Straßen gesperrt: Die Stadt Albstadt hat am Samstagmittag auf den erwarteten Ansturm zahlreicher Touristen und Einheimischer reagiert.

Auf ihren offiziellen Social-Media-Kanälen („Albstadt Tourismus“ ist auf Facebook und auf Instagram zu finden) informiert die Stadtverwaltung laufend über die aktuelle Situation bei ihren touristischen Attraktionen im Freien.

Fotostrecke
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Die Zufahrt zum Raichberg ist gesperrt: Autofahrer, hier mit auswärtigen Kennzeichen, ignorieren das jedoch.

© Benjamin Rebstock

Die Schilder, hier Richtung Burgfelden, sprechen eine klare Sprache: Nur Anlieger dürfen hier durch.

© Michael Würz

An der Sperrung vorbei: Ein auswärtiges Auto fährt nach Burgfelden, eins kehrt zurück.

© Michael Würz

Volle Parkplätze waren am Wochenende keine Seltenheit.

© Benjamin Rebstock

Wie hier in Pfeffingen ging es auf den Albstädtern Wanderparkplätzen am Samstag eng zu.

© Michael Würz

Macht etwas her: Die Winterlandschaft in Albstadt, hier am Ebinger Stadtrand am Freitag, lockt die Menschen in die Natur.

© Pascal Tonnemacher

Generell heißt es in Albstadt: Touristen willkommen. Wintersportlern haben sie, hier in Burgfelden, bereits am Samstagmorgen beste Bedingungen geschaffen.

© Michael Würz

Ein einziges Eldorado für Schnee-Fans, hier in Pfeffingen.

© Michael Würz

Zwei Kinder machen in Burgfelden das „Engele“.

© Horst Schweizer

Mit Loipen in dieser Landschaft überzeugt Burgfelden.

© Horst Schweizer

Am Samstagmittag um 13 Uhr vermeldete die Verwaltung, dass folgende Zufahrtsstraßen wegen der vollen touristischen Parkplätze gesperrt seien:

  • Zufahrtsstraße Raichberg, Onstmettingen
  • Zufahrtsstraße Schneckenbuckel, Onstmettingen
  • Zufahrtsstraße Burgfelden, Burgfelden

Die Hotspots sollen gemieden werden, Anlieger hätten aber weiterhin freie Fahrt.

Die Sperrungen und die patrouillierende Polizei scheinen viele Autofahrer aber nicht zu beeindrucken: Vor Ort, beispielsweise bei der Zufahrt nach Burgfelden oder auf den Raichberg, ließ sich beobachten, dass die Sperrung reihenweise von Autofahrern, viele davon auch mit auswärtigem Kennzeichen, schlichtweg missachtet wird.

Verwaltung sieht nur einzelne Verstöße

Martin Roscher, Tourismuschef der Stadt Albstadt, war ebenfalls mit Kollegen der Stadtverwaltung vor Ort. Er sieht die Lage entspannter und sagt: „Es war eine radikale Minderheit, die sich nicht an die Sperrungen gehalten hat. Die Polizei hatte die Lage im Griff.“

Das Polizeipräsidium Einsatz aus Göppingen unterstützte am Sonntag die örtliche Polizei: Mögliche erneute Sperrungen werden dann von den Polizeibeamten direkt überwacht und kontrolliert. Streifen patrouillierten an Hotspots, aber auch beispielsweise am Ebinger Skilift.








Wie Roscher auf Anfrage schildert, sei die Situation am Sonntag „deutlich entspannter“. Man werde den Samstag kommende Woche einer Nachbetrachtung unterziehen und gemeinsam mit Polizei und Ordnungsamt „Lösungsansätze anpassen und nachbessern“.

Einzelne Parkplätze auch am Sonntag am Limit

Um 14.15 Uhr steuerte laut Stadtverwaltung, neben den Parkplätzen Stocken und Langer Weg in Onstmettingen, auch der Parkplatz in Burgfelden in Richtung Kapazitätsgrenze. Die Verwaltung rief dazu auf, den Parkplatz zu meiden und keinesfalls entlang der Zufahrtsstraßen oder in den Wohngebieten zu parken.

Während sich hunderte Besucher ob der traumhaft schönen Winterlandschaft erfreuten, war Albstadts kleinster Stadtteil Burgfelden am Samstag regelrecht zugeparkt.

Anwohnerin beschwert sich

„Es ist schlimm, wir kommen teilweise erst am Abend, wenn die Autos weg sind, wieder auf unsere Grundstücke“, meinte eine Anwohnerin im Burgweg. Eine andere ergänzte, „ich war auf dem Weg zur Kirche, da kommst du dir vor wie in der Königsstraße in Stuttgart, viele Leute, kein Abstand, keine Masken“.

Burgfelden hatte sich auf den Ansturm vorbereitet. Am Samstag wurde im Burgweg der Schnee abgefahren, um dort beidseitiges Parken zu ermöglichen. „Man hat den Besuchern fast eine Autobahn angeboten“, meinte eine betroffene Anwohnerin ironisch und fügte hinzu: Das verbotene Gehwegparken werde nur unter der Woche bei den Einheimischen kontrolliert.

Ortsvorsteher wird aktiv

Der Schnee sollte auf eine geräumte Wiese beim Heersberg-Parkplatz gefahren werden, doch war dieser schon früh zugeparkt. Vor der Mittagszeit schrieb Ortsvorsteher Johannes Burkhardt eine E-Mail an OB Klaus Konzelmann und Tourismuschef Martin Roscher. Daraufhin wurde die Straße gesperrt.

Wer in Burgfelden war, erfreute sich an bestens präparierten Loipen, an der hervorragenden Skatingspur und dem gut begehbaren Winterwanderweg „Schneewalzer“.

Loipenwart ist stundenlang im Einsatz

„Ich war dafür siebeneinhalb Stunden mit dem Pistenbully unterwegs“, erzählte Loipenwart Heinz Maier vom Turnverein Burgfelden. Vor allem nach den großen Mengen Neuschnee sei es nicht einfach gewesen, den „Schneewalzer“ fest zu bekommen.

Auch ihn freut das immer wieder erteilte Lob für seine Arbeit, wofür einige sogar Spenden an den Verein tätigen wollen und ein Formular verlangten. Für Ärger sorgen dagegen Besucher, welche die Loipenschilder ignorieren und die Spur regelrecht zertrampeln.

Besucher sind zufrieden

„Die Burgfelder machen dies ganz gut“, meinten Cristian und Cordula Julino aus Bisingen. Sie schnallten erst nach halb fünf Uhr die Langlaufski zum Skating an, wenn es ausreichend Platz gebe.

Ein Ehepaar aus Rottenburg war mit dem Rucksack unterwegs, befand den „Schneewalzer“ sehr schön, Abstände seien an den Aussichtspunkten eingehalten und es sei gegenseitig Rücksicht genommen worden.

Volle Parkplätze im Winterwunderland: Ausflügler ignorieren Sperrungen in Albstadt

© Horst Schweizer

Waren begeistert von Burgfelden: Christiane Zarfl und Anett Junginger aus Tübingen

„Unsere Erwartungen wurden mehr als übertroffen“, gab Familie Albrecht mit den Kindern Marie und Anton aus Stuttgart zur Protokoll. Christiane Zarfl und Anett Junginger aus Tübingen meinten, hier den Winter so richtig erlebt zu haben, „wir sind total begeistert und einfach happy“.

Reiseverbot würde Problem lösen

Stichwort Probleme am Samstag: Roscher sieht hier auch die Landesregierung in der Pflicht. „Wären längere Reisen verboten, hätten wir die Probleme erst gar nicht“, sagte er. Der Tourismuschef freut sich naturgemäß über auswärtigen Besuch, warnte aber auch: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht überrannt werden.“

Eine generelle Sperrung der Wanderwege und Loipen hält Roscher für falsch. „Wir würden damit Einheimische und alle, die sich ganz coronakonform im Freien aufhalten, bestrafen.“








Bereits um 12 Uhr informierte die Verwaltung, dass mehrere touristische Parkplätze voll seien. Es soll keinesfalls stattdessen an engen Stellen geparkt werden. Wer Rettungswege zuparkt, werde kostenpflichtig abgeschleppt, kündigte die Stadt an.

Ähnliches spielte sich offenbar schon am Freitag ab. „Bitte überdenken Sie Ihre morgige Tagesplanung sorgfältig. Auch in den nächsten Wochen liegt noch Schnee“, schrieb die Verwaltung in einem Posting.

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