Vergiftete Katzen in Albstadt: Vogelexperte Dr. Haas warnt vor höchstgefährlicher Substanz

Von Dagmar Stuhrmann

Der Vogelkenner hat selbst dieser Tage zwei vergiftete Vögel erfolgreich behandelt. Er hat eine Vermutung, welches Gift die in Tailfingen gefundenen Katzen aufgenommen haben könnten – und er kennt ein potenzielles Gegenmittel.

Vergiftete Katzen in Albstadt: Vogelexperte Dr. Haas warnt vor höchstgefährlicher Substanz

Erfolgreiche Aktion: Der Vogelkenner Dr. Dieter Haas hat zwei Vögel (das Foto zeigt einen gesunden Eichelhäher) mit Atropin behandelt. Zurzeit ziehen Eichelhäher in großer Zahl invasionsartig durch, wohl aus Russland kommend nach Südwesteuropa.

Die Vergiftungsfälle in Tailfingen sorgen nicht nur für Unruhe bei Katzenbesitzern, sondern beschäftigen auch den Albstädter Vogelkundler Dr. Dieter Haas.

Hat er doch selbst in jüngster Zeit mit vergifteten Tieren zu tun gehabt: „Diese Woche ist eine Elster in Truchtelfingen auf dem Bol gefunden worden, vor vier Wochen hat man mir einen Eichelhäher gebracht, der bei Zillhausen gefunden wurde.“

Elster und Eichelhäher mit Atropin behandelt

Beide Tiere seien „schwerst vergiftet“ gewesen, erzählt Dr. Haas, und seien – wie auch die Katzen auf Langenwand – von Krämpfen geschüttelt und mehr tot als lebendig gewesen. „Es war fünf Minuten vor zwölf“, sagt er. Mittlerweile geht es sowohl der Elster als auch dem Eichelhäher aber wieder gut.

Beide Tiere erholten sich laut Dr. Haas rasch

Da Dr. Haas eine ganz spezielle Vermutung hatte, welches Gift der Auslöser für die Krämpfe und Zuckungen sein könnte, behandelte er beide Vögel mit Atropin in hoher Dosis. Mit dem erhofften Erfolg: „Beide erholten sich rasch.“

Auch Tierärztin spricht von Neurotoxin

Dass die Symptome durch ein gefährliches Gift verursacht wurden, steht für Dr. Haas eindeutig fest.

Im Falle der Katzen hatte dies ja auch die Tierärztin Dr. Andrea Metzger bestätigt. Sie sprach von einem Neurotoxin, das auch für Menschen gefährlich sein kann.

Hinweise auf verbotenes Nervengift

Für den Vogelexperten Dr Haas ist aufgrund seiner eigenen Erfahrungen und dem, was man bislang weiß, klar: „Diese Befunde und die Opfer, Katzen und Rabenvögel, deuten darauf hin, dass ein hochdosiertes Nervengift, ein Breitspektrumkiller, eingesetzt wurde, das für alle Tiere und den Menschen sehr gefährlich ist und dessen Anwendung in Deutschland verboten ist.“

Von der Maus zum Beutegreifer

Er hat eine logisch klingende Vermutung, wie es zu den Vergiftungen gekommen sein könnte: „Möglicherweise wurde das Gift von jemandem zur Vergiftung von Mäusen eingesetzt, die gerade sehr häufig sind.“

Über vergiftete Mäuse könnte das Gift von Beutegreifern wie Katzen und Rabenvögeln aufgenommen worden sein – mit den berichteten fatalen Folgen.

Sein Hinweis: „Mäuse können auch sehr leicht mit Lebendfallen – mit einem Köder aus Brot mit Erdnussbutter – gefangen werden, ohne weitere Tiere zu gefährden.“

Atropin wirkt als Gegengift

Dr. Haas wollte mit seiner Vermutung nicht hinter dem Berg halten. Sollte sie zutreffend sein, dann könnten auf diese Weise Tiere vor dem ansonsten sicheren Tod gerettet werden.

Atropin wirke im Falle des Giftes, das Dr. Haas im Verdacht hat, als Gegengift. Dass es sich bei dem Eichelhäher und der Elster als wirksam erwiesen habe, sieht der Albstädter Vogelexperte als Beleg dafür, dass es sich in diesen beiden Fällen wirklich um die von ihm vermutete Substanz handelte.