Trotz starker Teamleistung: HBW Balingen-Weilstetten fehlen im Derby ein paar Prozent

Von Marcus Arndt

Es ist wie so oft im Leben: Der Blickwinkel ist entscheidend. Im württembergischen Prestigeduell kassierten die „Gallier“ eine bittere Heimniederlage. Nicht nur die finale Entscheidung der Schiedsrichter stieß auf Unverständnis.

Trotz starker Teamleistung: HBW Balingen-Weilstetten fehlen im Derby ein paar Prozent

Gegen Göppingen unterlag der HBW knapp.

Zumindest bei den Balingern, welche nach einem Wild West-Foul von Kresimir Kozina rot gegen den Göppinger Kreisläufer und Siebenmeter forderten.

Der abwehraffine Kroate stoppte Vladan Lipovina beim Freiwurf in aussichtsreicher Wurfposition regelwidrig, traf den besten Balinger Angreifer (sieben Tore) mit voller Wucht im Gesicht. Kurz davor hatte Tim Kneule – hart am Zeitspiel – den Tabellenfünften in der SparkassenArena mit 31:30 in Führung gebracht.

„Das tut extrem weh“

Die Bewertung der finalen Aktion durch das schwache Schiedsrichterduo Otto/Piper war für die „Gallier“ ganz, ganz bitter. Hätten die Unparteiischen das klare Foul als grobe Regelwidrigkeit mit der Folge einer Roten Karte geahndet, hätte es laut Reglement in den letzten 30 Sekunden des Spiels einen Strafwurf geben müssen. „Das tut extrem weh, wir hätten einen Punkt verdient gehabt“, sagt HBW-Kapitän Jona Schoch bei Sky.

Mit etwas Zeit, um durchzuatmen, ordnet Jens Bürkle die Entscheidung unaufgeregt ein. „Die regt mich eigentlich gar nicht so sehr auf“, sagt der Balinger Trainer, „letztendlich ist das am Ende dann auch eine Interpretationssache.“ Zuvor hatten ein paar Pfiffe den 40-Jährigen in Rage gebracht. Der ehemalige Erstliga-Spieler weiter: „Ob die letzte Aktion dann wirklich rot-würdig gewesen wäre, sei mal dahingestellt. Das haben sie nicht so interpretiert und deshalb nicht so gewertet. Ich war mit ein paar anderen Sachen nicht ganz so einverstanden...“

Mayerhoffer unfassbar stolz

In einer packenden Partie mit vielen Phasen nutzte der HBW das Momentum nicht, brachte aber spielerische Klasse und Mentalität auf die Platte. Wie der ersatzgeschwächte Altmeister, welcher mit dem neunten Sieg in Serie Rang fünf zementierte. „Ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft, dass sie unter diesen Voraussetzungen mit einer extremen Moral so einen Kampf abgeliefert hat. Einige Spieler mussten durchspielen“, betont Göppingens Coach Hartmut Mayerhoffer.

Durch den Ausfall von Sebastian Heymann (Sprunggelenksverletzung) lastete im Rückraum das Gros der Verantwortung auf Nemanja Zelenovic (sechs Tore) und Kneule. Herausragend waren aber einmal mehr Linksaußen Marcel Schiller (13) und Kozina aus der Nahdistanz. „Gerade die Aktionen über den Kreis haben uns schon weh getan“, gesteht Bürkle ein, „da ist es uns schwer gefallen, Kozina wirklich sauber zu verteidigen. Damit macht er halt nachher vier Tore und holt gefühlte acht Siebenmeter raus.“

Gewohnt intensiv arbeitete der 31-Jährige gegen die Balinger Defensivabteilung – häufig grenzwertig. „Das müssen wir einfach besser lösen“, räumt der 40-Jährige unumwunden ein, „unabhängig davon, dass wir hinten raus in Überzahl zwei Pfiffe kassieren, welche einfach weh tun. Nichtsdestotrotz hatten wir es selbst in der Hand. Wir hätten insgesamt eine etwas breitere Teamleistung gebraucht, um noch mehr Energie aufs Feld zu bringen. Es sind ein paar Kleinigkeiten – und in so einem engen Spiel machen diese dann doch einiges aus.“

HBW-Punktgewinn greifbar

Ohne Zweifel, ein zählbarer und greifbarer Erfolg hätte dem abstiegsbedrohten Kreisstadt-Klub vor dem Doppelpack in Leipzig (15. April) und gegen Rekordmeister Kiel (18. April) gut getan. Zumindest blieb es beim Drei-Punkte-Polster des Tabellen-16. auf die Abstiegsplätze, nachdem auch die Konkurrenten um den Klassenerhalt am Donnerstagabend allesamt verloren haben.