Albstadt

Veterinäramt beschlagnahmt Hunde von Züchterin: Ebinger Halterin zeigte Missstände an

03.09.2020

Von Benno Haile

Veterinäramt beschlagnahmt Hunde von Züchterin: Ebinger Halterin zeigte Missstände an

© Privat

Zwergspitz Linda.

Wegen Mängeln bei der Tierhaltung und dem Verkauf von kranken Welpen wurden 67 Hunde einer Züchterin in Langenenslingen beschlagnahmt. Auch Giovanna Dietrich aus Ebingen hatte ihren Hund bei der Frau gekauft. Sie berichtet von ihren schlechten Erfahrungen.

„Veterinäramt beschlagnahmt 67 Hunde“ – diese Pressemitteilung des Biberacher Landratsamts sorgte kürzlich auch im Zollernalbkreis für Furore. Denn bei der Züchterin, der schwerwiegende Verstöße gegen das Tierschutzgesetz sowie gegen die Auflagen der bestehenden Zuchterlaubnis vorgeworfen werden, haben auch hiesige Halter ihre Welpen gekauft.

Giovanna Dietrich aus Ebingen hat im Januar einen Zwergspitz-Welpen bei der Züchterin gekauft. Es folgten zahlreiche Tierarztbesuche mit der kranken Hündin. Die Hundehalterin war eine von mehreren Personen, die die Züchterin deshalb anzeigten.

„Linda“ – so hatte Giovanna Dietrich den Welpen genannt – „war mein erster Hund.“ Sie sei beim Kauf auch etwas unerfahren gewesen, sagt sie. „Aber irgendwo muss man ja Erfahrungen machen – doch wir haben leider schlechte gemacht.“

Züchterin im Internet gefunden

Im Internet habe sie nach einem Züchter für Zwergspitze gesucht und war bei der Züchterin in Langenenslingen fündig geworden. „Gar nicht so weit weg“, hatte sich die Ebingerin gefreut.

Der telefonische Kontakt und die Bilder im Internet waren zunächst vielversprechend. „Doch rückblickend, wenn ich nun reflektiere, hätte ich misstrauisch werden müssen.“

Als sie und ihr Mann die Züchterin besuchten, um einen Hund auszusuchen, seien ihnen gleich acht bis zehn Hunde entgegengekommen. „Manche davon sahen gar nicht gut aus“, erinnert sich Dietrich. Die Züchterin habe den Zustand damit erklärt, dass die Hündinnen noch von der Geburt ihrer Welpen mitgenommen seien.

„Wir durften uns dort auch nicht umsehen oder uns frei bewegen“, berichtet Dietrich weiter. Als sie sich für ihre Linda entschieden hatten, wurde der Abholtermin mehrmals unter Ausreden kurzfristig verschoben.

Unstimmigkeiten bei der Chipnummer

Doch auch als die Dietrichs ihren Welpen endlich in die Arme schließen konnten, hatten die Schwierigkeiten kein Ende – im Gegenteil. Zunächst wurde festgestellt, dass die Nummer von Lindas Chip nicht mit der Nummer im Ausweis übereinstimmt.

Der Chip, der unter anderem dazu dient, die Zucht des Hundes nachzuverfolgen, darf eigentlich nur von einem Tierarzt implantiert werden. „Die Züchterin sagte, dass dies eine befreundete Züchterin für sie gemacht habe“, berichtet Dietrich.

Kaum war Linda zuhause, begannen auch die gesundheitlichen Probleme: „Wir haben sie an einem Samstag abgeholt – am Dienstag waren wir das erste Mal mit ihr beim Tierarzt.“

Stammgäste beim Tierarzt

Wegen des anhaltenden Hustens, der den Welpen plagte, waren die Dietrichs Stammgast beim Hundedoktor: „In den ersten Wochen waren wir dreimal wöchentlich dort.“ Innerhalb von zwei Monaten häuften sich Tierarztkosten von rund 300 Euro an.

Im Wartezimmer lernten die Dietrichs auch zufällig Lindas Bruder kennen, den Hundehalter aus Tailfingen gekauft hatten. Auch er litt unter den Folgen der Zuchtbedigungen: Wurmbefall und entzündete Augen.

Streit und Beschimpfungen

„Wir haben dann das Gespräch mit der Züchterin gesucht“, erklärt Dietrich. Dieses wurde jedoch schnell zum Streitgespräch: „Sie hat uns beschimpft, uns lächerlich gemacht und ausgelacht.“

Letztendlich gaben die Dietrichs Linda der Züchterin in Folge des Streits zurück. Und zeigten den Fall beim Veterinäramt an.

„Das war im März, wenige Tage vor dem Corona-Lockdown, danach hörten wir lange nichts“, sagt die Ebingerin. Nun wurde sie jedoch vom zuständigen Veterinäramt in Biberach, welches derzeit ermittelt, ob die Welpen auch teilweise illegal aus dem Ausland eingeführt wurden, um eine Stellungnahme gebeten.

Ob sie nun Anspruch auf Schadenersatz hat und die Tierarztrechnungen erstattet bekommt, weiß Dietrich nicht. Auch nicht, was mit Linda passiert ist.

„Für Linda gibt es keinen Ersatz“

Wie das Landratsamt Biberach mitteilt, wurden die Tiere auf die umliegenden Tierheime und Tierschutzvereine in der Region zur ersten Untersuchung und Versorgung verteilt. Ob Linda darunter ist, oder ob sie schon weiterverkauft wurde? Ungewiss. „Ich warte sehnsüchtig auf einen Anruf“, sagt die Hundehalterin.

Sie würde ihre Linda gerne zurücknehmen. Einen anderen Hund wird Giovanna Dietrich – zumindest vorerst – nicht kaufen. „Für Linda gibt es keinen Ersatz.“

Sollte sie doch noch einmal einen Hund anschaffen wollen, dann habe sie aus ihren Erfahrungen gelernt: „Keine Welpen. Nur noch über das Tierheim oder über den VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen, Red.).“

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