Tödliches Feuer in Gammertingen: Angeklagter bestreitet Tat beim Prozessauftakt

Von Pascal Tonnemacher

Ende August 2022 hatte ein Haus in Gammertingen gebrannt, ein Mann war dabei ums Leben gekommen, drei weitere Bewohner durch Rauchgas verletzt: Ein 25-jähriger Angeklagter bestreitet beim Prozessauftakt in Hechingen weiterhin die Tat und macht zu der ihm vorgeworfenen Brandstiftung mit Todesfolge keine Angaben. Deutlich wurde, dass der Rumäne offenbar wenig Anschluss in Deutschland gefunden und ein Problem mit Alkohol hat.

Tödliches Feuer in Gammertingen: Angeklagter bestreitet Tat beim Prozessauftakt

Die Feuerwehr bekämpfte in der Nacht vom 26. auf den 27. August 2022 das Feuer in einem Einfamilienhaus an der Marktstraße in Gammertingen. Ein 55-jähriger Bewohner kam bei dem Brand ums Leben.

Seine Hobbys: Videospiele. Sein Alltag: zur Arbeit, nach Hause, Bier trinken, schlafen. Familie und Freunde: Hat er in Deutschland keine. Ein 25-jähriger Rumäne muss sich seit Donnerstag vor dem Landgericht Hechingen wegen Brandstiftung mit Todesfolge verantworten.

Was laut der Anklage der Staatsanwaltschaft geschehen war: In der Nacht vom 26. auf den 27. August 2022 soll der 25-Jährige kurz nach Mitternacht in die Marktstraße in Gammertingen und über die unverschlossene Haustüre in das Gebäude gegangen sein. Die vier Bewohner waren schon in ihren Schlafzimmern in dem dreistöckigen Gebäude.

Brennende Treppe versperrte Fluchtweg

Im Wohnzimmer, das unter den Schlafzimmern gelegen ist, habe er einen Gegenstand, möglicherweise mit Feuerzeugbenzin, entzündet. Das Wohnzimmer stand in der Folge in Vollbrand. Das Feuer erreichte auch die Treppe zum ersten Stock und versperrte so den einzigen Fluchtweg.

Die Bewohner wurden von den Rauchgasen laut Anklage im Schlaf überrascht. Ein Bewohner erwachte mit Luftnot, ein anderer Bewohner aufgrund der Feuerwehrsirenen. Beide konnten mit leichten Verletzungen über das Fenster gerettet werden.

Ein Mann stirbt wegen Rauchgas

Ein dritter Bewohner war wegen des eingeatmeten Kohlenmonoxids in Lebensgefahr und konnte noch rechtzeitig aus dem Haus gebracht werden. Der vierte Bewohner verstarb wegen des eingeatmeten Rauchgases noch im Haus.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem jungen Mann deshalb Brandstiftung mit Todesfolge sowie dreifache fahrlässige Körperverletzung vor. Bei einer Verurteilung drohen eine lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren.

Schweigendes Bestreiten

Zur Tat selbst schwieg der Angeklagte zum Prozessauftakt, bestritt sie aber. Gegenüber Polizisten hat er laut dem Vorsitzenden Richter Dr. Hannes Breucker jedoch nach der Tat Angaben gemacht. Die Beamten werden bei folgenden Verhandlungsterminen als Zeugen gehört.

Der 25-Jährige erläuterte jedoch seine Vergangenheit und seinen Alltag. Bis zur Tat arbeitete er, habe aber hohe Schulden – vor allem wegen eines kaputten Autos, horrenden Zinsen eines Kredits und zweier Geldstrafen. Letztere müsse er bezahlen, weil er alkoholisiert und ohne Führerschein Unfälle mit Firmenautos gebaut habe und verurteilt wurde.

In der Heimat sei er lange nicht mehr gewesen, Kontakt zu seiner Mutter und seinem Bruder in Rumänien habe er aber täglich, seinen Vater jedoch nie kennengelernt. In Deutschland, wo er seit 2018 mit Unterbrechung lebt, habe er einen Deutschkurs nicht geschafft und aktuell keine Freunde – außer den Alkohol.

Alkohol als einziger Freund und Problem

Schon in Rumänien habe er zeitweise zu viel getrunken, landete dort aber auch später in Deutschland mehrfach im Krankenhaus deswegen. Warum er so viel trinke, wisse er nicht. Manchmal schäme er sich auch dafür oder empfinde ein Schuldgefühl.

Eine Abhängigkeit könne er nicht verneinen und sich auch kein Leben ganz ohne Alkohol vorstellen. Schon vor den Alkoholunfällen sei er von seinem Chef und Kollegen deswegen angesprochen worden. In Haft habe er Kontakt zur Suchtberatung aufgenommen.

In Deutschland würde es ihm aber gefallen, sagte er auf Nachfrage. Seine Perspektive: eine Katzenzucht, hier oder in Rumänien.

Der Prozess wird am Montag, 13. Februar, um 9 Uhr fortgesetzt.