Unterschiedliche Gemütslage: Titelaspirant HBW Balingen-Weilstetten reist zum Absteiger

Von Marcus Arndt

Saisonfinale im Bundesliga-Unterhaus: Der Aufsteiger aus Balingen greift beim designierten Drittligisten Großwallstadt nach der Meistertrophäe.

Unterschiedliche Gemütslage: Titelaspirant HBW Balingen-Weilstetten reist zum Absteiger

Marcel Niemeyer und sein Team treten in Großwallstadt an.

Die Rollen sind am 38. Spieltag klar verteilt: Der schwäbische Spitzenreiter geht am Samstag als klarer Favorit in der Untermainhalle auf die Platte. Nach einer langen Saison steigt der HBW auf Großwallstadt muss runter.

Gegenteilige Ausgangslage

Unterschiedlicher könnte die Gemütslage kaum sein: Während die „Gallier von der Alb“ auf Mallorca den Wiederaufstieg feierten, musste der ambitionierte Altmeister den Wiederabstieg in Liga drei verkraften.

Sportlich hatten die „Wällster“ ihre Ziele längst verpasst, doch eine kleine theoretische Chance gab es vor dem Auswärtsspiel beim HSV Hamburg noch.

Mainfranken am Boden

Der Grund: Der akut abstiegsbedrohte Erstligist VfL Gummersbach hatte noch keine Lizenz für die 2. Liga erhalten. Die Bergischen mussten eine finanzielle Lücke bis zum 31. Mai schließen.

Buchstäblich auf den letzten Drücker erfüllte der VfL dann diese Vorgabe und die vage Hoffnung auf einen freien Platz in Liga zwei zerschlug sich für den TVG, welcher dann auch beim HSV noch mit 27:38 abgewatscht wurde.

Den Mainfranken merkte man deutlich an, dass der endgültige Abstieg an ihnen nagte. Doppelt bitter, dass mit Dino Corak und Florian Eisenträger noch zwei wichtige Säulen fehlten. Das Trainergespann Hofmann/Pallach, das Mitte Mai den glücklosen Florian Bauer abgelöst hatte, nutzte die Ausfälle der arrivierten Kräfte, um dem Nachwuchs längere Einsatzzeiten einzuräumen. Nach der Klatsche sagt Maik Pallach: „Die Niederlage war auch in dieser Höhe verdient. Der HSV war uns in vielen Belangen überlegen.“

Souveräne Schwaben

Die Schwaben bauten hingegen ihre Heimserie weiter aus, gewannen mit 32:19 über Eintracht Hagen und sind nun saisonübergreifend seit 27 Spielen in der SparkassenArena ohne Punktverlust.

„Wir haben das supergemacht“, lobt HBW-Kommandogeber Jens Bürkle, nur in den ersten Minuten habe etwas die letzte Konsequenz gefehlt. Früh sorgten die Schwaben für deutliche Verhältnisse. „Das hat sich schon im Training angedeutet“, analysiert der Sportwissenschaftler, „obwohl wir durch waren, hat die Mannschaft richtig gut gearbeitet.“

Auch Routinier Matthias Flohr zeigt sich beeindruckt: „So etwas habe ich noch nie erlebt ...“ Doch die Kreisstädter wollen mehr – die zweite Meisterschaft in Liga zwei. Rechnerisch fehlt dem HBW im Saisonfinale noch ein Punkt, wenn auch der Verfolger aus Nordhorn am Samstag liefert. „Wir wollen gewinnen“, betont Bürkle, „und die erfolgreiche Runde positiv abschließen.“

Keine vorzeitige Anreise

Dennoch reisen die Balinger erst am Spieltag an. „Wir hatten ein Hotel geblockt“, verrät der frühere Bundesliga-Kreisläufer, „wäre das Spiel entscheidend gewesen, wären wir bereits am Vortag – nach bewährter Vorgehensweise – hochgefahren.“

Personell ändert sich hingegen nichts. „Wir werden mit dem kompletten Kader antreten“, so Bürkle weiter, „aber den einen oder anderen Spieler schonen.“ Der Tabellenführer ist – unabhängig vom Personal – in Elsenfeld klarer Favorit (Beginn: 18 Uhr).

„Ich bin gespannt, wie sich der TVG nach dem Abstieg präsentiert“, sinniert der 38-Jährige, „das letzte Heimspiel wird noch einmal sehr emotional – für alle.“ Erst recht, wenn Bürkle – nach dem HBW-Aufstieg 2006 – erneut nach der Meistertrophäe greift.