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Unsere Heimatmuseen: das Tailfinger Maschenmuseum

Von Holger Much

Nur stille Objekte betrachten? Das gibt es im Maschenmuseum in Albstadt nicht. Hier können die Maschinen rattern, Hörstationen und Filme laden zum Lauschen und Schauen ein und bei all den vielen technischen Fakten steht doch der Mensch immer im Zentrum.

Leiterin Susanne Goebel vor der großen Dampfmaschine im Foyer des Tailfinger Maschenmuseums.

Preise und Auszeichnungen hat das Maschenmuseum in Tailfingen mehrere eingeheimst. Einer davon war unter anderem der Preis des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Tübingen für ein „Vorbildliches Heimatmuseum“. Und das ist das Maschenmuseum natürlich in gewisser Weise.

Vor 22 Jahren wurde das Maschenmuseum gegründet. Aufsehenerregend war schon damals die ansprechende Mischung aus moderner klarer Optik, moderner Museumstechnik wie beispielsweise Stationen mit Hörbeiträgen oder Bilderschaukästen. Als Museum, das die lange Geschichte der Maschenindustrie im Raum Albstadt von 1750 bis heute darstellt, ist es Industriemuseum und Heimatmuseum in einem.

Der sozialhistorische Schwerpunkt, der der Gründerin und Museumsleiterin der ersten Stunde, Susanne Goebel, stets am Herzen lag, sorgt dafür, dass der Besucher sofort mit hineingenommen wird in die reiche und spannend erzählte Geschichte der Maschenindustrie im Albstädter Raum. Denn stets steht der Mensch und sein Alltag im Mittelpunkt.

Von der bäuerlichen Selbstversorgungswirtschaft zu frühindustriellen Produktionsformen, von der Industrialisierung über die Heimarbeit der Frauen bis hin zur modernen Produktion reicht die breite Palette der Themenbereiche. Untergebracht in einem ehemaligen Gebäude der Textilmaschinenfabrik Mayer & Cie vermitteln die Räumlichkeiten beim Rundgang eine authentische Atmosphäre früherer Arbeitsbedingungen.

Objekte aus einer anderen Welt

Ein alter Handculierstuhl, das Arbeitsgerät der Strumpfweber, verweist auf die Ursprünge der handwerklichen Trikotagenproduktion und wirkt als Objekt an sich schon wie ein fremdartiges Überbleibsel aus einer gänzlich anderen Welt. Des weiteren erwarten die Besucher Spulmaschinen, Rundwirkstühle und Rundstrickmaschinen, Zuschneidemaschinen, ein Konfektionstisch von 1920, also Maschinen aus nahezu sämtlichen Produktionsbereichen.

Das besondere am Maschenmuseum ist hierbei: Die Exponate stehen nicht sorgsam eingemottet hinter Glas, sondern sind funktionstüchtig. Die Rundwirkstühle werden bei Führungen in Bewegung gesetzt, ihr Rattern und der Tanz der feinen Nadeln vermittelt unglaublich viel davon, wie es damals in den Sälen der großen Trikotfabriken zugegangen ist.

Die Ausstellung verdeutlicht auf mehreren, großzügig gestalteten Ebenen den Produktionsablauf vom Rohstoff bis zum fertigen Endprodukt. Eine historische Dampfmaschine und nahezu alle anderen Maschinen wurden seinerzeit von den Mitgliedern des Arbeitskreises Maschenmuseum restauriert und vermitteln nun hautnah Geschichte, wenn sie wie damals ihre Stoffschläuche produzieren.

Das Maschenmuseum war von Anfang an als lebendiges Museum geplant – diese Ausrichtung wurde gehalten. Neben der im wahrsten Sinne des Wortes an sich schon bewegten Ausstellung zieht das Maschenmuseum immer wieder mit zahlreichen Sonderausstellungen und aufsehenerregenden Aktionen die Besucher an. So waren im Obergeschoss bereits zahlreiche Kunstausstellungen mit Bezug zum Thema Textil zu sehen, Veranstaltungen wie die Mottoparty „Kunst am Kopf“, unterschiedlichste Konzerte im Foyer oder seit Neuestem der „Kleidertausch & Kaffeeklatsch“ gehören zum bunten Angebot des einzigartigen Museums dazu.