Balingen

Balinger Verwaltung warnt vor Starkregen am Dienstag - 200 Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft

09.05.2023

Von Nicole Leukhardt

Balinger Verwaltung warnt vor Starkregen am Dienstag - 200 Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft

© Klaus Irion

In Dürrwangen liegen bereits Sandsäcke da, wo am Sonntag das Wasser herkam: Im Gewann Firstäcker.

„Das wird eine lange Nacht“, sagt Oberbürgermeister Helmut Reitemann. Im Rathaus tagt bereits den ganzen Tag ein Krisenstab, der sich für ein mögliches Unwetter am Dienstagabend gerüstet sehen will: 200 Einsatzkräfte der Feuerwehren der Gesamtstadt seien in Alarmbereitschaft versetzt worden. Wie heftig die Regenfälle werden, mit denen ab etwa 19 Uhr bis um Mitternacht gerechnet wird, ist noch nicht abzusehen.

Update: Der Krisenstab wurde um 22 Uhr aufgelöst und es konnte Entwarnung gegeben werden. Balingen ist von weiteren Unwettern und Hochwassern verschon geblieben. Untenstehend der ursprüngliche Artikel:

„Problematisch ist das Oberflächenwasser“, sagt Oberbürgermeister Helmut Reitemann bei der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Balinger Rathaus. Jeder Tropfen, der auf den gesättigten Boden falle, fließe ab in Flüsse und Bäche – oder, und das sorgt die Verantwortlichen am meisten, sucht sich als Oberflächenwasser eigene Wege. Nach den ergiebigen Regenfällen am Freitag und Sonntag nähmen die Böden kein Wasser mehr auf.

Balinger Verwaltung warnt vor Starkregen am Dienstag - 200 Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft

© Klaus Irion

Im Gebiet Firstäcker, wo das geplante Zentralklinikum entstehen soll, steht das Wasser noch auf den Wiesen.

Die Verwaltung habe an bekannten, neuralgischen Punkten bereits Vorsorgemaßnahmen getroffen. „Wir haben Sandsäcke gefüllt und an bekannten Brennpunkten verteilt. Auch mit dem Gartenschauteam habe man sich beraten, wann das Gelände geräumt werden muss, um niemanden zu gefährden“, sagt der OB. „Wir können nicht sagen, ob und wie heftig das Regenband über Balingen und seinen Stadtteilen runterkommt, oft sind es nur ganz lokal eingeschränkte Gebiete, in denen es heftig wird.“

Warnung über „Nina“

Auch über die Nina-Warn-App sollen Balinger möglichst noch informiert werden, hoffen die Verantwortlichen. „Wir wollen keinesfalls Panik schüren, können aber nur alle bitten, Vorsichtsmaßnahmen nach ihren Möglichkeiten zu treffen“, betont er. Die Verantwortlichen raten dazu, Autos beispielsweise aus Tiefgaragen zu holen.

„Was heute Abend passiert, können wir noch nicht abschätzen“, sagt auch Feuerwehr-Gesamtkommandant Florian Rebholz. Die Bäche seien recht gut geschützt, wenngleich deren Pegelstände natürlich auch ansteigen, „aber das Oberflächenwasser haben wir nicht im Griff“, meint auch er. Die Wehr habe für den Abend diverse Hochwasserschutzmaßnahmen vorbereitet. „Am Gerbertor haben wir zum Beispiel bereits Paletten und Sandsäcke deponiert“, erklärt er.

Tiefbauamt und Bauhof helfen mit

Unterstützt wird die Wehr vom Tiefbauamt und vom städtischen Bauhof. „Unsere Mitarbeiter kontrollieren Rechen und stellen Material in den Feuerwehrhäusern bereit“, sagt Tiefbauamtschef Markus Streich. „Der Bauhof unterstützt auch, wenn abgesperrt werden muss oder wenn es gilt, mit Fahrzeugen Schlamm zu beseitigen“, ergänzt Helmut Reitemann. „Wir versuchen so, unsere Feuerwehrleute heute tagsüber zu schonen“, fügt Rebholz an. Denn erstens hätten alle zwei Einsätze am Wochenende bereits hinter sich, außerdem stehe für alle eine lange Nacht an.

Balinger Verwaltung warnt vor Starkregen am Dienstag - 200 Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft

© Thomas Leukhardt

Oberflächenwasser wie hier in Frommern, das die Kanalisation nicht mehr schluckt, ist das Hauptproblem bei Starkregen.

Die Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten gezeigt, wo die neuralgischen Punkte sind, „viele decken sich auch mit der Karte, die wir im Rahmen des Starkregenrisikomanagements erarbeitet haben“, erklärt Streich. Und doch kommt manches überraschend: Die Flut, die sich am Sonntag in die Dürrwanger Heinzengasse ergoss, „die kam nicht von der Schalksburgstraße, sondern über Firstäcker und die Ebinger Straße“, sagt OB Reitemann.

Kanalisation ist groß genug

Dass die Kanalisation derweil unterdimensionert sei, weisen die Verantwortlichen von sich. „Eine Kanalisation ist mit einer solchen Wassermenge immer überfordert, dafür ist sie nicht ausgelegt“, sagt Markus Streich. Auch die Balinger Kläranlage „schluckt“ nur eine bestimmte Menge Wasser. „Der Rest geht über die Vorfluter schließlich auch in die Eyach, so stark verdünnt, dass keine Gefahr von Verschmutzung mehr ausgeht.

Sich gänzlich gegen den befürchteten Starkregen abzusichern, sei unmöglich, resümieren die Verantwortlichen zuletzt. „Wir müssen die Punkte Stück für Stück abarbeiten und immer wieder schauen, wie und wo wir Oberflächenwasser sinnvoll ableiten können“, erklärt Markus Streich.

Krisenstab im Feuerwehrhaus

Für Dienstagabend hoffen die Verantwortlichen auf einen möglichst glimpflichen Ausgang. Der Krisenstab aus Amtsleitern, Bürgermeister, Oberbürgermeister und Feuerwehrspitze wird im Balinger Feuerwehrhaus ausharren, bis sich die Lage beruhigt hat.

Noch für den Nachmittag hat Kreisbrandmeister Stefan Hermann laut Landratsamtssprecherin Marisa Hahn eine Mitteilung an die Balinger Bevölkerung über die Nina-Warn-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz angekündigt.

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