Burg Hohenzollern

„Tierische Rasenmäher“ auf der Burg Hohenzollern nehmen ihren Dienst auf

03.08.2023

Von Julia Siedler

„Tierische Rasenmäher“ auf der Burg Hohenzollern nehmen ihren Dienst auf

© Roland Beck

Sabine und Florian Sickinger mit ihren Ziegen unterhalb der Burgmauern.

Das Bewerbungsverfahren ist abgeschlossen: Sabine und Florian Sickinger aus Bisingen stellen ihre tierischen Rasenmäher für die Burg Hohenzollern zur Verfügung. Im Interview mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER berichten sie von akrobatischen Ausbruchskünstlern, felligen Familienmitgliedern und vom „nebenberuflichen Sechser im Lotto“.

Mithilfe einer außergewöhnlichen Stellenausschreibung suchte man auf der Burg Hohenzollern kürzlich nach „20 bis 30 vierbeinigen Landschaftsgärtnern“, denen eine „vegane Vollpension und Work-Life-Balance an einem der schönsten Arbeitsplätze Deutschlands“ angeboten wurde (wir berichteten ausführlich). Die Resonanz war riesig, wie Schlossmeister Jan Sonnleitner zuletzt in einem Fernsehgespräch wissen ließ.

Mittlerweile ist das Bewerbungsverfahren abgeschlossen und Sabine und Florian Sickinger aus Bisingen stellen ihre tierischen Rasenmäher für die Burg zur Verfügung. Im Interview mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER berichten sie von akrobatischen Ausbruchskünstlern, felligen Familienmitgliedern und vom „nebenberuflichen Sechser im Lotto“.

Herr Sickinger, wie sind Sie auf die ungewöhnliche Stellenanzeige der Burg gestoßen?

Florian Sickinger: Ein Freund hat uns die Anzeige per Whatsapp geschickt, sonst hätten wir das nie mitbekommen, da wir immer sehr mit unseren Tieren beschäftigt sind.

Wie sehr haben Sie sich gefreut, als Sie erfahren haben, dass Sie als Gewinner aus dem Bewerbungsverfahren der Burg hervorgegangen sind?

Sabine Sickinger: Wir können es bis heute nicht glauben, so ein Glück zu haben. So ein Glück gibt es nur einmal im Leben. Das ist wie ein 6er im Lotto.

Wie viele Ziegen haben Sie mittlerweile auf der Burg und seit wann genau befinden sich diese dort?

Florian Sickinger: Es befinden sich gerade 48 Ziegen an der Burg Hohenzollern. Die ersten brachten wir am 25. und die restliche Rasselbande am 26. Juli. Wir haben die Fläche in drei Abschnitte aufgeteilt. Der erste Abschnitt befindet sich am Aufzug, der momentan wegen Sanierungsarbeiten für Besucher nicht zugänglich ist, und wird bis zum Wochenende etwa abgeweidet sein. Der nächste Abschnitt geht vom Fußweg in Richtung Burgtor an der Straße entlang. Er wird ein paar Tage, bevor es in den zweiten Abschnitt geht, mit einem Weidezaun eingezäunt. Dieser wird mit einem Weidezaungerät unter Strom gesetzt.

„Tierische Rasenmäher“ auf der Burg Hohenzollern nehmen ihren Dienst auf

© Sickinger

Hilfreich bei diesem tierischen Job: keine Höhenangst.

Ziegen büxen bekanntlich gerne einmal aus . . .

Ziegen sind wahre Ausbruchskünstler. Wenn sie ausbüxen, dann immer nur in der Gruppe, damit der Spaß auch garantiert ist. Deshalb ist unsere Ziege namens Sprinti auch nicht auf der Burg Hohenzollern dabei, da sie jede noch so kleine undichte Stelle im Weidezaun sofort findet und dies gleich den anderen mitteilt. Dann geht’s gemeinsam auf Erkundungstour.

Unter den Ziegenarten auf der Burg befinden sich die wuscheligen Angora-Ziegen (Mohair-Wolle), Zwergziegen, Edelziegen, Tauernschecken und Walliser. Worin unterscheiden sich die unterschiedlichen Ziegenrassen und haben sie womöglich auch unterschiedliche Präferenzen in ihrer „veganen Ernährung“?

Es befinden sich außerdem noch Burenziegen und Thüringer Waldziegen an der Burg. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in der Größe. Walliser fressen lieber die oberen Blättchen an den Bäumchen und Büschen und Zwergziegen eher die kleineren Büschchen und Heckchen. Wir haben so viele Rassen, da uns alle gefallen und wir uns nicht für eine entscheiden konnten.

Es sind auch schwangere Ziegen dabei. War im Stellenangebot der Burg auch Elternzeit für die Vierbeiner eingeplant?

Sabine Sickinger: Es war keine Elternzeit eingeplant, die Geburt der kleinen Ziegen wird eine Überraschung für alle Besucher und auch für uns. Den genauen Geburtstermin können wir nicht sagen, es können täglich Zicklein auf die Welt kommen.

Herr Sickinger, welche Flächen werden außer dem Berghang auf der Burg noch von Ihren Ziegen beweidet?

Florian Sickinger: Wir beweiden bekannte Flächen wie den Ebersberg in Thanheim und das Waldbad in Wessingen und viele weitere Flächen.

Erkennen Sie bereits Veränderungen im Verhalten Ihrer Ziegen, seit sie sich im fürstlichen Angestelltenverhältnis befinden?

Sabine Sickinger: Ja, unsere Ziegen stehen mit gehobenem Kopf an der Burgmauer und schauen von oben auf uns herab.

Warum eignen sich Ziegen für den Einsatz auf der Burg so viel besser als Schafe?

Florian Sickinger: Ziegen sind wahre Kletterkünstler und lieben es, an steilen Hängen zu klettern. Außerdem bevorzugen sie es, an Hecken und Büschen die Blätter und Spitzen anzuknabbern. Schafe bevorzugen eher Gras und ebene Flächen zum Grasen.

Was macht Ziegen für Sie so besonders, was mögen Sie an Ihrem Job am meisten und welche Rolle spielen Ihre Ziegen für Sie?

Sabine Sickinger: Ziegen sind sehr intelligente Tiere. Mit Ihnen wird es uns nie langweilig. Sie kommen stets auf neue Ideen und Dummheiten. Sie sind wahre Ausbruchskünstler und Abenteurer, aber auch sehr liebenswert. An diesem Job gefällt uns, dass wir ständig – egal bei welchem Wetter – draußen in der Natur unterwegs sind und dadurch sehr viele, nette Leute kennenlernen.

Alle Ihre Ziegen haben Namen, sie dürfen alle bei Ihnen alt werden und werden demnach nicht geschlachtet. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Sabine und Florian Sickinger: Unsere Ziegen sind Familienmitglieder. Familienmitglieder werden bei uns nicht gegessen. Manchmal müssen wir Hebamme oder auch Mutterersatz sein und mit der Milchflasche füttern sowie nachts aufstehen. Da wir nur Landschaftspflege und keine Fleischwirtschaft betreiben, benötigen wir lebende und keine geschlachteten Tiere.

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