Volkstrauertag auf dem KZ-Friedhof Schömberg: „Gott vergisst die Seinen niemals“

Von Thomas Meinert

Bei der Ökumenischen Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem KZ-Friedhof Dautmergen-Schömberg erinnerten Pfarrer Stefan Kröger, Gemeindereferent Wolfgang Schmid und Geschichtslehrer Irmund Opfermann von der Initiative „Gedenkstätte Eckerwald“ an das Schicksal der 1774 auf dem Schömberger Ehrenfriedhof beigesetzten KZ-Häftlinge, von denen die meisten in den KZ-Außenstellen Dautmergen und Schömberg verstorben sind.

Volkstrauertag auf dem KZ-Friedhof Schömberg: „Gott vergisst die Seinen niemals“

Volkstrauertag auf dem KZ-Friedhof in Schömberg.

„Eine Laus – dein Tod“ zitierte Opfermann einen Hinweistext aus dem Konzentrationslager. Dieser Satz sei keine Warnung gewesen, sondern tägliche Realität: Entdeckte man bei einem Häftling eine Laus, wurde dieser ins Krematorium geschickt. Opfermann zieiterte den entsprechenden Bericht aus dem Buch eines Zeitzeugen, bevor er exemplarisch für die zahllosen Verstorbenen einen Auszug aus der Liste der Toten eines Dezembertages verlas.

Niemand und nichts ist vergessen

„Niemand und nichts ist vergessen“ – dieser Satz auf dem 1970 errichteten Mahnmal zur Erinnerung an die Juden unter den KZ-Toten mahne auch heute dazu, die Erinnerung an die sinnlosen Gräueltaten kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges wach zu halten.

Zuvor hatte eine Abordnung der Stadtkapelle Schömberg die Gedenkfeier musikalisch eröffnet und das erste Lied der Gedenkgemeinde begleitet: „O Lamm Gottes unschuldig“ verglich den Tod der Häftlinge mit dem Tod Jesu. Auch der von Gemeinereferent Wolfgang Schmid im Wechsel mit der Gemeinde gebetete Psalm 22 schildert die Qualen des Sterbenden: „Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, die Zunge klebt mir am Gaumen, du legst mich in den Staub des Todes; man kann all meine Knochen zählen“ – ein düsteres Zeugnis des Psalmbeters, das wohl auch auf viele Gefangene der Konzentrationslager zugetroffen haben mag. Mit dem Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“ wurde abermals die Brücke vom leidenden Gefangenen zum leidenden Gottessohn geschlagen.

Eine Mahnung gegen das Vergessen

In seiner Ansprache griff Pfarrer Stefan Kröger ein Bibelwort aus dem 49. Kapitel des Buches Jesaja auf: Selbst wenn eine Mutter ihr Kind vergesse – Gott vergesse die Seinen niemals. Dies sei ein Grundstein unseres Glaubens und zugleich eine Mahnung an uns: Eine Mahnung an die Erinnerung und gegen das Vergessen. Auch wenn dies nicht einfach sei – an einem unangenehmen Ort, bei unangenehmem Wetter und im Gedenken an eine unangenehme Vergangenheit in einer durch die Pandemie und den gesellschaftlichen Wertewandel unangenehmen Gegenwart.

Nach den Fürbitten und dem gemeinsamen Vater Unser wandte sich der Blick mit dem Schlusslied „Christ ist erstanden“ auf die von Gott verheißene Erlösung. Nach der Kollekte zu Gunsten der neuen Synagoge in Rottweil spendeten Pfarrer Kröger und Gemeindereferent Schmid den Andachtsgästen den Segen, bevor die Bläserinnen und Bläser der Stadtkapelle unter der Leitung von Thomas Scheiflinger die Gedenkfeier nach gut 45 Minuten mit dem Titel „In Memoriam“ beendeten.