Handball

Unentschieden gegen Leipzig: HBW Balingen-Weilstetten macht den Deckel nicht drauf

26.11.2020

Von Marcus Arndt

Unentschieden gegen Leipzig: HBW Balingen-Weilstetten macht den Deckel nicht drauf

© Herl

Im Geisterspiel gegen Leipzig holte der HBW einen Punkt.

Die „Gallier“ blieben auch im dritten Spiel in Serie ungeschlagen. „Mit dem Punkt müssen wir leben“, sagte Jens Bürkle nach dem 20:20 (9:9) gegen die Sachsen. Diese verpassten kurz vor dem Abpfiff den Lucky Punch.

Die Hallenuhr zeigte noch 21 Sekunden an, als Gästetrainer André Haber die finale Ansage machte. „Die kriegen den Ball nicht mehr“, forderte er – und die Ostdeutschen spielten dann auch konsequent die Uhr runter. Den letzten Wurf nahm sich Lucas Krzikalla, scheiterte jedoch an HBW-Keeper Mike Jensen.

Der Däne machte erneut ein Klassespiel, sicherte den Schwaben zumindest einen Teilerfolg. „Ich hatte mir mehr erhofft“, gestand der Balinger Coach im Sky-Interview ein. Das war möglich, doch in den letzten Minuten zeigte der Tabellen-16. Nerven. Unbegründet.

Abwehrreihen im Fokus

„Wir haben Selbstvertrauen“, betonte Balingens Top-Torschütze Vladan Lipovina vor dem Duell mit den Sachsen, welche erneut zwei „alte Herren“ reaktivieren mussten: die Ex-Balinger Philipp Müller und Milos Putera. Diese blieben zunächst auf der Bank – sahen einen besseren Auftakt der Schwaben, die im stehenden Angriff gegen die aggressive Abwehr der Gäste Schwierigkeiten hatten. Die „Gallier“ suchten nach Lösungen – fanden aber vorerst keine. Bitter, dass Marcel Niemeyer zwei Bälle leichtfertig liegen ließ. Wichtig, dass Jensen von Beginn an sehr präsent im Kasten war.

Per Siebenmeter konservierte Gregor Thomann eine knappe Balinger Führung (2:1/7.). Klug antizipierte der Rechtsaußen nur Sekunden später den nächsten Leipziger Angriff, traf ins leere Tor zum 3:1. Es blieb eine unglaublich intensive Partie – mit zwei dominanten Abwehrreihen.

HBW verspielt Vier-Tore-Führung

Diese ließen in der Anfangsviertelstunde wenig zu – entsprechend dürftig war die Torausbeute (5:3/14.). Haber sah Gesprächsbedarf, zückte die Grüne Karte. „Es passiert zu wenig“, kritisierte der SC-Kommandogeber, „wir brauchen diese Qualität aus dem Rückraum.“ Die fehlte den Ostdeutschen, welchen die fehlende Matchpraxis nach der coronabedingten Pause doch anzumerken war. Die Körperkulturellen zogen die nächste Fahrkarte, doch vorne funktionierte auch beim letztjährigen Aufsteiger wenig.

Dennoch: Nach zwei Siebenmeter-Paraden von Mario Ruminsky führte der HBW erstmals mit drei Treffern – beim 7:4 (21.). Leipzig wirkte in der Offensive ein wenig konsterniert, während der Kreisstadt-Klub erhöhte. Tim Nothdurft netzte zum 9:5 (23.). Doch die Gäste blieben dran, schafften nach zwei Zobel-Fahrkarten den Anschluss. Bürkle reagierte auf den 0:3-Negativlauf, „forderte mehr Bewegung“. Das klappte nicht und die Sachsen egalisierten (9:9/28.). Symptomatisch: Thomann scheiterte Sekunden vor dem Pausenpfiff an Gästekeeper Joel Birlehm und so blieben die Balinger sieben Minuten ohne Torerfolg.

Rot für „Kiwi“

Auch nach dem Seitenwechsel fehlte den Schwaben die Durchschlagskraft. Die Gastgeber legten nichtsdestotrotz vor: durch die beiden Außen zum 11:9 (34.). Den knappen Vorteil behauptete der HBW zunächst, welcher sehr variabel verteidigte. Pech für die Schwaben, dass sich Romas Kirveliavicius früh seine dritte Zeitstrafe einhandelte (38.). Auch ohne den Abwehrchef blieb Balingen-Weilstetten am Drücker, ließ aber einfach zu viele Möglichkeiten liegen.

Nochmals justierte Bürkle nach. Vergebens. Der SC schaffte den erneuten Ausgleich (16:16/47.) und die Schwaben wackelten. Wichtig, dass Lukas Saueressig und Nothdurft zum 18:16 trafen (51.). Crunchtime in der „Hölle Süd“ und die Balinger hatten es weiter selbst in der Hand. „Überzeugung“ forderte Bürkle von seiner Truppe, doch Lipovina traf nur das Aluminium.

„Wir waren nie hinten“, haderte HBW-Manager Wolfgang Strobel nach dem Abpfiff, „aber immer wenn wir eine Phase hatten, wo wir das Spiel vielleicht hätten entscheiden können, machen wir wieder ein paar einfache Fehler und lassen sie so eben auf ein Unentschieden rankommen. Am Ende sind wir natürlich glücklich, dass Mike den letzten Ball hält.“

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