Balingen

Trara auf der Bühne: Das Volkstheater Balingen eröffnet seine Spielsaison in Endingen

07.11.2022

Von Barbara Szymanski

Trara auf der Bühne: Das Volkstheater Balingen eröffnet seine Spielsaison in Endingen

© Barbara Szymanski

Wichtigtuerei, Scheinheiligkeit, Selbstüberschätzung und Geschwätzigkeit: Menschliche Schwächen stehen beim neuen Stück des Volkstheaters im Rampenlicht.

Textsicher, spielfreudig und mit viel Trara hat das Volkstheater Balingen am Sonntag die Theaterspielzeit eröffnet. Gegeben in der Turnhalle in Endingen wurde „Trara auf dem Bazar“, ein Stück, das sich Spielleiter Thomas Haug ausgedacht und den ursprünglich sieben Darstellern sozusagen auf den Leib geschrieben hat. Die Bühne gehörte letztendlich den angestammten Protagonisten, die ihre Rollen spielten, als sei das ihr Brotberuf. Souffleuse und Mimin Karin Wider hatte deshalb wohl nicht besonders viel Stress bei der Premiere.

Das Schöne an Volkstheatern mit Laiendarstellern: Sie haben die Freiheit, kräftig zu überspielen und sich ins Zeug zu legen, dass sich die Bühnenbretter biegen. Und genau das taten zum Vergnügen der rund 180 Zuschauer: Michael Schwindt als linkischer Pfarrer Huber, Michael Schneider als vor Stolz fast platzender Ersatz-Sicherheitsmann Paul Freisang und Ernst Hoss als pfiffiger Geheimnisträger, Kirchendiener und Security-Mann Karl-Otto Schäberle.

Zurückhaltender, aber nicht weniger präsent, textsicher und spielfreudig agierten die Marktbeschickerinnen Rose Schiebel als Edith, Beate Schell als Liesel, Maria Lachenmaier als Marktbesucherin und die Neue im Ensemble, Marie-Luise Müller, als Charlotte.

Kampf um einen Markstand

Manuela Loeb hatte als Kim die Aufgabe, ein ziemlich raffiniertes „Mädle“ darzustellen, das mit den Waffen einer Frau und einigen „Fläschle“ Bier ihren angestammten Stand auf dem „Märkt“ zurückerobern wollte. Denn den hatte mit Hilfe des Pfarrers Sabine Freisang alias Andrea Hafen ergattern können. Der dem weiblichen Geschlecht nicht direkt feindlich gesinnte, aber doch ziemlich tollpatschige Geistliche hielt die Freisang nämlich für eine Bestseller-Autorin, die, wie die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die Öffentlichkeit meidet wie ein scheues Reh. Ein Foto und ein Interview für die Dekanatszeitschrift wollte er für sein Bevorzugen und dem Preisgeld von stattlichen 500 Euro für den schönsten Marktstand.

Tief in die Trickkiste gegriffen

Stückeschreiber Thomas Haug hat tief in die Trickkiste gegriffen und menschliche Schwächen in einen humorigen Kontext gestellt: Wichtigtuerei und Scheinheiligkeit, Selbstüberschätzung und Geschwätzigkeit, Geiz und Willkür, Eitelkeit und Geldgier. Denn die Sabine Freisang ist nicht die preisgekrönte Schriftstellerin. Sie und ihr Mann haben nur Dollarzeichen in den Augen.

Die Auflösung, die sich nicht mit einem Knall, sondern aufgedröselt und dramaturgisch recht ausgefuchst gegen Ende des Dreiakters ergibt, ist überraschend, kann an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden.

Trara auf der Bühne: Das Volkstheater Balingen eröffnet seine Spielsaison in Endingen

© Barbara Szymanski

Rund 180 Zuschauerinnen und Zuschauer waren bei der Premiere von „Trara auf dem Bazar“ in Endingen dabei.

Damit der vergnügliche Theaterabend – der zum neunten Mal in Endigen über die Bühne ging – eine runde Sache wurde, hat sich das Küchen-Team mit schmackhaften Weckle-Kreationen und die Helfer der Auf- und Abbaucrew sowie die Mitglieder des Vereins Endingen Aktiv wie immer mit großem Engagement eingebracht.

Aktivitäten des Vereins

Das erwähnte in seiner Begrüßung der Vorsitzende Marc Eberhart. „Sonst waren es immer über 50 Zuschauer mehr. Die Pandemie hat auch uns geschadet“, sagte er am Rande der Veranstaltung. Er nahm die Grußworte auch zum Anlass, auf einige Aktivitäten des Vereins hinzuweisen. Und das sind die neue Repairstation für Fahrräder, die Schaukel an der Obstanlage oder die Beteiligung am sogenannten Naschgarten. Dies alles und noch mehr ganz anders als auf der Bühne – nämlich ohne Trara.

Weitere Spieltermine gibt es auf der Website des Volkstheaters

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