Unerwartete Überraschung: TSG Balingen erhält kleine Finanzspritze aus der Bundesliga

Von Marcel Schlegel

Die vier Lizenzvereine aus der Fußball-Regionalliga Südwest haben einen Fonds aufgelegt, der den Amateurklubs der Staffel bei der Finanzierung der verpflichtenden Corona-Tests zugutekommen soll.

Unerwartete Überraschung: TSG Balingen erhält kleine Finanzspritze aus der Bundesliga

Gute und schlechte Nachrichten am Rande des Balinger Stadions.

Das kam überraschend und sogar unangekündigt: Die vier Lizenzvereine der Fußball-Regionalliga Südwest haben zusammengelegt und insgesamt 60 000 Euro in einen so bezeichneten „Solidaritätsfonds“ eingezahlt, der explizit und ausschließlich an die Amateurvereine der Südweststaffel ausgeschüttet wird, also unter anderem an die TSG Balingen. Jeweils ein Viertel der Summe steuerten der VfB Stuttgart, 1. FSV Mainz 05, SC Freiburg und die TSG 1899 Hoffenheim bei, deren U-Teams in der 4. Liga spielen. Die Amateurklubs sollen das Geld nutzen, um damit die Corona-Schnelltests zu bezahlen, die die 22 Mannschaften seit Saison-Restart im Dezember vor jedem Geisterspiel bei Spielern wie Verantwortlichen zur Corona-Prävention vornehmen müssen.

Die TSG Balingen hat gestern zum Rückrunden-Auftakt beim VfR Aalen gewonnen und die Saisonpunkte 33 bis 35 eingesammelt. Lesen Sie hier den Spielbericht.

„Das ist wirklich eine tolle und solidarische Geste, für die wir uns natürlich direkt bedankt haben“, sagte Roland Schmid, der in der Balinger Vorstandschaft für die Buchhaltung zuständig ist und sich nun über eine vierstellige Summe für den Vereins-Geldbeutel freuen darf, die der Alb-Amateurklub gut gebrauchen kann, weil im Etat eingeplante Zuschauer- und Catering-Einnahmen aufgrund der Corona-Beschränkungen in der laufenden Saison quasi komplett ausfielen.

Schlechte Nachrichten aus Stuttgart

Rund 7500 Euro kosten die Corona-Tests die TSG allein in der Rückrunde – das hat Finanzvorstand Schmid errechnet. Er geht davon aus, dass sich diese Kosten nun durch den Scheck der Lizenzvereine decken lassen. Wie hoch dieser genau beziffert ist, konnte Schmid noch nicht sagen, weil nicht ganz klar ist, welche Klubs in die von der Regionalliga-Südwest-Geschäftsführung kommunizierte Definition fallen und entsprechend einen Anteil erhalten sollen. Gerichtet sei die „Solidaritätsaktion“ an die Vereine, „die semi-professionellen Strukturen haben und sich selbst als Amateurvereine definieren“, teilten die Karlsruher mit. Auf acht oder neun der 22 Vereine trifft diese Beschreibung zu. Die reinen Profiklubs, die besonders während des Lockdowns auch staatliche Hilfen erhalten konnten, blieben nunmehr außen vor.

Die Hoffnung auf eine weitere, noch wichtigere finanzielle Hilfe ist am Rande der Bizerba-Arena derweil erloschen: Die Schwaben hatten auf Zuschüsse des Landes gehofft, mit denen sie die angesprochenen finanziellen Ausfälle ausgleichen wollten. Doch das zuständige Ministerium in Stuttgart lehnte den Antrag aus Balingen laut Schmid ab. „Das liegt jetzt auf Eis“, sagte dieser.

Bei der TSG Balingen fühlen sie sich nicht sonderlich fair behandelt. Denn anders als die baden-württembergischen Profivereine kann der semi-professionelle Kreisstadtklub lediglich geringfügige Hilfen aus dem Zuschuss-Topf für Amateure beantragen und dies nur, sollten die finanziellen Engpass existenziell bedrohlich werden. So weit ist es dank der Treue der Sponsoren noch nicht.

Zwei-Klassen-Gesellschaft verhärtet sich

Die Balinger hatten von der Landesregierung daher einen speziellen Zuschuss gefordert, analog zu den Fußball-Drittligisten und den Bundesliga-Vereinen aus anderen Sportarten, die Gelder aus dem 200-Millionen-Fördertopf des Bundes erhalten haben. Sie argumentierten, dass sich die TSG selbst zwar lediglich als semi-professionell erachtet, die Südweststaffel der 4. Liga indes vom Land als Spielklasse des Berufs- und Spitzensports eingestuft wurde und die TSG deshalb wie ein Profivereine behandelt werden müsse.

Wie die Fußball-Profiligen darf auch die Südweststaffel der Regionalliga als eine von deutschlandweit nur fünf Ligen trotz Corona-Lockdown weiterspielen. Zudem erhielten einzelne Liga-Rivalen der TSG von ihren Bundesländern oder Städten teilweise maßgeschneiderte Finanzhilfen, etwa die Regionalliga-Klubs aus NRW oder die Kickers Offenbach aus der Südweststaffel. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft, wie die Regionalliga zuweilen genannt wird, könnte sich also auch durch die Pandemie strukturell verfestigen.