Albstadt

Umfahrung: Die Sprecher der Lautlinger Tunnelinitiative werfen das Handtuch

12.10.2020

Von Dagmar Stuhrmann

Umfahrung: Die Sprecher der Lautlinger Tunnelinitiative werfen das Handtuch

© Dagmar Stuhrmann

Geben enttäuscht auf: Günther Kirschbaum (links) und Emil Huber.

Die Köpfe der „Engagierten Lautlinger Bürger“ geben ihren Rückzug per E-Mail an die Mitglieder bekannt. „Wir geben auf“, heißt es in dem Schreiben. Die Entscheidung werde mit Rücksicht auf ihre Familien getroffen. An die Adresse von Stadtverwaltung und Gemeinderat erheben Günther Kirschbaum und Emil Huber scharfe Vorwürfe. Für die Zukunft kündigen sie an, „neutral“ sein zu wollen.

Vor rund zweieinhalb Jahren sind sie als Köpfe der Bürgerinitiative „Engagierte Lautlinger Bürger“ (kurz: ELB) erstmals an die Öffentlichkeit getreten – jetzt geben Günther Kirschbaum und Emil Huber ihren Rückzug bekannt. „Wir geben auf“, heißt es in einer E-Mail, die alle BI-Mitglieder erhalten haben. „Wir haben gekämpft, hatten noch viele Pläne und wollten auch bis zum Planfeststellungsverfahren durchhalten, um unsere klar bessere Idee der Ortsumfahrung mit Tunnel und ohne Hirnau durchzubringen“, wenden sich die Sprecher der Bürgerinitiative an ihre Mitstreiter.

Künftig „neutral“ verhalten

Wie der E-Mail, die dem ZOLLERN-ALB-KURIER vorliegt, zu entnehmen ist, wollen Günther Kirschbaum und Emil Huber mit Rücksicht auf ihre Familien von einem weiteren Engagement in der Lautlinger Tunnel-Bürgerinitiative absehen und kündigen an: „Wir werden uns zukünftig, soweit es geht, neutral verhalten. Unsere Idee können wir unter diesen Umständen nicht weiterverfolgen.“

Vorwürfe Richtung Rathaus

In dem Schreiben erheben die Verfasser auch scharfe Vorwürfe an die Adresse der Stadtverwaltung und des Gemeinderats. Dabei ist von „direkten Verletzungen“ und „Verunglimpfungen“ die Rede. Dem „Hintergrunddruck, der auf unwahren Aussagen gründe“, wollen sich Kirschbaum und Huber nach eigener Aussage nicht länger aussetzen. Dass sie für ihren Trassenvorschlag von Stadtverwaltung und Gemeinderat nicht mehr Unterstützung erfahren haben, bedauern die beiden sehr. „Wir wollten unseren Kindern und Enkeln eine einigermaßen intakte Landschaft und Natur hinterlassen, wo es Freude macht zu leben. Ohne Bauplätze wird auch dies nicht einfacher; mit unserer Idee wären sofort zirka 50 bis 60 Bauplätze verfügbar gewesen.“

„Um Verwaltungen zu besiegen, waren wir zu wenige“

Kirschbaum und Huber danken den Mitgliedern der Initiative „Engagierte Lautlinger Bürger“. Mit ihnen könne man Rösser stehlen, loben sie, „aber um Orts- und Stadtverwaltungen zu besiegen, waren wir zu wenige, da braucht man Legionen.“ Es tue ihnen leid, so Kirschbaum und Huber, dass sie nun gezwungen seien, dieser „Verschandelung unserer Natur tatenlos zusehen zu müssen“.

Von Ursprungs-BI abgespalten

Die von Günther Kirschbaum und Emil Huber ins Leben gerufene Bürgerinitiative „Engagierte Lautlinger Bürger“ hatte sich im Frühjahr 2018 von der Bürgerinitiative „Für Lautlingen – gemeinsam für die beste Lösung“ (mit Sprecher Helmut Müller) abgespalten, nachdem es offenbar unterschiedliche Auffassungen darüber gegeben hatte, wie das – für beide geltende – gesteckte Ziel erreicht werden sollte.

Runder Tisch kam nie zustande

Somit gab es fortan im Lager der Tunnelbefürworter zwei Gruppierungen, die als solche jede für sich agierten. In der Folge forderten die „Engagierten Lautlinger Bürger“ von der Stadtverwaltung, einen runden Tisch mit allen Beteiligten zu realisieren – der nie zustande kam –, ließen ein Diorama bauen, das sie in verschiedenen Runden vorstellten, und Plakate drucken, setzten beim Verwaltungsgericht Sigmaringen eine Genehmigung zur Akteneinsicht beim Regierungspräsidium durch, sammelten Unterschriften per Online-Petition, überreichten der Verwaltung 441 Einwendungen gegen den Bebauungsplan zum Gewerbegebiet Hirnau und warben auf der politischen Schiene für ihre Alternativtrasse, die einen Tunnelabschnitt beinhaltet und aus ihrer Sicht die klar bessere wäre.

Immenser Eingriff in Natur

Die „Amtstrasse“ beziehungsweise „Antragstrasse“ (ohne Tunnelabschnitt und eng verknüpft mit einem geplanten Gewerbegebiet auf Hirnau) lehnt die Bürgerinitiative unter anderem wegen des immensen Eingriffs in die Landschaft ab.

Thema Positionspapier abgesetzt

Ohne den Rückhalt bei der Albstädter Stadtverwaltung sahen sich die Sprecher der Bürgerinitiative in ihrem Bemühen im Stich gelassen – diese Kritik zieht sich durch ihren zweieinhalbjährigen Kampf für die Tunneltrasse wie ein roter Faden. Zuletzt richtete sich das Augenmerk auf das geplante Gewerbegebiet Hirnau. Ohne Hirnau, so die Überzeugung, platze auch die Amtstrasse. Letztes – für die BI ernüchterndes – Mosaikstück bei diesem Thema: Der Lautlinger Ortschaftsrat nahm unlängst den der Bürgerinitiative wichtigen Punkt „Positionspapier zum Gewerbegebiet Hirnau“ mittels Ratsmehrheit von der Tagesordnung.

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