Handball

Trendwende nach Topleistung: Große Freude beim HBW Balingen-Weilstetten über den ersten Sieg

12.11.2020

Von Marcus Arndt

Trendwende nach Topleistung: Große Freude beim HBW Balingen-Weilstetten über den ersten Sieg

© Eibner

Der Auftritt in Lemgo sorgte beim HBW für Zufriedenheit.

Im Lipperland stoppten die Schwaben eine endlose Sieglos-Serie. Seit Weihnachten 2019 hatten die „Gallier“ in der Bundesliga nicht mehr gewonnen. 321 Tage später haben die Balinger „den Bock umgestoßen“ (O-Ton Jens Bürkle).

Früher als die Konkurrenz startete der letztjährige Aufsteiger in die Vorbereitung, arbeitete akribisch die Defizite der Vorsaison auf – mit einem aufgrund finanzieller Zwänge ausgedünnten Kader mit nur drei externen Neuzugängen. Die junge Mannschaft lieferte beim BGV-Cup bemerkenswerte Ergebnisse, „und so mancher hat etwas den Blick für die Realität verloren“, meinte Manager Wolfgang Strobel.

Die Konkurrenz erdete den HBW in der Liga gnadenlos – und nach 0:12 Punkten standen die Kreisstädter früh unter Druck. Dennoch blieben Geschäftsführer und Trainer ruhig, forderten Geduld auf und neben der Platte ein. Beim zweifachen Deutschen Meister, der ohne den verletzten Torjäger Jonathan Carlsbogard blass blieb, verbuchte der HBW zwei wichtige Zähler. Der erste Saisonsieg für die „Gallier“, die im vergangenen Jahr beim 26:24 über die Körperkulturellen aus Leipzig letztmals doppelt gepunktet haben.

Von Anfang an in Führung

Im Geisterspiel gegen die Lipperländer führte der Tabellenvorletzte von Beginn an (9:6/15.) und setzte sich sukzessive ab: mit 16:10 zur Halbzeit. Mit dem Sechs-Tore-Vorteil ging Balingen-Weilstetten in die Pause und baute den Vorsprung nach dem Seitenwechsel noch aus: auf 19:11 (35. Minute) und 24:17 (43.). „Wir kommen nicht gut raus“, kritisierte TBV-Kommandogeber Florian Kehrmann, nachdem sein Team früh abreißen ließ.

Anders die Gäste. „Alle Mannschaftsteile haben geliefert, wir haben einfach richtig gut gespielt“, analysierte Bürkle, „und es auch mal durchgezogen.“ Nur kurz wackelte der HBW beim 19:14 (45.), doch die Top-Torschützen Vladan Lipovina (7 Treffer) und Tim Nothdurft (8) hielten Lemgo auf Distanz. „Das war eine Topleistung heute“, hob der Sportwissenschaftler hervor, welcher eine sehr stabile Abwehr mit einem überragenden Mike Jensen (Fangquote: 45 Prozent) sah. „Man kann auch sagen, der Keeper war so, wie wir uns das vorgestellt haben“, so der 40-Jährige weiter, „Mike hat das Torhüterduell nicht nur gewonnen, sondern extrem deutlich dominiert. Zusammen mit Mario Ruminsky hatten wir 17 Paraden. Das war schon ein riesiger Unterschied – Lemgo hatte nur vier. Aber die Abwehr hat es auch gut gemacht, viele schwere Würfe verteidigt.“

Unumwunden räumte der frühere Erstliga-Kreisläufer aber ein: „Ich muss ehrlich sagen: Aufgrund der Erlebnisse in den vergangenen Wochen habe ich bis zweieinhalb Minuten vor Schluss wirklich gezittert. Denn so eine Serie muss man erst einmal überwinden – und das hat die Mannschaft toll geschafft.“

Enttäuschung beim TBV

Nach unglücklichen Niederlagen und bitteren Momenten in der ersten Saisonphase gelang dem HBW die Trendwende. „Ich bin stolz, dass die Jungs es geschafft haben, diesen Negativlauf zu drehen“, betonte Bürkle, „dass wir in Lemgo gewonnen haben, ist uns auch noch nicht so oft gelungen. Es gab viele tolle Einzelleistungen: Von Oddur über Tim und Vladan. ‚Luki‘ hat super Regie geführt, auch Jona hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Aber auch die jungen Spieler, die reinkamen, haben überzeugt. Niklas hat ganz wichtige Impulse gesetzt, René ebenso. Es waren einfach viele, viele gute Dinge dabei – aber sonst gewinnst du auch nicht beim TBV.“

Anders die Gefühlslage bei den Westdeutschen, welche die erste Heimniederlage in dieser Spielzeit kassiert haben. „Auch wenn heute gar nichts zusammenpasste, müssen wir jetzt nicht alles umwerfen“, sagte Kehrmann. Stattdessen gelte es die Leistung zu hinterfragen, „wieso wir von Beginn an nicht konsequent zu Werke gegangen sind.“

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