Verblühte Tristesse statt Blütenmeer in Balingen – für den ganzen ökologischen Nutzen

Von Jasmin Alber

Noch vor wenigen Monaten zierten bunte Wiesenblumen und -kräuter viele öffentliche Flächen in Balingen. Was heute davon übrig ist: ziemlich trostlos – aber mit ökologischem Nutzen. Denn auch die verblühten und verwelkten Pflanzen tragen zum Erhalt der Artenvielfalt bei und haben nichts mit fehlendem Einsatz der Bauhofmitarbeiter zu tun.

Verblühte Tristesse statt Blütenmeer in Balingen – für den ganzen ökologischen Nutzen

Ziemlich trostlos ist das, was von den bunten Blühwiesen übrig geblieben ist – wie hier am Randstreifen beim Stutzenweiher.

Zum Ende der Sitzung des Verwaltungsausschusses, beim Tagesordnungspunkt Verschiedenes, ging es am Dienstag noch recht blumig zu.

„Ein etwas weniger schönes Bild als im Sommer“ bieten derzeit die Flächen, auf denen Blumenwiese ausgesät wurde, merkte Wolfgang Schneider, CDU-Stadtrat und Weilstetter Ortsvorsteher, an. Er regte an, dass diese Flächen im Spätherbst oder Frühwinter zumindest in Teilen abgemäht werden.

Lebens- und Nahrungsraum für Tiere im Winter

Auch er habe deswegen schon nachgefragt, erwiderte OB Helmut Reitemann – „und mich eines Besseren belehren lassen“. Denn: Die trostlosen Überreste der ehemals bunt blühenden Blumen, Kräuter und Gräser erfüllen noch einen Zweck und werden wegen der Versamung stehengelassen. Einzelne einjährige Pflanzen würden ebenfalls nicht abgemäht, da sie im Winter Lebens- und Nahrungsraum für Vögel und Insekten seien, ergänzte Baudezernent Michael Wagner.

Sonst hätten die Blühwiesen, die zum Erhalt der Artenvielfalt auf etlichen kommunalen Flächen ausgesät wurden, „nur den halben ökologischen Nutzen“.

Keine Faulheit, keine Einsparungen als Gründe

Auch in privaten Gärten wäre man deshalb gut beraten, die Blühwiesen erst im Frühjahr abzumähen, schlug er vor. Und für den ökologischen Beitrag müsse man auch zeitweise mit den negativen Erscheinungen leben. Er betonte in diesem Zug, dass es bei weitem keine Faulheit von Seiten des Bauhofs sei oder die Gründe in Einsparungen liegen.

„Das ist nun mal Natur“, kommentierte Reitemann. Und Schneider erklärte: „Wenn es der Ökologie dient, habe ich keine Einwände.“

Winter erblühen lassen – nur wie?

Schon zuvor hatte sich Grünen-Rätin Margit Reinhardt erkundigt, was es mit den Schildern am Stadteingang auf sich habe. Dort sei aktuell groß zu lesen: „Wir lassen den Winter erblühen.“ Was darunter zu verstehen sei, wollte sie wissen. OB Reitemann nannte exemplarisch die bunten Pflanzkübel, die als Vorboten der Gartenschau in der Innenstadt aufgestellt wurden.

Baudezernent Michael Wagner ergänzte, dass zudem jüngst Blumenzwiebeln – deren Anzahl liege im sechsstelligen Bereich – fürs kommende Frühjahr gesteckt wurden. Margit Reinhardt zeigte sich etwas erstaunt: „Im Frühjahr blüht es doch eh.“ Man hoffe auf einen sonnigen Februar, damit die Tulpen eventuell schon vor dem Frühjahr erblühen, hieß es daraufhin von Verwaltungsseite. Und schließlich könne das Schild auch sinnbildlich verstanden werden: Dass die Herzen der Balinger erblühen.