Volkstanzfestival auf Balinger Gartenschau: Archaische Klänge und „Schwäbische Française“

Von Gert Ungureanu

„Volkstanz“, sagte Manfred Stingel, als er im eleganten Kirchenrock die Veranstaltung auf der Hauptbühne bei der Stadthalle eröffnete, „ist weit mehr als nur Hüpfen im Kreis.“ In der Tat: Bei herrlichem Pfingstwetter haben die Gastgeber von der Volkstanzgruppe Frommern und ihre Gäste aus Galizien, Litauen und Kroatien die Besucher der Gartenschau zwei Tage lang unterhalten – auf der Hauptbühne bei der Stadthalle und auf der Albvereis-Bühne neben dem Jugendhaus.

Volkstanzfestival auf Balinger Gartenschau: Archaische Klänge und „Schwäbische Française“

Tanzeinlagen zu bekannten alten Liedern: „Balinger Danzensemble“.

Seit 1987 gibt es das Balinger Volkstanzfestival. In die Jahre gekommen ist es nicht: Mit neuem Logo ist „Balingen International“ in diesem Jahr gestartet, mit jungem Ensemble und neuem Namen. Denn die, die früher die „Dürrwanger Tanzfreunde“ waren, seien, wie Stingel schmunzelnd bemerkte, „in die Jahre gekommen, da passt die Jacke nicht mehr über den Bauch“.

Das „Balinger Danzensemble“ sei jung – und nebenbei gesagt auch ein positives Ergebnis des Corona-Lockdowns. Die Älteren, die seinerzeit das Vereinshaus in Dürrwangen umgebaut hatten, waren ebenfalls da – und zusammen mit den Jungen und etlichen Neuen bei der „Schwäbischen Française“ mit dabei.

Galizier waschechte Schwoba

Launig leitete Stingel zum Auftritt des Ensembles TradiSon aus Galizien über: Die Schwabenkultur, zitierte er aus alten Quellen, sei von den „schwäbischen Einwanderern“ geprägt worden. Die Galizier „trinken Moscht und fahren unmöglich Auto“, seien demnach „waschechte Schwoba“.

Musik zum Mitklatschen

Und die Jugendgruppe von „alten Freunden“ – dem Ensemble Xistra de Coruxo, mit dem seit vielen Jahren ein Austausch stattfindet. Musik mit Pfeife und Dudelsack, Rhythmen, die zum Mitklatschen und Mitwippen einluden, ein Tanzpaar, das das Gehörte unterstrich – und die Ankündigung, dass die Balinger im Sommer zu einem großen Festival nach Nordspanien eingeladen seien.

„Mir ist wohl, mir ist wohl, mir ist alleweil so wohl“ und „Lustig ist die Schäferei“, sang und tanzte das „Danzensemble“, und es gab eine ordentliche Portion Schäferromantik und alte Weisen zum Träumen.

Tanzbesessene Litauer

1986 gegründet, zeigte sich das Ensemble Salduve aus Nordlitauen nicht mehr ganz so taufrisch wie die Dürrwanger und die Galizier – aber nicht minder stimmgewaltig und tanzbesessen. Und das traf auch für das Ensemble Kud Ostrc aus Kroatien zu, das den Auftritt mit einer urigen, derben Einlage und archaischen Gesängen eröffnete. Ebenfalls alte Freunde der Frommerner Volkstänzer. Zu einem besonderen Anlass, meinte Manfred Stingel, lade man eben nur die besten Freunde ein.

Bühne ist zu klein

Die „Française“, einst ein bekannter Tanz, lange Zeit in Vergessenheit geraten, jetzt wiederbelebt – die Balinger führten ihn auf der großen Bühne auf. Und es zeigte sich, dass auch die große Bühne für 18 Paare – ein Teil des Ensembles – zu klein war. Der Tanz gehöre in einen Ballsaal, sagte Stingel, oder eben in eine Allee mit Bäumen – wie die bei der Albvereins-Bühne. Dort wird der historische Paar- und Reihentanz jetzt jeden Sonntag ab 15 Uhr aufgeführt.

Und in zwei Wochen innerhalb der Kulturtage des Schwäbischen Albvereins mit Ansagen, die nicht vom Band kommen, sondern direkt von Manfred Stingel: „Komplimente!“, „Platzwechsel!“, „Zur Mitte und zurück!“

Viele klatschen Beifall

Viele waren da und klatschten Beifall – die Volkstänzer, ihre Gäste, dazu zahlreiche Besucher der Balinger Gartenschau. Quasi als „Privatmann“ auch der Präsident des Schwäbischen Albvereins, Hans-Ulrich Rauchfuß.