Handball

Vertrag aufgelöst: Nikola Stevanovic verlässt den HBW Balingen-Weilstetten

07.01.2022

Von Marcus Arndt

Vertrag aufgelöst: Nikola Stevanovic verlässt den HBW Balingen-Weilstetten

© Herl

Nikola Stevanovic kam sowohl im Bundesliga- als auch im Perspektivteam zum Einsatz.

Nikola Stevanovic kehrt den „Galliern“ den Rücken, die sich in der ersten Saisonphase der Handball-Bundesliga aufgrund personeller Probleme sehr schwertaten.

Mit neun Punkten ist der HBW in Schlagdistanz zum hinteren Tabellenmittelfeld. Trotz eines nominell besseren Kaders gegenüber der Vorsaison überwintern die „Gallier“ auf Rang 17. Wie schon in der Vorsaison.

Nach der 27:29-Niederlage in Lingen spülte es das Team von Jens Bürkle damals unter den Strich. Wichtig, dass die Balinger nach der Winterpause das Kellerduell in Minden gewonnen – und in der Folge den Nichtabstiegsplatz verteidigt haben. An der Weser holten die Schwaben neun Monate später einen wichtigen Zähler. Wie schon so in den vergangenen Wochen und Monaten: stark ersatzgeschwächt. Auch in der Vorbereitung auf die (Rest-)Rückrunde bleibt die Personalsituation angespannt. Allein James Junior Scott kehrt zurück, während Nikola Stevanovic den Verein vorzeitig verlassen hat. Die Langzeitverletzten Oddur Gretarsson und Marcel Niemeyer arbeiten an ihrem Comeback. „Es wird aber noch dauern. Vielleicht steigt Oddur noch im Januar wieder in das Mannschaftstraining ein“, betont Wolfgang Strobel.

Sehr wahrscheinlich also, dass die Balinger für die zweite Saisonhälfte – diese beginnt für den Tabellen-17. am Mittwoch, 9. Februar, mit dem Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig (18.30 Uhr, SparkassenArena) – personell nachlegen. „Wir haben den Markt stets im Blick“, sagt der HBW-Manager branchenüblich, „sollte es einen Spieler geben, der uns weiterhilft und die Verpflichtung wirtschaftlich vernünftig ist, bleiben wir nicht untätig.“ Konkret ist jedoch (noch) nichts. In der EM-Pause kann Bürkle auf das Gros seines Teams zurückgreifen – nur der Isländer Daniel Ingason, der für die globalen Titelkämpfe in Ungarn und in der Slowakei (13. bis 30. Januar) nachnominiert wurde, fehlt.

Training statt EM

Vladan Lipovina (Montenegro) konzentriert sich hingegen ganz auf seine Aufgabe beim HBW. Er verzichtet auf die Teilnahme an der Europameisterschaft, Kreisläufer Kristian Beciri (Kroatien) wurde nicht für das Turnier nominiert. Auch Stevanovic zählt nicht zum Austria-Aufgebot. Ein weiterer Rückschlag für den jungen Linkshänder, der sich in der Handball-Bundesliga (kurz: HBL) nicht durchsetzen konnte. „Stevanovic merkt man schon an, dass der Sprung ein sehr, sehr großer ist“, erklärt der Balinger Trainer, „auch wenn er in Österreich zum besten Halbrechten gewählt wurde.“ Der 23-Jährige und die Schwaben haben am Donnerstag das Vertragsverhältnis nach nur einem halben Jahr wieder aufgelöst – Stevanovic wechselt zum griechischen Spitzenklub AEK Athen.

Keine Konstanz

Umstellungsprobleme hat Jensen-Nachfolger Simon Sejr ebenso. Der Keeper liefert nicht konstant genug. „Simon hat uns in zwei, drei Spielen schon geholfen. Aber ich erwarte mehr von ihm – dass er noch mehr reinkommt“, sagt Bürkle über den Dänen. „Gegen Hannover hat er viele entscheidende Bälle gehalten“, blickt der 41-Jährige zurück, „auch gegen Flensburg hatte er in der Endphase viele wichtige Safes.“

Allein der abwehraffine Ingason füllt die Rolle, welche ihm die Protagonisten neben der Platte zugedacht haben, bislang aus. Der Isländer sei am weitesten in der Entwicklung, hebt der erfahrene Übungsleiter hervor, „Daniel hat in der Abwehr in vielen Spielen schon richtig überzeugt. Es gab kaum Spiele, wo es in der Verteidigung nicht gut oder nicht zumindest okay war. Er tut sich mit der Sprache noch etwas schwer, versteht mittlerweile aber immer mehr.“

Zwei fixe Termine gestrichen

Im Angriff brauche Ingason noch Zeit, so Bürkle weiter, „um ruhiger zu werden. Daniel hatte in den letzten Spielen des Jahres im Gegenstoß mehrere Aktionen drin, die richtig gut waren.“

Ob sich der HBW in der Winterpause weiter einspielen kann, ist unklar. Zwei fixe Termine wurden aufgrund der Corona-Pandemie gestrichen. „Klassische Tests haben wir nicht. Aber vielleicht ergibt sich noch etwas Kurzfristiges“, so Strobel abschließend.

Nikola Stevanovic wechselt nach Athen

Beiden Seiten seien nicht zufrieden gewesen, gesteht Wolfgang Strobel nach dem Stevanovic-Abgang ein. Bereits im Dezember haben die HBW-Verantwortlichen und der 23-Jährige erstmals über einen möglichen Wechsel im Winter gesprochen. „Wir konnten ihm keine längeren Einsatzzeiten garantieren“, sagt der Balinger Manager. Eine Rückkehr nach Österreich schien wahrscheinlich, „aber Anfang der Woche hat sich eine andere Tür für Nikola aufgemacht“, verrät Strobel. European-League-Teilnehmer AEK Athen, welcher sich in der Gruppe D an vorletzter Stelle einreiht, forcierte den Wechsel des Linkshänders in die griechische Hauptstadt. Am Donnerstag löste der Österreicher seinen Vertrag beim Bundesligisten auf, in den nächsten Tagen soll er zum Team von Trainer Dimitris Dimitroulias stoßen. In Balingen hinterlässt Stevanovic, der erst zu Saisonbeginn von den Fivers Margarten zu den „Galliern“ stieß, keine allzu große Lücke – und doch wollen die Schwaben personell nachlegen. „Wenn möglich“, wie es Strobel formuliert, „zunächst werden wir allerdings die Spieler aus der zweiten Mannschaft näher heranführen.“ Er wolle nichts ausschließen, hebt der 38-Jährige hervor, „aktuell haben wir keinen konkreten Kandidaten im Blick.“ ar

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