„Vergleich des heutigen Menschen mit Goethes Doktor Faustus“ belohnt Hechingerin mit erstem Preis

Von Pressemitteilung

Die evangelischen und katholischen Kirchen in Baden-Württemberg zeichneten am Mittwoch zum 17. Mal die Preisträger des landesweiten Schülerwettbewerbs „Christentum und Kultur“ aus. Der erste Preis ging an Anna Adler vom Gymnasium Hechingen. Dieser ist mit 500 Euro dotiert.

„Vergleich des heutigen Menschen mit Goethes Doktor Faustus“ belohnt Hechingerin mit erstem Preis

Bischof Dr. Gebhard Fürst überreicht Anna Adler den ersten Preis im Landeswettbewerb.

Unter dem Titel „Mensch 4.0: ein faustischer Homo Deus?“ verglich Anna Adler in ihrer Arbeit das Streben des heutigen Menschen nach Allwissen und Allmacht in der digitalen Welt mit dem goethianischen Doktor Faustus. Die schriftliche Ausarbeitung, die auch durch ihre sprachliche Reife für sich allein schon überzeugte, wurde von der Hechingerin um einen Film ergänzt, der nochmals die Thematik des Menschen, der ständig über sich hinauswächst, bildlich in Szene setzte und musikalisch eindrucksvoll untermalte.

Ehtische Urteilsbildung ist gefragt

Der Bischof der Diözese Rottenburg- Stuttgart, Dr. Gebhard Fürst, verwies bei der Preisverleihung darauf, dass der postmoderne Mensch des 21. Jahrhundert bereits viel von dem aufgegriffen habe, wovon sich Goethe anhand der Figur des Heinrich Faust nur eine Fiktion machte. Nur mit Hilfe der Technik solle die Biologie des Menschen optimiert oder überwunden werden, gab er zu bedenken.

An die Preisträger gewandt sagte der Bischof: „Ethische Abwägungen werden oft als hinderlich eingestuft und der freie Markt würde oft gerne auf sie verzichten. Für die langfristige Durchsetzungskraft einer technischen Innovation braucht es jedoch die ethische Urteilsbildung des Menschen“.

Für Toleranz und Akzeptanz

Staatssekretär Volker Schebesta vom Ministerium für Kultur, Jugend und Sport, sagte in einem Grußwort: „Ich halte es für wichtig, unseren Schülerinnen und Schülern durch Projekte dieser Art das nötige Werkzeug des kritischen Hinterfragens an die Hand zu geben und damit einen Beitrag zur schulischen Demokratiebildung zu leisten und zu Toleranz und Akzeptanz innerhalb der Demokratie beizutragen. Es ist eine besondere Leistung des Christentums innerhalb unserer Kultur, genau dies gestärkt zu haben.“

Insgesamt 65 Teilnehmer

Den zweiten Preis des Wettbewerbs erhielt Lena Geiger vom Ludwig-Uhland-Gymnasium in Kirchheim/Teck. Der dritte Preis wurde in diesem Jahr zweimal verliehen: an Jonas Risinger vom Gymnasium St. Michael in Schwäbisch Hall sowie an Lilli Seiter vom Helmholtz-Gymnasium in Karlsruhe. Ein Sonderpreis für Arbeiten mit künstlerisch-musischer Ausrichtung ging zudem an Lukas Hadinger vom Parler- Gymnasium in Schwäbisch Gmünd. Der Titel seiner Arbeit lautete: „Offenbarungssinfonie. Orchesterfantasie in vier Sätzen. Gottesbegegnungen in alttestamentlichen Bibeltexten theologisch reflektiert und musikalisch umgesetzt.“ Insgesamt hatten sich 65 Teilnehmer mit 48 Arbeiten beteiligt.

Religion und Kultur im Blick

Den Wettbewerb „Christentum und Kultur“ hatten die Evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden, die Erzdiözese Freiburg (zu der bekanntlich das Hohenzollerische zählt) und die Diözese Rottenburg-Stuttgart erstmals im Schuljahr 2003/2004 ausgeschrieben. Das Ziel ist, Schülern der gymnasialen Oberstufe an allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg dazu anzuregen, sich mit dem Zusammenhang von Religion und Kultur in der Gesellschaft zu beschäftigen.

Bunt gemixte Jury

Die siebenköpfige Jury besteht aus Vertretern des kulturellen Lebens, aus Wissenschaft und Forschung, des Stuttgarter Kultusministeriums sowie der Schulabteilungen der Regierungspräsidien in Baden-Württemberg und der Kirchen. Für die Organisation ist jeweils ein Vertreter der evangelischen Landeskirchen und der Bistümer aus dem Bereich Religionspädagogik verantwortlich.